Hooksiel/Wilhelmshaven (2. 5. 2023) – Gleich zwei Mal kurz hintereinander im Einsatz waren die freiwilligen Seenotretter der Station Wilhelmshaven der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Mit dem Seenotrettungsboot „Wilma Sikorski“ kamen sie gemeinsam mit dem Tochterboot „Johann Fidi“ des in Hooksiel stationierten Seenotrettungskreuzers „Bernhard Gruben“ am Sonntag einer dänischen Motoryacht mit Wassereinbruch zu Hilfe.
Dem Skipper war es nach Darstellung der DgzRS noch gelungen, an einem Anleger der HES Tankfarm festzumachen. Dort pumpten die Seenotretter das eingedrungene Wasser außenbords. Sie nahmen den Havaristen auf den Haken und schleppten ihn und die zweiköpfige Besatzung sicher nach Wilhelmshaven.
Am späten Abend alarmierte die Crew einer im Vareler Tief festgekommenen Segelyacht die Seenotretter. In der Nacht war sie bei ablaufendem Wasser nicht mehr zu erreichen. Beim nächsten Hochwasser am Maifeiertag befreiten die Seenotretter das Boot samt alleinsegelndem Skipper und brachten beide sicher nach Varel.
Hooksiel/Wilhelmshaven (28. 4. 2023) – Noch mehr Schiffe auf der Jade, wird da nicht die Luft verpestet? Was bedeutet ein weiteres LNG-Importterminal für den Nationalpark Wattenmeer und für Hooksiel? Wo soll das ganze Wasser herkommen, das für die Wasserstoffproduktion benötigt wird?
Über einen Mangel an kritischen Fragen brauchten sich TES-Manager Frank Albers und die zahlreich erschienenen Fachleute des Energie-Konzerns im Gästehaus Hooksiel nicht zu beklagen. Obwohl: Mit rund 50 Bürgerinnen und Bürgern, die der Einladung des Unternehmens zu einer Informationsveranstaltung für den TES „Green Energy Hub“ Wilhelmshaven gefolgt waren, war das Interesse nicht überragend.
Zu den Gästen von TES (Tree Energie Solutions) gehörten auch Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak, Frieslands Landrat Sven Ambrosy sowie eine Reihe von Ratsmitgliedern. Schon daraus lässt sich ableiten, dass das für den Voslapper Groden in Wilhelmshaven geplante Milliarden-Projekt auch auf die Nachbargemeinde ausstrahlen wird.
Aus keinen Fall aber dürfe der Tourismus im Wangerland gefährdet werden, sagte Szlezak. „Wir brauchen auch Wertschöpfung in unserer Gemeinde“, so der Bürgermeister. Man habe eine Reihe von Baustellen: von der notwendigen Sandaufspülung am Strand bis hin zur Sanierung des Hallenwellenbades in Hooksiel. Eine Mindestanforderung an die TES: „Wir gehen davon aus, dass es am geplanten LNG-Terminal keine Biozid-Einträge geben wird.“
Im Kern geht es beim Green Energy Hub um den Import von „grünem“ Wasserstoff, der im Sonnengürtel dieser Welt – etwa im Nahen Osten, Afrika, den USA oder Australien – aus Sonnenenergie hergestellt werden soll. Die Herstellung von regenerativer Energie per Photovoltaik koste dort etwa 10 Euro je Megawattstunde, sagte Albers. Das sei erheblich günstiger als geschätzt 65 Euro/MWh für Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee. Auf diese Preisdifferenz baue die TES ihr Geschäftsmodell auf – müsse aber natürlich erhebliche Kosten für Logistik, Umwandlung und Transport des Wasserstoffes abdecken, räumte Albers ein.
CO2-Kreislauf mit den Sonnenländern im Süden
Bei der Verbrennung von Wasserstoff (H2) entsteht kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2). Aber: H2 ist per Schiff kaum transportfähig. Deshalb, so erläuterte Albers, werde es am Herstellungsort in „grünen“ Methan (CH4), auch eNG, umgewandelt. Der Import von eNG soll 2027 anlaufen. In Wilhelmshaven werde das CH4 dann entweder wieder in Wasserstoff zurückverwandelt, direkt als eNG ins Fernleitungsnetz eingespeist oder als Brennstoff für ein Kraftwerk genutzt, das Strom liefert, wenn Wind- und Sonnenenergie einmal nicht zur Verfügung stehen.
Das bei der Umwandlung von Methan in Wasserstoff anfallende CO2 soll in einem Kreislauf zurück die Sonnenländer gebracht werden, wo es für die H2-Elektrolyse benötigt wird. Zudem plane TES zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE für 2028 den Bau von zwei Elektrolyse-Anlagen mit einer Kapazität von jeweils 500 Megawatt, um auch vor Ort selbst Wasserstoff erzeugen zu können.
