Wilhelmshaven/Hooksiel (14. 10. 2023) – „Maritime Sonderlage vor Wilhelmshaven!“ So lautete die Ausgangslage für einer mehrtägigen Großübung, an der Einheiten des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), der Bundespolizei (See und Spezialkräfte), Spezialeinheiten der Küstenländer, der Polizeidirektion (PD) Oldenburg und niedersächsischer Hafen-Sicherheitsbehörden beteiligt waren. Simuliert wurde „ein mögliches Gefahrenszenario an einem logistischen Knotenpunkt“ – im Klartext: Unbekannte nähern sich der Energiedrehscheibe Wilhelmshaven samt LNG-Terminal von der Seeseite.
Das Einsatzschiff der Bundespolizei, die „Bad Düren“ bei der Übung auf der Nordsee. Foto: Bundespolizei
„Wenn es darauf ankommt, müssen alle Akteure schnell, effektiv und effizient reagieren“, erläutert BSH-Präsident Helge Heegewaldt. „Das bedarf natürlich einiger Absprachen im Vorfeld und eben auch solcher Trainings.“ Die Sicherheitsbehörden hätten bei Tag und Nacht die Abläufe bei verschiedenen Szenarien geübt, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Federführung lag bei der PD Oldenburg, in deren Zuständigkeit Bedrohungslagen in niedersächsischen Küstengewässern gehören. „Das Training war ein Erfolg“, bilanzierte Horst Kriesamer, Präsident der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt. „Es ist gelungen, wichtige Übungsfelder wie Schnittstellen in der Kommunikation sowie Ablaufprozesse weiter zu optimieren.“
Auch Andreas Sagehorn, Vizepräsident der PD Oldenburg, zeigte sich zufrieden. „Natürlich hoffen wir alle, dass ein Szenario wie in dieser Übung niemals eintritt. Aber es wäre fahrlässig, sich nicht bestmöglich darauf vorzubereiten.“ Die deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel und Lubmin gehören zur kritischen maritimen Infrastruktur, die die beteiligten Sicherheitsbehörden mit unterschiedlichen Schwerpunkten schützen.
Das BSH ist zuständig für die Umsetzung des International Ship and Port Facility Security Codes (ISPS Code), der die Vorgaben zur Eigensicherung von Schiffen auf See regelt. Die Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt nimmt als Bundesbehörde ihre Aufgaben in Nord- und Ostsee wahr. Mit den Inspektionen See verfügt sie als einzige Bundespolizeidirektion über eine maritime Einsatzkomponente „Bundespolizei See“. Unter anderem von Cuxhaven aus werden die Seegrenze die Schengen-Außengrenze überwacht. Hinzu kommen Spezialkräfte, die für den Einsatz gegen Terrorismus, Extremismus und Organisierte Kriminalität ausgebildet sind.
Der PD Oldenburg ist unter anderem die niedersächsische Wasserschutzpolizei mit ihrem Führungsstab in Oldenburg und Stationen in Emden, Wilhelmshaven, Brake und Stade zugeordnet. Ihr obliegt die zentrale Einsatzführung bei herausragenden maritimen Bedrohungslagen im niedersächsischen Küstengewässer (12-Seemeilen-Zone). Dabei ist die WSP-Leitstelle Bestandteil des Gemeinsames Lagezentrum See (GLZ-See) im Maritimen Sicherheitszentrums (MSZ) in Cuxhaven.
Hooksiel/Wilhelmshaven (3. 10. 2023) – In der Nacht zum Dienstag gegen 4 Uhr war ein Mann auf seinem Fahrrad auf der Landesstraße 210 in Wilhelmshaven in Richtung Hooksiel unterwegs. Zeugen alarmierten die Polizei, die den 24-Jährigen bei seinem lebensgefährlichen Unterfangen stoppte.
„Bei dem Fahrradfahrer wurde eine erhebliche Alkoholbeeinflussung festgestellt“, teilte die Polizei heute mit. Es sei eine Blutproben entnommen und ein Strafverfahren gegen den Radfahrer eingeleitet worden.
