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Beiträge veröffentlicht in Juli 2024

Böllerschüsse wecken Erinnerungen

Hooskeiler Kanone im Jahr 2000

Hooksiel (9. 9. 2024) – Die Hooksieler Kanone steht, frisch saniert, seit wenigen Tagen auf ihrem angestammten Platz auf dem Deich an der Viethstraße. Wieder einmal. Bei der Durchsicht alter Unterlagen ist Wolfgang Reich, langjähriger Vorsitzender des Hooksieler Seebadevereins und der Hooksieler Arbeitsgruppe, auf ein Foto aus dem Jahr 2000 gestoßen. Auch damals wurde die Kanone nach Restaurierungs- und Sanierungssarbeiten wieder am Deich platziert.

Das Foto ist ein Stück Hooksieler Dorfgeschichte. Er zeigt neben dem damaligen Seebadevereins-Vorsitzende Wolfgang Reich (3. von links) die Mitglieder der ersten Arbeitsgruppe, die in Hooksiel kurze Zeit zuvor eingerichtet worden war. Einige der damals Beteiligten sind inzwischen bereits verstorben. Zu sehen sind (von links) Ausrufer Andreas Tepper, Henning Gieseke, Wolfgang Reich, Helmut Janßen, der die Kanone später noch einmal überholt hat, Walter Dekena, Herbert Gruben, Wilhelm Tiarks, Heinz Dowideit, Rudi Jansen, Helmut Krüger und Arnold Goerke. Davor knieend Sina und Julia Gaudian. 

„Wir haben die Kanone auch mit Böllerschüssen aus Eimern begrüßt“, erinnert sich Reich. Im Unterschied zu damals habe die Überholung aber nur einige Wochen gedauert und gut 1000 Mark gekostet. Dass die aktuelle Sanierung drei Jahre in Anspruch nahm und deutlich teurer geworden sein dürfte, ist dem Umstand geschuldet, dass diesmal alle maroden Bauteile durch Original-Bausteine ersetzt wurden, die zum Teil eigens dafür angefertigt werden mussten. 

Am Ende des bunten Spielefestes erhielten alle Kinder eine Belohnung

sppielefest in Hooksiel
Hunderte Menschen, darunter zahlreiche Erwachsene und Senioren, verfolgten am Montag das bunte Treiben beim Spielefest im „Garten der Generationen“. Foto: hol

Hooksiel (9. 7. 2024) – Wenn es jemals Zweifel daran gab, ob der „Garten der Generationen“ im Hooksieler Ortskern seinen Namen zurecht trägt: An diesem Montag wurden die endgültig beerdigt. Hunderte Besucher kamen zum von der Interessengemeinschaft „de Hooksieler“ organisierten Spielefest – Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Großeltern … überall strahlende Gesichter. Zumindest bis kurz vor 17 Uhr der Regen einsetzte.

Anke Müller, Sprecherin von „de Hooksieler“, war rundum zufrieden. Sie organisiert das jährliche Fest seit 2011. Zweimal musste die Veranstaltung während der Corona-Pandemie ausfallen. Am Montag gab es also die zwölfte Auflage. Dabei war nicht nur die Zahl von an die 300 beteiligten Kindern bemerkenswert, sondern auch die Vielfalt von Unterstützern aus anderen Vereinen im Ort. 

So konnten in der Gartenanlage zwischen Wohnstift und Nee Straat 13 Stationen mit verschiedenen Spielen aufgebaut werden, an denen die Kinder sich nach und nach probieren durften. Alles kostenlos, alles ohne Leistungsdruck. Jeder der Teilnehmer erhielt als Belohnung einen Stempel in seinen Laufzettel, der am Ende durch ein kleine „Belohnung“ veredelt wurde: eine Tüte frisch zubereitetem Popcorn.