Für fünf Jahre weiteres schwimmendes LNG-Terminal
Unabhängig von den Wasserstoff-Plänen sei ein LNG-Projekt, was TES auf Bitten der Bundesregierung umsetzen werde, so Albers. Am künftigen, noch zu bauenden Wasserstoff-Importterminal mit sechs Anlegern (direkt neben dem vorhandenen LNG-Terminal) sollen ab Winter 2023 Tanker mit Flüssigerdgas festmachen. Dafür werde man – auf fünf Jahre befristet – eine schwimmende FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) chartern, über die das verflüssigte Erdgas wieder gasförmig gemacht wird.
Ziel sei es, so Albers, die Regasifizierung ohne Beeinträchtigung der Umwelt vorzunehmen. So soll die FSRU mit Ultraschall arbeiten, um das Festsetzen von Muscheln und Algen im Röhrensystem des Schiffes zu vermeiden. Derzeit werde noch untersucht, ob die Schallwellen niemanden im Wattenmeer schädigen. Durch das Verfahren, so die Hoffnungen, kann Einsatz von Chlor und damit Chlorverbindungen im Abwasser verhindert werden.
Ob mehr Schiffe auf der Jade als Belastung oder als touristische Attraktion wahrgenommen würden, sei unklar. Und um den Wasserbedarf der geplanten H2-Produktion in der Region kümmere sich bereits eine Arbeitsgruppe der betroffenen Firmen und der Wasserversorger. Klar sei dabei, dass die Trinkwasserversorgung der Region nicht gefährdet werden dürfe.
Wangerland/Hannover (1. 4. 2023) – In einer Resolution haben die hafenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktionen Norddeutschlands den Bund aufgefordert, sich erheblich stärker für die Infrastruktur der deutschen Seehäfen zu engagieren. Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland), Mitglied im Ausschuss für Häfen und Schifffahrt: „Mit Blick auf den Jade-Weser-Port, Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen, kann ich diese Forderung nur unterstützen.“
Die Seehäfen seien von nationaler Bedeutung. Hier würden im internationalen Handel mehr Güter und Waren umgeschlagen als auf der Schiene, der Straße oder im Luftverkehr. Im Zuge der Energiewende käme weitere Aufgaben hinzu. „In Wilhelmshaven etwa befindet sich das bisher einzige im Regelbetrieb laufende schwimmende LNG-Terminal Deutschlands“, so Jensen.
Die CDU-Politiker fordern eine neue nationale Hafenstrategie. Deutschland dürfe nicht hinter Ländern wie Belgien, den Niederladen und inzwischen auch Spanien zurückfallen. Vor allem die Häfen in den Niederlanden und Belgien hätten Deutschland in den vergangenen 15 Jahren erhebliche Marktanteile abgenommen. Die Hafenexperten der CDU-Landtagsfraktionen fordern ein stärkeres nationales Engagement zur Beseitigung des hohen Investitionsstaus in den Häfen.
Verhandlungsziel der Küstenländer gegenüber dem Bund sollte ein Betrag von 500 Millionen Euro jährlich sein. Wichtige Verkehrsprojekte in Norddeutschland im Bundesverkehrswegeplan zügig umgesetzt werden, um die Häfen auch über ihre Hinterland-Anbindungen konkurrenzfähig zu halten. Die Koordination und Kooperation zwischen den Hafenstandorten solle mit Unterstützung des Bundes ausgebaut werden. Und: Die deutschen Seehäfen müssten steuerlich wettbewerbsfähig bleiben. Dafür sei eine Reform der Einfuhrumsatzsteuer erforderlich.
Hooksiel (23. 3. 2023) – Das LNG-Regasfizierungsschiff „Höegh Esperanza“ arbeitet noch im geschlossenen Betriebsmodus („closed loop“). Die Umstellung des Betriebes auf den kombinierten Kreislauf („combined loop“) ist nach Angaben von Terminalbetreiber Uniper erst ab einer konstanten Wassertemperatur in der Jade von sechs bis sieben Grad geplant. Temperatur am heutigen Freitag: Sechs Grad.
Im kombinierten Kreislauf wird Seewasser zur Erwärmung des minus 162 Grad kalten Flüssigerdgases eingesetzt. Mit dem Abwasser fließen dann große Mengen Biozide in die Jade. Im geschlossenen Verfahren stellen erdgasbetriebene Dampferzeuger die nötige Wärme zur Umwandlung des LNG in den gasförmigen Zustand bereit.
Das LNG-Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ soll auch nach dem Willen des Bundestages durch den Verzicht auf den Einsatz von Chlor umweltverträglicher werden. Foto: Dietmar Böckhaus
Gerade die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) genehmigte Dauerchlorierung zum Schutz des Rohrleitungssystem des Schiffes vor dem Bewuchs durch Muscheln und Seepocken sorgt seit Betriebsaufnahme der FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) für Proteste. Die Sorge: Biozide schon in geringer Dosierung könnten Mikroorganismen und damit Flora und Fauna im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer schädigen.