Oldenburg/Wangerland (30. 9. 2023) – Rückenwind für die Digitalisierungs-Strategie der Wangerland Touristik: Der „Nordsee-Tourismus-Report 2023“, den die Oldenburger Pathfinding AG jetzt vorgestellt hat, dokumentiert einen zunehmenden Wettbewerb zwischen den Nordsee-Destinationen in Deutschland, in den Niederlanden und in Dänemark.
„Die deutsche Nordseeregion darf sich nicht auf ihre Stammgäste verlassen“, lautet das Fazit von Holger Herweg, Vorstandsvorsitzender der Pathfinding AG. „Ein großes Potenzial sehen wir in der Digitalisierung. Die Gäste schätzen digitale Services bei der Buchung und vor Ort. Gleichzeitig sehen 17 Prozent der Gäste hier noch Verbesserungsbedarf. In den kommenden Jahren werden außerdem Themen wie die nachhaltige Mobilität und regionale Produkte eine stärkere Rolle bei der Auswahl des Urlaubsortes spielen. Hier kann die deutsche Nordseeregion punkten, wenn sie entsprechende Angebote macht.“
Repräsentative Befragung
Urlaub an der Nordsee sei weiterhin beliebt. Aber Dänemark und die Niederlande machen der deutschen Küstenregion Konkurrenz. Vor allem Dänemark zieht zahlungskräftige, jüngere Reisende an, so Nordsee-Tourismus-Reports 2023. Dafür habe dasMarktforschungsunternehmen MiiOS im Auftrag der Pathfinding AG in diesem Jahr 7457 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Personen befragt. Davon hätten rund 36 Prozent (2677 Personen) angegeben, seit 2021 einen mindestens dreitägigen Urlaub an der deutschen Nordseeküste gemacht zu haben oder dies bis 2025 zu planen.
„Das bedeutet ein leichtes Wachstum gegenüber dem Vorjahr – trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit. Damit hat die Region eine gute Ausgangsposition, um sich den neuen gesellschaftlichen Trends entsprechend zu positionieren“, sagt Herweg von der Pathfinding AG, die Destinationen sowie touristische Einrichtungen bei ihrer strategischen Ausrichtung berät.
Dänemark zieht jüngeres Publikum an
Deutlich mehr Menschen als 2022 hätten angegeben, dass sie in den letzten Jahren einen Urlaub an der dänischen oder niederländischen Nordseeküste verbracht haben oder dies bis 2025 planen. Dabei liegt der Altersdurchschnitt der Gäste in den Niederlanden bei 45 Jahren. Die Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen ist ähnlich wie bei den Gästen der deutschen Nordsee-Region, ebenso wie die Anzahl der Kinder im Haushalt.
Anders stellt sich die Gruppe derjenigen dar, die an der dänischen Nordsee Urlaub machen: Hier liegt der Altersdurchschnitt mit 43 Jahren fünf Jahre deutlich unter dem der Nordsee-Gäste in Deutschland. Knapp die Hälfte (45 Prozent) hat ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4000 Euro. Nur in 62 Prozent der befragten Haushalte leben keine Kinder.
In den Augen der Reisenden steht die dänische Nordsee stärker als die deutsche Küste für Naturverbundenheit, Naturerlebnisse und Erholung. Auch im Hinblick auf die Familienfreundlichkeit hat Dänemark die Nase vorn. Im Vergleich mit dem nördlichen Nachbarn kann Deutschland am ehesten beim Preis-Leistungs-Verhältnis und der Kundenorientierung mithalten. Urlaub an der niederländischen Nordsee verbinden die Menschen vor allem mit Familienfreundlichkeit und Naturerlebnissen.