Die Palette der Spiele reichte vom Petanque-Spiel des MTV, über die Wasserspritze der Feuerwehr bis zur Boßelbahn des FC Nordsee Hooksiel. Hier wurden Nägel in Bretter geschlagen, dort zeigten DLRG-Helfer den Kindern, wie richtige Knoten gemacht werden. Und gleich nebenan gab das Nationalparkhaus Minsen Einblick in die Vielfalt des Lebens im Wattenmeer. Eine besondere Herausforderung für die oft bunt geschminkten Jungen und Mädchen war die Übung, die sich die Arbeitsgruppe Hooksiel ausgedacht hatte. Dort mussten die Kindern einen Stab mit einer Öse an der Spitze geschickt über ein elektrisches Kabel führen. Bei jedem Kontakt gab es ein Signal – aber mit oder ohne Signal auch einen Stempel auf dem Laufzettel.

Abgerundet wurde das Angebote durch einen Bratwurst- und einen Kuchenstand. Zu den Beobachtern des bunten Treibens gehörten keineswegs nur die Angehörigen der Kinder. Unter anderem erfreuten sich zahlreiche Bewohner des Wohnstifts an dem Rummel. Zu den Organisationen, die das Fest mit Ständen und Spielen bereichert haben, gehörten neben de Hooksieler, der Feuerwehr, MTV und FCN Hooksiel, der Arbeitsgruppe, dem Nationalparkhaus und der DLRG Ortsgruppe Wangerland auch die Initiative „Weil wir der Hooksieler sind“, der Hooksieler Jugendtreff, die Wilhelmshavener Kinderhilfe (Wiki) und die Fairtrade-Gruppe Wangerland. 

Spielefest Hooksiel
Ein gutes Händchen mussten die Kinder haben, um mit einer Boßelkugel das kleine Loch am Ende der Holzbahn zu treffen. Foto: hol

Renntage: Vor dem ersten Startschuss gibt es noch jede Menge Arbeit

Hooksiel (8. 7. 2024) – Die heiße Phase der Vorbereitung auf die Saison beginnt. Am Mittwoch, 24. Juli, um 18 Uhr soll auf der Jade-Rennbahn der erste Startschuss fallen. „Bis dahin gibt es noch einiges zu tun“, sagt Immo Müller, Vorsitzender des Hooksieler Rennvereins, der jetzt mit den anderen Vorstandsmitgliedern die Rennbahn an der Hooksieler Bäderstraße in Augenschein nahm.

Hooksieler Rennverein
Die letzten Vorbereitung für die Saison 2024 laufen. Der Vorstand des Rennvereins Hooksiel hat alle Hände voll zu tun. Auf dem Bild (von links) Anna Janssen, Immo Müller, Timo Zippermayer, Brunhard Janßen, Jana Sophie Kohnke und Marco Will. Foto: hol

Die Vorbereitung der Trabrennbahn und der umliegenden Flächen liegt in den bewährten Händen von Brunhard Janßen, der von weiteren Rennsportfreunden unterstützt wird. Unter anderem müssen die Grünflächen gemäht, das Geläuf mehrfach gewalzt und Maulwurflöcher gefüllt werden. Begrenzungspfosten wollen gestrichen, die Elektrik kontrolliert und Zelte aufgebaut werden. 

Parallel dazu läuft die Werbung für die drei Abendrenntage am 24. und 31. Juli sowie am 7. August an. Im vergangenen Jahr hätten bei durchwachsenem Wetter rund 8000 Pferde- und Wettfreunde die drei Renntage besucht, sagte der stellvertretende Vorsitzende Timo Zippermayer. Die Marke möchte man in diesem Jahr auch wieder erreichen. Dafür werden Hinweistafeln platziert, große Banner aufgehängt und im Großraum Hooksiel Plakate geklebt. Aus Sicht des Vereins sei es dabei schon etwas ärgerlich, dass einige Kommunen für Werbung für die Veranstaltung Gebühren nehmen. „Die Renntage sind eine große Werbeveranstaltung für unsere Region“, sagt Immo Müller. Es wäre schön, wenn der Verein dabei von allen Seiten unterstützt würde.