Mit entsprechender Erleichterung war die zuerst auf „Hooksiel-Life“ veröffentlichte Ankündigung von Uniper aufgenommen worden, dass man aktuell nach chlorfreien Antifouling-Methoden sucht. Im Rahmen des in der Betriebsgenehmigung enthalten „Minimierungsgebots“ werden bis zum dritten Quartals Alternativen geprüft – unter anderem eine von Umweltschützern favorisierte Ultraschall-Methode.
Bund finanziert Umrüstung des LNG-Frachters
Der Bund als Auftraggeber der LNG-Importe hat zugesagt, die Kosten für die notwendige Umrüstung der „Höegh Esperanza“ übernehmen zu wollen. Mehr noch: Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) fordern die Mitglieder des Haushaltsausschusses des Bundestages ausdrücklich das Ende der Biozid-Einleitungen in die Jade.
Allerdings gelangen auch schon im geschlossenen Betriebsmodus von der am Anleger am Voslapper Groden liegenden FSRU Biozide in die Jade. Uniper verweist gegenüber „Hooksiel-Life“ auf die „wasserrechtliche Erlaubnis des NLWKN“ vom 16. Dezember 2022. Seit Aufnahme des Betriebes werde danach „durch Elektrolyse von Seewasser erzeugtes Natriumhypochlorit in die Jade eingeleitet“. Die Chlordosierung bewege sich im Rahmen der Genehmigung, also von 0,1 bzw. 0,2 Milligramm/Liter. Wie andere Frachtschiffe auch benötigt die „Höegh Esperanza“ Seewasser auch für ihr Kühlsystem, als Lösch- und Ballastwasser, das ebenfalls im chloriert wird. „Im ,closed loop‘-Modus werden etwa 6500 Kubikmeter/Stunde eingeleitet“, bestätigt Uniper.
Monitoring läuft schon seit Dezember 2022
Das Monitoring, mit dem etwaige Auswirkungen der Elektrochlorierung an Bord der FSRU auf die Jade festgestellt werden sollen, laufe bereits seit Dezember 2022 – gemäß der Auflagen der wasserrechtlichen Erlaubnis in Abstimmung mit der Überwachungsbehörde, so Uniper. „Ergebnisse sollen veröffentlicht werden, sobald komplette Messreihen über einen längeren Zeitraum für alle Betriebsweisen vorliegen.“ Die bisher gemessenen Daten würden laufend an die Überwachungsbehörde übermittelt.
Auch wenn ein Ende der Dauerchlorierung für die LNG-Regasifizierung absehbar ist: Umweltschutzverbände wie die DUH, der BUND und der Nabu sehen den Aufbau einer aus ihrer Sicht überdimensionierten Import-Infrastruktur für Flüssigerdgas, für den der Bund über zehn Milliarden Euro bereitstellt, skeptisch. Ein Kritikpunkt: Die Abhängigkeit vom russischen Pipelinegas werde in gewissem Umfang durch eine Abhängigkeit von LNG-Importen aus den USA abgelöst.
Anne Rolfes, Umweltaktivistin aus New Orleans (2. von links,) verschaffte sich in Hooksiel mit Vertretern des örtlichen „Netzwerk Energiedrehscheibe“ einen Eindruck vom LNG-Terminal Wilhelmshaven. Auf dem Bild (von links) Andy Gheorghiu, die Wangerländer Ratsherren Hedde Hobbie und Dieter Schäfermeier (beide Pro Wangerland), Stefanie Eilers (Nabu-Vorsitzende) und Britta Moosmann. Foto: hol
In den Vereinigten Staaten wird das Gas durch die umweltschädliche Fracking-Methode gewonnen. Auch bei seiner Umwandlung in LNG und dessen Verschiffung werden die Anwohner, Umwelt und lokale Wirtschaft am Golf von Mexiko im US-Bundesstaat Louisiana massiv belastet. Einen Eindruck davon vermittelte in dieser Woche Anne Rolfes, Direktorin der Umweltschutzorganisation Louisiana Bucket Brigade. Die Aktivistin aus New Orleans war auf Einladung der Sprecherin der „Netzwerk Energiedrehscheibe“, Stefanie Eilers (Nabu Wilhelmshaven), an die Jade gekommen.
Amerikanerin berichtet von Öko-Schäden
Vom Hooksieler Außenhafen aus warf Anne Rolfs einen Blick auf das erste deutsche LNG-Terminal. Nach einem Besuch der Gasspeicherkavernen in Etzel (Friedeburg) sprach sie in Wilhelmshaven über die Auswirkungen der LNG-Exporte auf ihre Heimatregion. Der Schiffsverkehr zu und der Bau von bis zu zehn LNG-Exportterminals beeinträchtige die Küstenfischerei massiv. Durch das Abfackeln von Gas würden Unmengen von klimaschädlichem Methan freigesetzt und die Anwohner etwa durch krebserregende Benzole bedroht. An der Finanzierung dieser Industrien seien auch deutsche Banken beteiligt. Rolfes bezweifelt ebenso wie das „Netzwerk Energiedrehscheibe“, dass die deutschen und die globalen Klimaziele mit der Umrüstung auf LNG zu erreichen sind.