Fedderwardergroden (30. 9. 2023) – Der Verdacht hat sich bestätigt. Das Feuer in der Flüchtlingsunterkunft in Fedderwardergroden im Norden von Wilhelmshaven ist vorsätzlich gelegt worden. Die Brandermittler der Polizei schließen inzwischen einen technischen Defekt als Brandursache aus. Ob es für die Brandstiftung aber ein politisches Motiv gab, sei bislang noch unklar, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Wilhelmshaven-Friesland gegenüber der „Wilhelmshavener Zeitung“.
Das Feuer in der ehemaligen Feuerwehrwache war in der Nacht zum vergangenen Sonntag gegen 4 Uhr ausgebrochen. Offenbar war es nur der Aufmerksamkeit eines Wachmannes zu verdanken, dass niemand der zum Zeitpunkt des Unglücks 39 Bewohnerinnen und Bewohner verletzt oder gar getötet wurde. Er hatte nach Angaben der Polizei Gasgeruch wahrgenommen, die Feuerwehr alarmiert sowie die Flüchtlinge geweckt und nach draußen gebracht.
Offenbar hatten der oder die Täter in einem Raum im Erdgeschoss gelagertes Altpapier angezündet. In der Unterkunft waren insgesamt 57 Flüchtlinge gemeldet. Einige von ihnen sind inzwischen in eine andere Unterkunft verlegt worden.
Fedderwardergroden/Hooksiel (25.9.2023) – Auf einen politischen Hintergrund des Brandes in einer Flüchtlingsunterkunft in Fedderwardergroden gibt es derzeit keine Hinweise. Darauf weist die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland in einer am Montag verbreiteten Mitteilung hin.
Das Feuer in der ehemaligen Feuerwache in der Albrechtstraße war in der Nacht zum Sonntag gegen 4 Uhr ausgebrochen. Personen waren dabei nicht verletzt worden. Der Wachdienst hatte die 55 Bewohnerinnen und Bewohner rechtzeitig geweckt und nach draußen gebracht.
Das Sicherheitspersonal der Unterkunft habe Gasgeruch wahrgenommen, unverzüglich Alarm geschlagen und die Bewohnenden vorsorglich in Sicherheit gebracht, schildert die Polizei. Feuerwehr und Polizei seien umgehend zur Einsatzstelle ausgerückt. Vor Ort stellte man fest, dass sich in einem Raum im Erdgeschoss der Unterkunft ein Brand entwickelt hatte. Bei dem Raum handelt es sich um das Büro des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Nachdem das Feuer gelöscht und der Rauch aus den Räumen entfernt worden war, konnten die Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft wieder in ihre Zimmer zurückkehren. Auf Brandursachen-Suche spezialisierte Beamte der der Polizei Wilhelmshaven haben die Ermittlungen aufgenommen, um die genauen Umstände dieses Vorfalls zu klären.
Auch der entstandene Schaden am Inventar des Büros wird derzeit noch ermittelt. „Glücklicherweise wurden bei dem Vorfall keine Personen verletzt“, heißt es in der Polizeimitteilung. Vorsorglich waren am Sonntag Notfall-Seelsorger aus Wilhelmshaven und Friesland informiert worden, die die Betroffenen betreuen sollten.
Freuten sich über 25 Jahre Die Nordsee GmbH: (v. l.) Geschäftsführerin Sonja Janßen, Carola Havekost, Tourismus-Geschäftsführerin der Oldenburgischen IHK, Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutscher Tourismusverband e. V. sowie Wirtschaftsminister Olaf Lies. Foto: Neue Medien Gestalten GmbH
Wangerland/Wilhelmshaven (30. 8. 2023) – Die Nordsee GmbH besteht seit 25 Jahren. Das Jubiläum wurde mit rund 60 Gästen in Wilhelmshaven, darunter der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Olaf Lies, im TheOs, dem Studiotheater der Landesbühne Niedersachsen Nord, gefeiert.
Die touristische Dachmarketing-Organisation zog eine positive Bilanz. „Es ist uns gelungen, die Tourismusmarke ,Nordsee‘ in Niedersachsen als eine beliebte Urlaubsregion im In- und Ausland erfolgreich zu positionieren“, resümierte die gebürtige Hooksielerin Sonja Janßen, Geschäftsführerin der Die Nordsee GmbH.