Ursprünglich sollte der erste Renntag bereits am 17. Juli stattfinden. Aufgrund von Terminkollisionen mit anderen Trabrenn-Veranstaltungen unter anderm aus den Rennbahnen in Hamburg und Gelsenkirchen habe man sich dann im Verband darauf verständigt, die Termine zu entzerren. Ein wichtiger Grund dafür, so Müller: „Die Pferde müssen nach einem Renntag mindestens sechs Tage pausieren, bevor sie erneut an den Start gehen können.“

Wer am 24. Juli in Hooksiel ins Rennen gehen wird, steht noch nicht fest. Die Meldefrist für die Fahrer beginnt erst eine Woche vor der Veranstaltung. Erwartungsgemäß dürfen sich die Hooksieler wieder auf eine Reihe von Rennfahrern aus den Niederlanden freuen. Voraussichtlich werden mit Günther Lühring und Immo Müller aber auch wieder Fahrer aus dem Wangerland am Start sein. Noch in Planung ist zudem ein Pony-Trabrennen. 

Froh ist man beim Rennverein darüber, dass die Renntage erneut von zahlreichen Sponsoren aus der Wirtschaft der Region unterstützt werden. Dadurch können unter anderem an die siegreichen Fahrer attraktive Preisgelder ausgeschüttet werden. Die Besucher werden zudem Gelegenheit haben, sich durch erfolgreiche Wettern auf Sieg und Platzierungen ihr Eintrittsgeld zurückzuholen. 

Der Kartenvorverkauf läuft bereits. Der Rennverein setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Online-Dienstleister eventim.de. Zudem können Eintrittskarten an der Abendkasse und erstmals auch in den Gästehäusern bei der Wangerland Touristik GmbH erworben werden. Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Und, so betont Kassenwartin Jana Sophie Kohnke: „Kinder bis 14 Jahre haben bei uns freien Eintritt.“ 

In Hooksiel das Kunst-Talent entdeckt

Conny Anders
Conny Anders stellt im Awo-Heim in Hooksiel ihre ersten Gemälde aus. Etwaige Verkaufserlöse kommen der Arbeitsgruppe Hooksiel zugute. Foto: hol

Hooksiel (7. 7. 2024) – Die Hooksieler Arbeitsgruppe hat seit einigen Monaten auch weibliche Komponenten. War die Runde der ehrenamtlichen Helfer über Jahrzehnte eine reine Männerdomäne, freut sich Arbeitsgruppen-Sprecher Bruno Bölts inzwischen auch über einige Frauen unter den 21 Aktiven, die sich jeweils mittwochs zu Arbeitseinsätzen im Dorf treffen.

Eine der Frauen ist Conny Anders, die sich nach Kräften mit einbringt. Hier etwas streichen, dort Unkraut hacken oder auch einmal am Grill oder beim Tee kochen helfen. Jetzt stellt sie auch noch ihr künstlerisches Talent in den Dienst der Gemeinschaft ein. Seit dem Sommerfest der Gruppe stellt Conny Anders im Awo-Heim am Gästehaus 19 kleine- und mittelformatige Bilder aus, die überwiegend Motive aus Garten, Natur und Landschaft zeigen, häufig mit Küstenbezug. An jedem der Bilder hängt ein Preisschild. „Der Erlös aus dem Verkauf kommt zu 100 Prozent der Arbeitsgruppe zugute“, freut sich Bruno Bölts.

Conny Anders ist erst vor geraumer Zeit aus Hannover an die Küste gezogen, weil sie schon immer eine innere Nähe zum Wasser in sich gespürt habe. „In Hooksiel fühle ich mich ausgesprochen wohl“, sagte die Frau, die nach eigenem Bekunden in Hooksiel erstmals zu Pinsel und Stift gegriffen hat, um ihr nahe liegende Motive auf eine Leinwand zu bannen. Der Erfolg ist beachtlich: Schon im Verlauf des Sommerfestes der Arbeitsgruppe fanden einige ihrer Bilder einen Käufer. 

Die Bilder von Conny Anders können bis auf weiteres jeweils mittwochs von 9 bis 12 Uhr im Awo-Heim in Augenschein genommen werden.