Zu weiteren Sorgen und Bedenken von Umweltschützern zum Wilhelmshavener LNG-Terminal hat Uniper gegenüber „Hooksiel-Life“ Stellung bezogen. Unzutreffend sei der Verdacht, dass die Seewasser-Ansaugklappen der „Höegh Esperanza“ nicht vergittert seien. „Vor den Öffnungen zu den Einlassbecken befinden sich Gitter“, beteuert eine Uniper-Sprecherin.
Fische werden von Ansaugstutzen vergrämt
Wie viele Meeresbewohner durch den Ansaugprozess getötet werden, wisse man nicht genau. Dazu seien auch in den Umweltgutachten im Rahmen des Antragsverfahrens nur Schätzungen, beruhend auf groben Annahmen und begrenzter Datengrundlage, vorgelegt worden. Als Vergleich seien zum Beispiel die Organismenverluste an den den Ansaug-Vorrichtungen der Kraftwerke an der Jade herangezogen worden.
Auf Grundlage der Gutachten habe Uniper „eine entsprechende Kompensation geleistet, mit der adäquate Ausgleichsmaßnahmen für die Verluste realisiert werden können“. Die Betreiber seien zudem verpflichtet worden, „die technischen Möglichkeiten zur Vergrämung von Fischen weitergehender zu prüfen und im Hinblick auf die FSRU darzulegen“. „Die Untersuchungen der Umweltexperten hierzu laufen“, sagte die Uniper-Sprecherin gegenüber „Hooksiel-Life“. Kleinstlebewesen, die durch die Einlassgitter gelangen, würden im Seewasser vor den Filtern aufgefangen. „Das anfallende Biomaterial wird fachgerecht an Land entsorgt.“
Hooksiel/Wilhelmshaven/Oldenburg (27. 3. 2023) – Ende 2026 soll in Wilhelmshaven das zweite Terminal für die Anlandung von verflüssigten Gasen fertig sein. Das sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) heute auf der Jahrespressekonferenz der landeseigenen Hafengesellschaft NPorts in Oldenburg. Die konkrete Planungsphase für das Projekt wird nach den Worten von NPorts-Geschäftsführer Holger Banik im Mai beginnen.
Das LNG-Terminal Wilhelmshaven: Links ein LNG-Frachter, der das Gas an das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ abgibt, von dem das Erdgas an Land gepumpt wird. Ein weiterer Anleger soll bis Ende 2026 unmittelbar angrenzend (in Richtung Wilhelmshaven) gebaut werden. Foto Scheer
Der neue „Anleger für allgemein verflüssigte Gase in Wilhelmshaven“ (AVG Wilhelmshaven) soll unmittelbar neben dem Ende 2020 in Betrieb genommenen LNG-Terminal in Sichtweite von Hooksiel entstehen, allerdings mit einer Länge von 1,9 Kilometern deutlich größer werden. Das Investitionsvolumen wird auf rund 600 Millionen Euro geschätzt. Das sei nicht von NPorts und auch nicht vom Land Niedersachsen allein zu finanzieren, sagte Lies. Gefordert seien hier neben den Energiekonzernen Uniper und TES als Projektpartner auch der Bund, so der Minister. Schließlich sollen über das Terminal die „grünen Gase“ für die Dekarbonisierung der Industrie in ganz Deutschland fließen.
Derzeit ist die Finanzierung noch nicht gesichert. Banik geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren für das Mega-Projekt an der Jade in 2025 abgeschlossen werden kann. „Wenn alles glatt läuft, wird der Anlage dann zwischen Ende 2026/Ende 2027 fertig sein.“
Lies: Potenzial für gute Industriearbeitsplätze
Minister Lies pocht auf Ende 2026. „Die Importmöglichkeiten sind Voraussetzung dafür, dass wir unsere Klimaziele erreichen.“ Methan (CH4) und Ammoniak (NH3) könnten künftig in Anlagen in Wilhelmshaven in Wasserstoff umgewandelt werden. Hierdurch würden gute Industriearbeitsplätze entstehen, so die Erwartung von Lies. Die niedersächsischen Seehäfen „werden das Tor sein für saubere Energie für ganz Deutschland“, sei es bei der Anlandung von grüner Energie in Form von Strom oder Gas oder beim Ausbau von Offshore-Windkapazitäten.
Die LNG-Infrastruktur sei auch für den Import „grüner Gase“ weitgehend nutzbar. Aber auch Gase fossilen Ursprungs, wie LNG, werden nach Ansicht von Lies auf dem Weg zur Klimaneutralität noch bis 2040 in abnehmender Menge importiert werden müssen. Deutschland sollte sich aber eine eigene Tankschiff-Flotte zulegen, um bei Transporten nicht auf die Verfügbarkeit von Gastankern auf dem Markt abhängig zu sein.