Zudem habe man die Digitalisierung entscheidend vorangetrieben. 2022 habe man mit acht Küstenorten und in Kooperation mit dem Landkreis Cuxhaven ein digitales Besuchermanagementsystem eingeführt, mit dem Besucherströme in hochfrequentierten Freizeiteinrichtungen erfasst und ausgewertet werden können. Als weiteres Beispiel nannte Sonja Janßen die ortsübergreifende digitale Gästekarte.
„Die Gesellschafter der Die Nordsee GmH haben früh verstanden, dass gutes Marketing für Urlaubsziele für alle Beteiligten ein Gewinn ist“, stellte Minister Lies fest. „Für die Urlauber, die Informationen über die Region und die möglichen Aktivitäten erhalten – und für die Region selbst, die so mehr Gäste anzieht. Mit mehr als 13,3 Millionen Übernachtungen im Jahr ist die niedersächsische Nordseeküste heute eines der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland – ein Beweis für den Erfolg dieses Engagements.“
Carola Havekost, Geschäftsführerin für den Bereich Tourismus der Oldenburgischen IHK, dankte Geschäftsführungen und ihre Teams der Nordsee GmbH auch für die Unterstützung beim Aufbau der Tourismus Agentur Nordsee (TANO). „Damit wird die Tourismusentwicklung an der Nordsee auf eine neue Stufe gehoben: das Destinations-Management in der Region.“
„Mit Kirchturmdenken können wir den Fragen und Anforderungen der Zukunft nicht begegnen“, sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband e. V.: „Ich kann der Nordsee GmbH in ihrem Engagement nur zustimmen, die Akteure zusammenzubringen und damit die Netzwerkarbeit voranzubringen. Das ist genau das, was der Tourismus benötigt.“
Die Nordsee mit Sitz in Wilhelmshaven wurde 1998 als touristische Marketingorganisation der niedersächsischen Nordseeregion gegründet. Der GmbH gehören sieben Küstenorten, zwei maritime Städte und ein Fährbetrieb an. Zu den Partnern der ersten Stunde zählen die Wangerland Touristik GmbH und die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH .
Hooksiel/Wilhelmshaven (29. 8. 2023) – Die „Höegh Esperanza“ hat heute – wie gestern auf „Hooksiel-Life“ angekündigt – ihren Liegeplatz am Wilhelmshavener LNG-Terminal vor dem Hooksieler Außenhafen verlassen. Das Regasifiizierungsschiff wird einige Tage auf Schillig Reede liegen und dann zurückkehren. Am Anleger am LNG-Terminal muss gebaggert werden. Foto: Dietmar Bökhaus
Hooksiel/Wilhelmshaven (28. 8. 2023) – Die „Höegh Esperanza“ wird voraussichtlich am Dienstag ihren Liegeplatz am LNG-Terminal Wilhelmshaven für zwei bis drei Tage verlassen. Das Regasifizierungsschiff für Flüssigerdgas verlegt auf Schillig Reede, um am Terminal Platz zu machen für Baggerarbeiten.
Wie Thomas Hohmann, Geschäftsführer der LNG-Terminal Wilhelmshaven, gestern anlässlich eines Besuchs von regionalen Pressevertreten an Bord der Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) sagte, werden derartige Unterhaltungsbaggerungen voraussichtlich alle halbe Jahr notwendig sein, da sich durch die Strömungsverhältnisse in der Jade Schlick und Sande an dem Liegeplatz ablagern.
Das Wilhelmshaven LNG-Terminal . Die „Höegh Esperanza“ liegt am Anleger, davor ein LNG-Frachter, der Flüssigerdgas anliefert, das an Bord der FSRU regasifiziert wird. Archiv-Foto Scheer
Der Energiekonzern Uniper, der das Terminal im Auftrag der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) betreibt, zog für die LNG-Importe über Wilhelmshaven seit Anfang des Jahres eine positive Bilanz. Bislang hätten 30 mit minus 162 Grad kaltem Flüssigerdgas befüllte LNG-Tanker an der „Höegh Esperanza“ festgemacht, die allermeisten davon aus den USA.