Mit Roller durch Hooksiel gerast

Hooksiel (7. 7. 2024) – Ein Strafverfahren und ein laut Polizei „empfindliches Bußgeld“ kommen auf einen 18-Jährigen zu, der am Samstag mit seinem Roller mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit in Hooksiel unterwegs war. Beamte des Polizeikommissariat Jever seien gegen 19 Uhr auf den jungen Mann aufmerksam geworden. Als sie ihn kontrollieren wollten, sei der Rollerfahrer jedoch zunächst geflohen.

Erst im späteren Verlauf des Abends trafen die Beamten den Raser erneut. Der 18-Jährige war zu Fuß unterwegs. Gegenüber den Polizisten habe er eingeräumt, der verantwortliche Fahrzeugführer gewesen zu sein. Die Ermittlungen ergaben, dass der junge Mann keinen Führerschein für den Roller besitzt. Mehr noch: Er stand offenbar während der Fahrt unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln, was er selbst auch zugegeben habe, so die Polizei. Die Beamten veranlassten daraufhin eine Blutentnahme in einem Krankenhaus.

Millionen aus Versteigerung von Windpark-Flächen für Fischerei-Flotte

Hooksiel/Friesland (6. 7. 2024) – Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die ersten Mittel aus den Wind-auf-See-Erlöse für die Umrüstung der deutschen Fischerei-Flotte bereitgestellt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (Varel) ist überzeugt davon, dass diese Mittel auch den Fischern an der Nordseeküste und in den Sielorten helfen werden.

Im Haushaltsjahr 2024 stehen dem Bundes-Landwirtschaftsministerium zweckgebundene Einnahmen in Höhe von etwa 134 Millionen Euro aus dem Erlös der Versteigerung von Windparkflächen auf See aus 2023 zu. „Diese Einnahmen dienen der Finanzierung von Maßnahmen zur umweltschonenden Fischerei einschließlich Fischereistrukturmaßnahmen“, so Siemtje Möller.

Sie selbst, aber auch die anderen Abgeordneten aus Küstenwahlkreisen, würden jetzt „sehr genau darauf schauen“, dass die Mittel nun zielgerichtet eingesetzt werden. Ziel sei es die Fischerei im Transformationsprozess hin zu umweltschonender Fischerei zu begleiten. 

Die Fischereibeihilfen für Kutter- und Küstenfischer könnten durch die Teilentsperrung der Mittel nun im zweiten Halbjahr 2024 weiterhin gewährt werden. Weitere 20 Millionen Euro wurden laut Möller für die Entwicklung von emissionsarmen und multifunktionalen modernen Fischereifahrzeugen freigegeben. „Jetzt muss das Ministerium Tempo machen und unter anderem mit dem Bau der geplanten ,Kutter der Zukunft‘ fortschreiten“, fordert die für Friesland zuständige Abgeordnete in einer Pressemitteilung. Als Sofortmaßnahme stünden zudem Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro zur Verfügung, um umweltschonende Fanggeräte zu entwickeln und zu erproben.

Nach Sturz mit dem Fahrrad – sieben Brüche, Trauer und große Enttäuschung

Sabrina Stiller an Unfallstelle
Sabrina und ihr Vater Andreas Stiller aus Altengroden begutachten nach zwei Jahren noch einmal die Unfallstelle: Ein Radweg im Wilhelmshavener Stadtpark. Foto: privat

Hooksiel/Wilhelmshaven (5. 7. 2024) – Es sollte eine schöne Sommer-Radtour durch den Wilhelmshavener Stadtpark werden. Was Anja Stiller und ihre Tochter Sabrina dann tatsächlich erlebten, war aus heutiger Sicht ein Horrortripp. Sabrina geriet mit ihrem Rad in eine Sandkuhle, stürzte und brach sich den Tibiakopf am Schienbein unterhalb des rechten Knies. 