Sanierung der Hooksieler Schleuse schreitet voran
Die NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven bewirtschaftet auch den Hooksieler Hafen. Hier schreite die Sanierung der Schleuse voran. Im Januar hatte NPorts die Trockenlegung der Schleuse veranlasst, um eine umfangreiche Bestandsaufnahme des baulichen und technischen Zustands der Schleuse vornehmen zu können. „Die abschließenden Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet“, so Banik. „Hieraus werden sich die weiteren Modernisierungsschritte ableiten.“
Hooksiel/Wilhelmshaven (24. 3. 2023) – Mitarbeiter Kieler Firma Hasytec Electronics erkunden derzeit das LNG-Terminalschiff „Höegh Esperanza“. Wie eine Sprecherin des Energiekonzerns Uniper gegenüber „Hooksiel-life“ bestätigte, gehe es dabei darum, Möglichkeiten zu suchen, die Belastung der Jade durch Abwässer der Floating Storage an Regasification Unit (FSRU) zu minimieren.
Über die FSRU „Höegh Esperanza“ wird am LNG-Terminal Wilhelmshaven seit Wochen Erdgas ins deutsche Netz eingespeist. Foto: Dietmar Bökhaus
Verträge für eine Umrüstung des Schiffes gebe es aber noch nicht. Dafür wäre nach den Worten der Sprecherin auch nicht Terminalbetreiber Uniper zuständig, sondern der Bund, der die Umrüstung bezahlen müsste, und die norwegische Reederei Höegh LNG, der das Schiff gehört. Laut Betriebsgenehmigung für die FSRU sei der Betreiber aber verpflichtet, so die Sprecherin, bis zum August dieses Jahres ein Minimierungskonzept für Umweltbelastungen vorzulegen. „Die Firma Hasytec schaut sich jetzt das Schiff an und wird uns nachher berichten, ob eine Umrüstung für ein Ultraschall-Verfahren überhaupt möglich ist.“
Das Regasifiziergunsschiff „Höegh Esperanza“ liegt seit Ende Dezember in Wilhelmshaven. An Bord des Schiffes wird per Schiff importiertes, minus 162 Grad kaltes Flüssigerdgas (LNG) durch den Einsatz von Seewasser erwärmt, damit es wieder gasförmig wird und ins Pipelinenetz eingespeist werden kann. Das Seewasser fließt an Bord durch ein Rohrleitungssystem.
Seit Tagen steht ein Fahrzeug der Firma Hasytec am LNG Terminal. Mitarbeiter der Kieler Firma sollen erkunden, ob die „Höegh Esperanza“ umgerüstet werden kann. Foto: privat
Damit diese Röhren nicht mit Muscheln, Seepocken oder Schnecken zuwachsen, kommt bei der „Höegh Esperanza“ Chlor zum Einsatz. Durch dieses Verfahren werden mit dem erkalteten Abwasser Biozide ins Meer gespült, die nach Ansicht von Umwelt- und Naturschutzverbänden Flora und Fauna im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer belasten.
Die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) genehmigte Dauerchlorierung entspricht nach Ansicht der Verbände nicht mehr dem „Stand der Technik“. Sie fordern seit Monaten eine Nachrüstung des Terminalschiffs. Für den Fall, dass die Genehmigungsbehörde untätig bleiben sollte, hatte etwa die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rechtliche Schritte angedroht.
Als umweltschonende Alternative zu der Chlorierung wird ein Ultraschallwellen-Antifouling-Verfahren angesehen, das von Hasytec Electronic entwickelt wurde. Es wird unter anderem bereits eingesetzt, um die Rümpfe von Booten und großen Kreuzfahrtschiffen zu reinigen.
Die nach Untersuchungen von US-Forschern geäußerte Befürchtung, die Ultraschallwellen könnten die Kommunikation von Schweinswalen in der Jade irritierten, hatte Jan Kelling, Geschäftsführer von Hasytec, bereits vor Wochen als unbegründet zurückgewiesen. Das Ultraschallsystem zur Reinigung der Rohrleitungen der FSRU würde innerhalb des Schiffsrumpfes eingebaut. Dadurch gebe es keinerlei Auswirkungen an der Außenhaut oder gar im Wasser. Zum Stand der aktuellen Untersuchungen an Bord der „Höegh Esperanza“ wollte Kelling sich gegenüber „Hooksiel-life“ nicht äußern.
Hooksiel/Wilhelmshaven (5. 3. 2023) – In der Jade liegt seit diesem Wochenende ein zweites LNG-Terminalschiff. Neben der „Höegh Esperanza“, die seit Ende 2022 am von Energiekonzern Uniper betriebenen Terminal am Voslapper Groden tiefgekühltes Flüssigerdgas (LNG) regasifiziert, hat jetzt die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) „Höegh Gannet“ auf Reede vor Schillig Anker geworfen.