Alle acht Tage komme ein Frachter, der in etwa 30 Stunden seine Ladung, das flüssige Gas, an die FSRU abgebe. An Bord der „Höegh Esperanza“ wird das Gas über 3600 Meter Rohrleitung geführt, erwärmt und – dadurch wieder gasförmig – über Verladearme und eine Pipeline vom Terminal zur WAL, der Wilhelmshavener Anbindungs-Leitung, gepumpt, über die es in Richtung Kavernenanlage Etzel geleitet wird.
Umrüstung auf Ultraschall-Verfahren ungewiss
Zum Erwärmen des Gases an Bord der FRSU wird ein mit überschüssigem Erdgas betriebener Verdampfer (closed loop) oder Seewasser (open loop) genutzt. Die hohe Biomasse in der Jade sei eine Herausforderung für den Betrieb der „Höegh Esperanza“, sagte Hohmann. Damit sich das Rohrsystem der FSRU nicht mit Muschel, Algen und Seepocken zusetze, müssten die Rohe mit aus dem Meerwasser gewonnenem Chlor gespült werden. Die dadurch entstehende Chlorbelastung der Umgebung wird von Fischern, Umweltverbänden und der Tourismuswirtschaft scharf kritisiert.
„Bislang haben wir bei Messungen alle Grenzwerte eingehalten“, versicherte der LNG-Terminal-Geschäftsführer. Allerdings: Die bislang bekannten Messreihen reichen nur bis zum Juni. Erst Anfang August wurde erstmals in den „open loop“ umgestellt. Warum man erst so spät das Seewasser als Wärmequelle genutzt? Hohmann: „Vermutlich weil man die Versorgssicherheit nicht gefährden wollte.“
Ende August soll Uniper laut Betriebsgenehmigung ein Minimierungs-Konzept für den Chloreinsatz vorlegen. Dafür läge bereits ein Entwurf vor, sagte Hohmann gegenüber „Hooksiel-Life“. Ob aber das Schiff in einer Werft für ein chlorfrei arbeitendes Ultraschall-Verfahren umgerüstet werde, dürfte auch von den Erfahrungen mit dem Betrieb des „Excelsior“ abhängen. Die „Excelsior“, die am zweiten, im Bau befindlichen Wilhelmshavener LNG-Terminal Flüssigerdgas für die Firma Tree Energy Solutions (TES) regasifizieren soll, wird mit einem Ultraschall-System ausgerüstet. Das Schiff wird aber frühestens in einigen Monaten in der Jade erwartet.
Gödens/Friesland (24. 8. 2023) – Die Herrlichkeit Gödens, die es bis 1839 gab, stand für religiöse Toleranz, für die Integration von Flüchtlingen und für technische Innovation etwa im Wasserbau. Um Innovationen drehte sich an diesem Mittwoch auch das „Wirtschaftsforum 2023“. Dazu hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises Friesland zahlreiche Unternehmer und Repräsentanten von Institutionen eingeladen. Das Thema: Die Energiewende und die Bedeutung des „Energy Hub – Port of Wilhelmshaven“ für die Region.
Ideale Standort-Bedingungen für Energiewende
In einem rasanten Vortrag zeigte Alexander Leonhardt, seit gut zwei Jahren Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wilhelmshaven und einer der Motoren des lockeren Zusammenschluss von an die 40 Unternehmen, die sich am „Energy Hub“ engagieren, die Chancen im Zusammenhang mit der Energiewende auf. Chancen, die man nach Überzeugung von Leonhardt in der Region gemeinsam ergreifen sollte. Tiefes Wasser, Windenergie, LNG-Terminals, Pipelines, Energiespeicher in der Nachbarschaft – der Nordwesten habe beste Voraussetzungen, zu einer der zentralen Energiedrehscheibe Deutschlands zu werden. Eine Schlüsselbegriff dabei: Wasserstoff.