Es folgte eine medizinische Tortur mit einer Notoperation des Trümmerbruchs, sechs Folgeoperationen unter Vollnarkose, Korrekturbrüchen und Wundentzündungen. Sabrina war etliche Monate lang an einen Rollstuhl gefesselt. Heute, gut zwei Jahre nach dem tragischen Unfall, kann sie wieder gehen, wenn auch unter Schmerzen. An Laufen ist nicht zu denken. Zudem, so schildert Vater Andreas Stiller, wurde durch den Sturz und die Operationen die Beinachse verschoben. Die Folge: Arthrose. „Ärzte in einer Spezialklinik in Heidelberg haben uns gesagt, dass Sabrina zwingend ein neues Knie benötigt. Die Operation sollten wir aber erst in fünf bis zehn Jahren vornehmen lassen, damit die Frakturen richtig ausgeheilt sind.“

Unfall mit schlimmen Folgen

Der Unfall am 27. August 2022, ein Sonnabend, hat das ohnehin nicht leichte Leben der Familie Stiller zusätzlich belastet. Sabrina, heute 32, ist seit ihrer Geburt körperlich und geistig behindert. Abe trotz des schlimmen Unfalls hat die junge Frau ihren Lebensmut nicht verloren. „Sabrina war so tapfer“, schildert Andreas Stiller. „Geweint hat sie nur unmittelbar beim Sturz – und weil wir dadurch unseren geplanten Urlaub absagen mussten.“ Die Operationen und die zahllosen Physio-Behandlungen im Anschluss habe sie klaglos ertragen. 

Ein wichtiger Therapeut war ihr Pferd. Sabrina reitet von Kindesbeinen an beim Reit- und Fahrverein (RuF) Hooksiel. „Sobald sie im Rollstuhl sitzen konnte, mussten wir mit ihr zum Stall in Oesterdieken fahren“, schildert Anja Stiller. Die gute Botschaft nach all den schweren Monaten seither: Sabrina wird weiterhin reiten können.

Kein Warnschild

Der gesundheitliche Zustand der Wilhelmshavenerin hat sich inzwischen stabilisiert. Dennoch lässt Anja und Andreas Stiller die Frage nicht zur Ruhe kommen, warum es eigentlich zu dem Unfall im Stadtpark kommen konnte. Anja und Sabrina fuhren auf einem ansich festen Radweg nahe des Ehrenfriedhofs. Durch Sonne und Schattenwurf sei der Belag aber nicht an jeder Stelle erkennbar gewesen. Auch deswegen sei Sabrina in ein Loch gefahren, dass offenbar zuvor von Arbeitern mit staubfeinem Sand aufgefüllt worden war – möglicherweise zum Wohle der umstehenden Bäume. „Warum hat da niemand ein Warnschild aufgestellt?“, fragt sich Andreas Stiller. „Dann wäre der Unfall vermutlich nicht passiert.“

Der Vater war unmittelbar nach dem Unfall bei der Polizei, um Anzeige zu erstatten. Der Beamte dort habe ihm nach einer Ortsbegehung bestätigt, dass die Gefahrenstelle hätte abgesichert werden müssen. Das habe die Stadt dann – offenbar infolge des Hinweises von der Polizei – einige Tage später auch getan. Ein Schild mit dem Hinweis „Radwegschäden“ weist auf Gefahrenstellen hin.

Für Sabrina kam die Warnung zu spät. Lange haben sich Stillers mit dem Gedanken getragen, zivilrechtlich gegen die Stadt vorzugehen, um so möglicherweise Schmerzensgeld oder Schadensersatz für Sabrina zu erstreiten. Ihre Anwälte schätzen die Erfolgsaussichten allerdings als gering ein. Inzwischen ist das Thema Klage vom Tisch. Mit zu der Entscheidung beigetragen hat, dass Familie Stiller als Klägerin im Fall einer Niederlage vor dem Landgericht Oldenburg möglicherweise auf Prozess- und Anwaltskosten von mehreren Tausend Euro sitzengeblieben wäre.

Sabrina und Andreas Stiller

„Wir wollen keine Schuldzuweisung betreiben“, betont Andreas Stiller (links mit Tochter Sabrina; Foto: hol) . Aber, auch daraus macht er keinen Hehl, vom Verhalten der Stadt Wilhelmshaven sei er „extrem enttäuscht“. Bereits in einem Schreiben aus Oktober 2022 wies die Stadtverwaltung jede Verantwortung von sich. Der Unfall sei auf keinen Fall durch eine Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht zustande gekommen. 