Die „Höegh Gannet“ soll eigentlich im Auftrag des Energiekonzerns RWE in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) Import-LNG regasifizierten und ins Netz einspeisen. Das Schiffe hatte, wie der NDR berichtete, auch Mitte Januar in Brunsbüttel festgemacht, habe aber bislang kein Gas abliefern können, da die landseitige Anbindung und die Transport-Pipeline noch nicht fertig sind. Zudem protestierten Anwohnern des dortigen Elbehafens gegen Belästigungen durch Lärm- und Lichtemissionen des hell beleuchteten Industrieschiffes.
Lärm und Licht nerven die Anwohner
Nach den Plänen von RWE soll die „Höegh Gannet“ jetzt zwei Wochen in der Jade in Warteposition liegen. Danach wird sie mit ihrer LNG-Ladung nach Brunsbüttel zurückkehren, um nach einer Probephase den Regelbetrieb aufzunehmen. In Wilhelmshaven soll das Schiff nicht festmachen.
Bei RWE ist man laut NDR zuversichtlich, dass zumindes die Lärmbelästigung durch die FSRU kein Thema mehr sein werden, wenn das Schiff sein LNG erst einmal ins Netz einspeisen kann. Der Lärm sei durch das Verbrennen des so genannten Boil-Off-Gases entstanden. Die Verbrennung von Gas wird notwendig, wenn sich LNG im Schiff erwärmt und sich im gasförmigen Zustand ausdehnt. Dadurch entsteht Druck im Tank, so dass Gas abgeführt werden muss.
Wird die „Höegh Esperanza“ nachgerüstet?
Die Diskussion um die (genehmigte) Einleitung von Bioziden durch die „Höegh Esperanza“ in die Jade könnte bald beendet sein. Laut einem Bericht der Oldenburger Nordwest-Zeitung hat Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) jetzt erstmals eine Umrüstung der Wilhelmshavener FSRU in Aussicht gestellt. Sollte das Ultraschallverfahren geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben, werd vom Betreiber Uniper im Rahmen des vorgeschriebenen Minimierungskonzeptes auch geprüft, ob die „Esperanza“ umgerüstet werden kann, zitierte die Zeitung den Minister.
Die „Höegh Esperanza“ nutzt Meerwasser, um das tiefgekühlte LNG zu erwärmen und zu regasifizieren. Der Einsatz von Chlor verhindert dabei, dass sich Muscheln, Seepocken und Algen an den Rohrleitungen festsetzen. Umweltschützer sehen in den chlorieren Abwässern eine große Gefahr für Flora und Fauna im Wattenmeer. Die Betriebsgenehmigung für die „Höegh Esperanza“ enthält ein Minimierungsgebot für Umweltbelastungen. Deshalb müsse Alternative zur Chlorierung geprüft werden wie etwa Ultraschallverfahren.
Nachlese: Seit dem 8. März liegt die „Höegh Espernza“ wieder am Elbhafen in Brunsbüttel. Dort soll jetzt der Probebetrieb für die Regasifizierung von LNG und die Einspeisung des Gases ins landseitige Pipelinenetz starten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (rechts neben Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Einweihung des LNG-Terminals Wilhelmshaven im Dezember 2022) hält den Ausbau einer eigenen Gasimport-Infrastruktur samt Sicherheitspuffer weiter für dringend geboten. Archiv-Foto: Gert Mahlitz
Hooksiel/Wilhelmshaven (3. 3. 2023) – Die Bundesregierung hält an ihren Ausbauplänen für die LNG-Infrastruktur in Deutschland fest. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bekräftige heute das Bekenntnis zum Bau von drei landgestützten Terminals zur Regasifizierung von verflüssigtem Erdgas. Eines dieser Terminals soll auf dem Voslapper Groden in Wilhelmshaven, in Sichtweite von Hooksiel, errichtet werden. Das Terminal, das für die Verarbeitung von „Grüngas“ ausgelegt werden soll, soll 2026/2027 die schwimmenden LNG-Terminals vor Wilhelmshaven ersetzen. Eine erste FSRU (Floating Storage and Regasification Units) ist bereits seit Ende 2022 in Betrieb.
Die Planung, die das Wirtschaftsministerium jetzt dem Haushaltsausschuss des Bundestages vorgelegt hat, sei unmittelbare Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Ziel ist es, über den Aufbau einer eigenen-Infrastruktur eine Energiekrise zu vermeiden. Habeck: „Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat uns spüren lassen, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten sind und dass sie uns etwas kosten. Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir nicht daraus lernen würden.“
Habeck rechtfertigt Sicherheitspuffer
Im Zentrum des Handels der Bundesregierung würde der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung stehen – gepaart mit Energieeinsparung, Effizienz und dem schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien. Um aber die Versorgungssicherheit auch in der Übergangszeit sicherzustellen, brauche Deutschland auch eine eigene Infrastruktur für Flüssigerdgas. Die Deutsche Umwelthilfe hatte Habeck vorgeworfen, beim Ausbau der LNG-Infrastruktur Überkapazitäten zu schaffen, die en Ausstieg aus fossilen Energieträgern verlängern würden.
Mit Blick auf die maximalen Verarbeitungs-Kapazitäten auf die Solidarität mit Nachbarstaaten. Deutschland müsse in der Lage sein, auch seine Nachbarn zu unterstützen. Zudem seien „ausreichende Sicherheitspuffer“ notwendig, um auch für kritische Situationen gewappnet zu sein. „In der Planung der Bundesregierung kann ein solcher Puffer ab 2024 gestellt werden“, so Habeck. „Ab 2027 ist er so hoch, dass auch der Wegfall signifikanter Importmengen aus bestehenden Quellen abgefangen werden kann.“
Um schnell Lösungen für den Winter 2022/2023 und für den Winter 2023/24 umsetzen zu können, seien zunächst drei FSRU bereitgestellt worden – vom Bund eines in Wilhelmshaven und Brunsbüttel sowie ein privat finanziertes in Lubmin. Ein weiteres folgt für Stade. Anschließend würden die landseitigen Terminals errichtet, die einer Bauzeit von dreienhalb Jahren hätten. Habeck: „Dabei ist aber zu bedenken, dass für die jeweilig geplanten Projekte auch immer Realisierungsrisiken bestehen.“
Investitionsentscheidungen stehen noch aus
Über die drei ersten FRSU können 2023 zunächst 13,5 Milliarden Kubikmeter Gas in Deutschland angelandet werden. Darüber hinaus sind drei weitere durch den Bund initiierten FSRU-Standorte im Aufbau: Wilhelmshaven II, Stade und Lubmin. In den Jahren 2024 und 2025 sind nach der derzeitigen Planung alle fünf Bundes-FSRU ganzjährig in Betrieb. Sie hätten dann zusammen eine Regasifizierungs-Kapazität von 27 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr. Die Kapazität des privaten Projekts in Lubmin soll von jetzt fünf auf insgesamt zehn Milliarden Kubikmeter ab 2024 ausgeweitet werden.
In 2026 und 2027 sollen laut Wirtschaftsministerium drei landgestützte Terminals in Stade, Brunsbüttel und Wilhelmshaven in Betrieb gehen. Mit den festen Terminals stiege die Importkapazität rechnerisch auf 54 Milliarden Kubikmeter/Jahr. „Allerdings“, so Habeck, „ist hier zu beachten, dass bei keinem der Terminals bisher eine finale Investitionsentscheidung getroffen wurde.“
Brunsbüttel und Stade würden, soweit wie möglich, „green-ready” gebaut, also für einen späteren Betrieb mit Wasserstoffderivaten (etwa Ammoniak) vorgerüstet. Das betreffe unter anderem Fundamente, Beschichtung und Stahl). Habeck: „Das feste Terminal am Standort Wilhelmshaven ist von Beginn an als Grüngas-Terminal für synthetisches, aus grünem Wasserstoff hergestelltes Methan konzipiert.“ Die landseitigen Terminals sollen die bis dahin an diesen Standorten stationierten FSRU ablösen.
Hooksiel/Wilhelmshaven (1. 3. 2023) – Wie heute durch einen Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) bekannt wurde, hat es Anfang Februar beim Betrieb des Terminalschiffes „Höegh Esperanza“ eine Störung gegeben. Am frühen Morgen des 4. Februar musste der Prozess der Regasifizierung des tiefgekühlten LNG nach dem Defekt eines technischen Geräts an für mehrere Stunden unterbrochen werden. Aus dem Schiffsinneren habe ein Wärme-Überschuss abgeführt werden müssen. Die Freisetzung wurde durch eine Wasserdampfwolke sichtbar. Das Wirtschaftsministerium wertet den Vorfall laut NOZ nicht als schwerwiegenden Zwischenfall.
An Bord der „Höegh Esperanza“ gab es Anfang Februar einen technischen Defekt. Die Erdgas-Rückgewinnung fiel für einige Stunden aus. Foto: Diethelm Roeder
Unterdessen wirft eine jetzt von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) öffentlich gemachte interne Analyse des Energiewirtschaftlichen Institut Köln (EWI), die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellt wurde, erneut die Frage auf: Wie viele Import-Terminals für Flüssigerdgas braucht Deutschland? Die Analyse legt nahe, dass der Ausfall des russischen Pipeline-Erdgases überkompensiert wird, wenn alle geplanten LNG-Terminals gebaut werden.
Der DUH fordert unter anderem, auf den Bau von landgestützten LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Stade zu verzichten. Sie seien für die Absicherung des deutschen und europäischen Gasbedarfs schlichtweg nicht notwendig.
Über die „Analyse der globalen Gasmärkte bis 2035“ des EWI hatte Dienstagabend auch das ARD-Magazin „Fakt“ berichtet. Insgesamt gehe das EWI von einer benötigten LNG-Kapazität in Deutschland von 40 Milliarden Kubikmeter in 2030 aus, während das Bundeswirtschaftsministerium bisher eine Kapazität von über 70 Milliarden Kubikmeter plant.