Grundsätzlich hätten Verkehrsteilnehmer Straßen und Wege in dem Zustand hinzunehmen, in dem sie sich erkennbar darbieten, heißt es in dem Schreiben. Man müsse seine Fahrweise entsprechend anpassen. Zum Zustand des Radweges im Stadtpark: Es habe sich um einen Sandweg gehandelt. „Es entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, dass Sandwege insbesondere in Zeiten extremer Trockenheit über keine feste Oberfläche verfügen.“ 

Sabrina Stiller hätte die lockere Sandfläche und damit die Rutschgefahr an bereits sichtbaren Reifenspuren erkennen können. „Wenn sie dennoch weiter gefahren ist, dann handelte sie auf eigene Gefahr.“ Abschließende Bewertung seitens der Stadt: Ausschließlich Eigenverschulden.

Traurig und auch wütend

Hätte die geistig beeinträchtige Frau die Gefahrenstelle tatsächlich selbst erkennen können? Nicht einmal ihrer Mutter war der unnatürliche Unterschied im Belag des Weges aufgefallen. „Wie eine juristische Bewertung auch ausgefallen wäre: Klar dürfte sein, dass ein Hinweisschild das Unfallrisiko deutlich verringert hätte“, sagt Andreas Stiller. 

Traurig und auch wütend ist der Vater des Opfers aber noch aus einem anderen Grund. „Die juristische Einlassung war die einzige Reaktion aus dem Rathaus“, klagt Stiller. „Kann man angesichts der dramatischen Folgen des Unfalls für Sabrina nicht erwarten, dass irgendeiner von der Stadt sich einmal nach ihrem Gesundheitszustand erkundigt und vielleicht gute Besserung gewünscht hätte? Ich finde, dass gehört sich so.“

Vorfreude aufs große Spielefest

Spielefest MTV
Viele Hooksieler Vereine beteiligen sich an der Ausrichtung des Spielefestes am Montag. Archiv-Foto: hol

Hooksiel (5. 7. 2024) – Hooksiel bereitet sich auf das große Spielefest vor. An der Veranstaltung der Interessengemeinschaft „De Hooksieler“ beteiligen sich zahlreiche weitere Vereine aus dem Ort. Am kommenden Montag, 8. Juli, ab 14. 30 Uhr verwandelt sich der Garten der Generationen an der Nee Straat in eine Spiellandschaft. Das Besondere: Alle Angebote sind für Kinder und Jugendliche kostenfrei.

Im vergangenen Jahr wurde das Spielefest von mehreren Hundert Kindern besucht. Unterstützt werden De Hooksieler um ihre Vorsitzende Anke Müller bei der Ausrichtung unter anderem von der Freiwilligen Feuerwehr, den Sportvereinen FC Nordsee Hooksiel und MTV Hooksiel, der Jugendpflege der Gemeinde, der DLRG Ortsgruppe Wangerland, der Wilhelmshavener Kinderhilfe (WiKi), dem Nationalparkhaus Minsen und der Initiative „Weil wir Hooksieler sind“. Für Kaffee und Kuchen sorgt das benachbarte „Wohnstift Hooksiel“. 

Landwirtschaft kritisiert Verbot von Zuchtrinder-Export nach Marokko

Wangerland/Aurich (5. 7. 2024) – Marokko gilt zunehmend als wichtiger Wirtschaftspartner für Deutschland. Das hat nicht zuletzt die Reise einer niedersächsischen Wirtschaftsdelegation unter Führung von Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) vor wenigen Tagen gezeigt, bei der eine „vertiefte Zusammenarbeit“ etwa im Energie- und Rohstoffsektor vereinbart wurde.