Die Umweltschützer befürchten, dass eine überdimensionierte LNG-Infrastruktur dazu führt, dass Deutschland länger als notwendig an fossilen Energieträgern festhält und dadurch seine Klimaziele verpasst. Unterstützer der Pläne halten dem entgegen, dass gewisse Überkapazitäten in der Planung sinnvoll sind, da am Ende nicht jedes Projekt umgesetzt werde. Zudem soll die LNG-Infrastruktur Wasserstoff-tauglich und damit zukunftsfähig für CO2-freie Energieträger sein.
„Die EWI-Analyse zeigt deutlich, dass die Bundesregierung massive LNG-Überkapazitäten plant“, stellt der DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner fest. „Die beiden festen Terminals in Stade und Wilhelmshaven und das Mega-Terminal vor Rügen kommen in den Betrachtungen bereits nicht mehr vor, weil selbst die schon angemieteten Terminalschiffe deutliche Überkapazitäten verursachen. Daraus muss die Bundesregierung nun Konsequenzen ziehen, diese fossilen Megaprojekte absagen und aus dem LNG-Beschleunigungsgesetz streichen.“
Schon die bislang geplanten Kapazitäten der insgesamt sieben staatlichen und privaten Terminal-Schiffe – das erste war die in Wilhelmshaven liegende „Höegh Esperanza“ – schießen nach Ansicht von Müller-Kraenner deutlich über das Ziel einer Energieversorgungssicherung hinaus. „Die Terminals wären laut Analyse überhaupt nur in einem unrealistischen Extremszenario ausgelastet. Damit wird offensichtlich, dass die Planungen auf unnötige, teure und umweltfeindliche Investitionsruinen hinauslaufen.“
Die Analyse komme zu dem Ergebnis, dass die deutschen Terminals in 2030 nur zwischen 13 und 18 Prozent ausgelastet wären, wenn sich der Gasverbrauch im Einklang mit den in Paris vereinbarten Klimazielen entwickeln soll. Als LNG-Kapazität wären in diesem Fall nur Importe im Volumen von sieben Milliarden Kubikmeter im Jahr erforderlich. Das schaffe ein einziges voll ausgelastetes LNG-Terminalschiff. Der DUH fordert eine Denkpause, in der vor dem Weiterbau alle Projekte auf den Prüfstand gestellt werden.
Die Grafik zeigt das Schema des Wasserstoff-Dichtigkeitstest im Kavernenfeld Etze.
Hooksiel/Wilhelmshaven/Etzel (17. 2. 2023) – In den Erdgas-Kavernen kann auch Wasserstoff (H2) eingelagert werden. Das ist das Ergebnis eines über zweimonatigen Dichtigkeitstests, den Kavernen-Betreiber Storag Etzel mit Partnern im Rahmen des Forschungsprojektes H2CAST vorgenommen hat. Die Eignung der Kavernen in der Gemeinde Friedeburg ist eine wesentliche Voraussetzung für den geplanten H2-Import im industriellen Maßstab über den Voslapper-Groden in Wilhelmshaven.
Während der Testphase seien mehrere Tausend Kubikmeter gasförmiger Wasserstoff aus nachhaltiger, „grüner“ Produktion in die Bohrung eingebracht worden, teilte Storag Etzel heute mit. Der Testzeitraum sei deutlich länger gewesen, als es bei vergleichbaren Dichtigkeitstests unter Stickstoff der Fall ist. „Wir wollten sicher gehen, dass das Ergebnis reproduzierbar ist und weiterhin Erfahrungen im Umgang mit dem Medium Wasserstoff sammeln“, begründet Gesamtprojektleiter Carsten Reekers den langen Zeitraum.
Der Test war vom Landesamt für Bergbau, Energie, Geologie (LBEG) genehmigt worden. Er sollte Erkenntnisse darüber erbringen, wie sich die aktuellen Messergebnisse unter Wasserstoff mit den standardisierten Verfahren unter Stickstoff als Testmedium vergleichen lassen.
Erprobt worden sei zudem das Ablassen eines Teils des Wasserstoffs. Dabei sei Wasserstoff kontrolliert verbrannt worden, um dessen Zündverhalten zu erproben, Sicherheitseinrichtungen zu testen und Schallemissionen zu messen. „Dieser zusätzliche operative Test im Kavernenfeld Etzel beantwortet auch Fragen für dem praktischen Umgang mit Wasserstoff im Vergleich zu Erdgas“, so Reekers. Um die Erkenntnisse unmittelbar weiterzugeben, hätten Vertreter der örtlichen Feuerwehren und des LBEG diesen Teil des Tests begleitet.
Nach bisherigen Plänen will Storag Etzel in einem ersten Schritt zwei seiner Kavernen für die Lagerung von Wasserstoff ertüchtigen. Sie sollen ab 2026 als H2-Speicher zur Verfügung stehen. Aus regenerativen Energien erzeugter, „grüner“ Wasserstoff gilt mit Blick auf den Klimawandel als einer der Energieträger der Zukunft, da bei seiner Herstellung und Verwendung kein CO2 entsteht.