Dennoch hat das Bundeslandwirtschafts-Ministerium unter Leitung von Cem Özdemir (Grüne) den Export deutscher Zuchtrinder in das nordafrikanische Land untersagt und damit eine schon über 30 Jahre andauernde Partnerschaft blockiert. Der Zuchtrinder-Export war Gegenstand eines fachlichen Austausches, zu dem sich Vertreter von Rinderzuchtverband, Landwirtschaft und Politik beim Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOSt) in Aurich trafen. Dabei waren die Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU), der Vorsitzend des Kreislandvolkverbandes Friesland Lars Kaper (Varel) und vom VOST Geschäftsführer Dr. Cord-Hinnerk Thies, Vermarktungsleiter Heiner Saathoff, Exportleiter Heiner Tholen und Vorstand Jann Janssen

Jensen bim VOST
Die Landtagsabgeordnete Katharina Jensen und der Vorsitzende des Kreislandvolks Friesland , Lars Kaper (links) besuchten den Stammviehzüchterverband VOST in Aurich-Schirum. Foto: VOST

Der VOSt stehe seit 145 Jahren an der Seite der Landwirtschaft und sei für den Erfolg der Milchvieh- und Rinderhaltung in Friesland und Ostfriesland sowie im Ammerland unverzichtbar, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. „Seit über 100 Jahren werden Tiere ins europäische Ausland und auch international vermarktet. Das ostfriesische Zuchtvieh ist weltweit begehrt.“ 

Die Betonung liegt hierbei auf Zuchtvieh. Im internationalen Geschäft sind es vor allem Zuchtrinder, die den Weg in eine neue Heimat antreten. Mit Blick auf das Tierwohl würden dabei behördlich genau geprüft und verfolgt. „Sowohl die Fahrzeuge, die Spediteure aber auch die Empfänger in den Zielländern müssen im Vorfeld angegeben werden. Die Routen werden vom Veterinäramt minutiös kontrolliert, auch durch GPS-Daten und Protokolle bei den Empfängern.“ 

Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg einen Erlass des niedersächsischen Landwirtschaftsministerium für nicht rechtens erklärt, indem der Lebendtransport von Rinder ins Nicht-EU-Ausland untersagt worden war. Das Gericht hatte bei einem geplanten Export von Zuchtrindern nach Marokko keinen Verstoß gegen das EU-Tierschutzrecht zu erkennen vermocht, zumal die Rinder vor Ort für die Milchproduktion vorgesehen waren. 

„Umso bedauerlicher ist es, dass das Bundeslandwirtschaft-Ministerium die benötigten Veterinär-Atteste widerrufen hat“, stellten die Runde beim VOST fest. Man dürfe zum Teil berechtigte Bedenken gegen den Lebendtransport von Schlachtvieh nicht auf Zuchtrinder übertragen, sagte Lars Kaper gegenüber „Hooksiel-life“. Der Viehhandel mit Marokko sollte möglichst schnell wieder ermöglicht werden.

Auch in allen anderen Fragen der Zucht von der künstlichen Besamung über die Vermarktung von Kälbern und auch Schlachtvieh sieht sich der VOST als Partner der Landwirte der Region. Chancen in der Zucht ergäben sich aus der gezielten „Anpaarung“ mit Bullen, die zum Beispiel eine gute Eutergesundheit oder auch eine lange Nutzungsdauer vererben. Der VOST ist hierbei Berater der Landwirte. „Aus dem Leben vieler Milchviehbetriebe sind die Leistungen nicht wegzudenken.“ Den Politikern, die heute zum Tierwohl neue Gesetze beschließen, empfahl Verbands-Geschäftsführer Thies ein Praktikum in einem Betrieb. 

Katharina Jensen nutze den Besuch, um mit den Beteiligten über die neue Novelle des Tierschutzgesetzes zu sprechen. Neben einem angedachten Exportverbot von Zuchttieren werde besonders die Schweinehaltung in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland geschwächt.„Eine Gesetzesänderung, die in den letzten Monaten im Schatten anderer Debatten vorbereitet wurde und in meinen Augen wieder erkennen lässt, dass die Landwirtschaftsministerien in Berlin und Hannover die deutsche Tierhaltung stark reduzieren wollen.“

Marineoffizier mit einem Herz für die Kunst und Spaß an der Arbeit

Hooksiel (4. 7. 2024) – Großer Bahnhof zum Abschied. Henning Gieseke verlässt nach 30 Jahren Hooksiel. Die Verdienste des ehemaligen Marineoffiziers für den Ort wurden am Mittwochabend auf einem Empfang gewürdigt, den die Arbeitsgruppe Hooksiel für ihr langjähriges Mitglied ausgerichtet hatte. Als Vertreter der Gemeindeverwaltung sprach Abteilungsleiter Markus Gellert Dankesworte: „Wie waren stets ein verlässlicher Partner der Gemeinde Wangerland.“

Henning Giseke (Mitte) mit Björn Mühlena und Bruno Bölts
Henning Gieseke (Mitte) verlässt Hookiel: Für sein jahrzehntelanges Engagement im Ort dankten unter anderem Björn Mühlena (Vorsitzender des Vereins Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel) und der Sprecher der Arbeitsgruppe Hooksiel, Bruno Bölts (rechts). Foto: hol

Henning Gieseke lebt seit 1994 in dem Sielort. Hier bezog er nach dem Ende seiner Dienstzeit bei der Marine in Wilhelmshaven mit seiner Frau Karin ein Haus in der Bakenstraat und begann bald danach damit, was aus seiner Sicht selbstverständlich ist: Er engagierte sich für Belange im Ort. „Dabei dürften mehrere Tausend Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammengekommen sein“, vermutet Gellert. „Das ist keineswegs selbstverständlich.“

Gieseke gehört zu den Mitbegründern des Vereins „Kunst- und Erlebnispfad Hooksiel“, der sich über die Jahre zum Förderverein für das Künstlerhaus Hooksiel entwickelt hat. „Ich liebe die Kunst und finde es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger Kunst erleben können.“ Aus seiner Sicht sind daher die dekorativen Skulpturen im öffentlichen Raum ebenso wichtig wie die wechselnden Ausstellungen im Künstlerhaus Hooksiel. „Es muss nicht jeder alles mögen, aber alles hat seine Berechtigung.“

Durch Toleranz und Teamfähigkeit hat sich Giesecke auch bei seiner jahrelangen Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Hooksiel ausgezeichnet. Wie Arbeitsgruppen-Sprecher Bruno Bölts sagte, sei es eine traurige Nachricht, dass die 21-köpfige Gemeinschaft eines seiner fleißigsten Mitglieder verliert. Die Arbeitsgruppe pflegt seit Jahrzehnten unter anderem die Grünanlage am Südeingang des Ortes (auf Wilhelmshavener Grund) und den Kreisel nahe der Tankstelle (eigentlich eine Kreis-Aufgabe). 

Gieseke (82) zieht in Kürze in das 300-Seelen-Dorf Großplötzschau in der Nähe von Leipzig um, wo ein Neffe von ihm lebt. Für den Witwer, der in seinem Leben über 30 Mal umgezogen ist, noch einmal ein Neuanfang, ein „Geschenk obendrauf“, wie er sagt.

Unter den an die 100 Gästen beim Empfang an der Göpelscheune waren auch acht Mitglieder der Crew, die vor 62 Jahren, also 1962, mit Henning Gieseke zusammen in die Marine eingetreten sind. Die Senioren sangen ihrem Kameraden ein Ständchen und erinnerten an alte Zeiten. Gieseke war bei der Marine vorwiegend als Minenjäger aktiv. Militärischer Höhepunkt der Karriere des Kapitän zur See a. D. war der Minenräum-Einsatz im Persischen Golf nach dem Irak-Krieg Anfang der 1990er Jahre – dem ersten scharfen Einsatz deutscher Streitkräfte außerhalb des Nato-Gebietes, wie der damalige Kommandeur der Flottille der Minenstreitkräfte betont. 

Ein wenig traurig stimmt ihn die Erinnerung an seine sich daran anschließende Verwendung im Verteidigungsministerium in Bonn. Er sei für die Ausbildung von Soldaten von Marine, Heer und Luftwaffe zuständig gewesen. Nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes standen damals auch vertrauensbildende Maßnahmen mit russischen Streitkräften auf der Agenda … ein Ansatz, der dann irgendwann im Sande verlaufen ist.