„Wenn Deutschland Industrieland bleiben will, werden dauerhaft mindestens 50 Prozent des Energiebedarfs importiert werden müssen“, sagte Leonhardt. Strom lässt sich schlecht speichern. Aber man könne mit Strom per Elektrolyse den Energieträger Wasserstoff (H2) herstellen; entweder vor Ort, oder – wie einige Unternehmen es planen – in Sonnenregionen dieser Welt, um dann Wasserstoff-Derivate nach Wilhelmshaven zu exportieren, wo diese direkt genutzt oder wieder in Wasserstoff umgewandelt werden sollen. „Wir haben das Potenzial, in Wilhelmshaven 40 bis 61 Prozent des künftigen Wasserstoff-Bedarfs von ganz Deutschland zu decken“, sagte Leonhardt. Gemessen an der Energieleitungen entspreche das sechs bis sieben Atomkraftwerken.
Standen beim „Wirtschaftsforum 2023“ Rede und Antwort: (v. l.) Maximilian Graf von Wedel, Landrat Sven Ambrosy, EWE-Vorstand Dr. Christian Friege und Wirtschaftsförderer Alexander Leonhardt. Foto: hol
Unternehmen kooperieren am „Energie Hub“
Die im „Energy Hug“ engagierten Unternehmen seien durchaus Konkurrenten – etwa um Flächen –, aber da, wo es sinnvoll ist, arbeite man zusammen. Etwa bei der Frage, wo das Wasser für die Elektrolyse herkommen soll, oder bei der Organisation einer gemeinsamen Hafenfeuerwehr. Und, besonders wichtig: Beim Ringen um Fördermittel. Denn ohne Förderung durch den Bund und die EU bestehe die Gefahr, dass Wilhelmshaven nur zum Durchleiter von Energie werde, in der Region selbst aber nur wenig neue Wertschöpfung erfolge.
Dabei gebe es eine Vielzahl von Interessenten, die sich in der Region ansiedeln wollen – wenn der Förderrahmen stimmt. So viele, dass die Region Wilhelmshaven, Friesland, Wittmund und Wesermarsch nach Ansicht von Leonhardt eine gemeinsame Ansiedlungspolitik verfolgen sollte. „Nicht jedes Unternehmen kann und muss in die erste Reihe direkt am Hafen.“
Wasserstoff aus Sande für die Linienbusse
Maximilian Graf von Wedel, Hausherr auf Schloss Gödens und Geschäftsführer der Friesen Elektra Green Energy AG, erläuterte an seinem Projekt „Hybrider Energiepark“, warum aktuell die H2-Produkton noch nicht wirtschaftlich ist. „Wasserstoff ist der einzige Energieträger, bei dem der Klimawandel schon eingepreist ist.“ Soll heißen: Fossile Energieträger sind im Vergleich noch günstiger, weil die globalen ökologischen Folgekosten nicht in ihrem Preis abgebildet werden.
Rund um Gödens wird seit 1999 Windenergie erzeugt. Aktuell entsteht nahe der Autobahn 29 ein riesiger Solarpark. „Derzeit werden 3500 Seecontainer mit Photovoltaik-Modulen angeliefert, die bis Oktober installiert sein sollen“, sagte Maximilian von Wedel. Der durch Wind und Sonne erzeugte „grüne Strom“, eigentlich ausreichend für 80 000 Haushalte, soll in Sande für die Elektrolyse für die Wasserstoff-Produktion verwendet werden. Der Wasserstoff wird dann als Kraftstoff für die Linienbusse der Weser-Ems-Bus im Landkreis genutzt werden.
Partner für die Groß-Elektrolyse gesucht
Dieses Anschauungsmodell für die Energiewende soll aber nur der erste Schritt der Wasserstoffproduktion in Sande sein. Ab 2028, so die Pläne von von Wedel, könnte am Standort eine Elektrolyse-Park mit einer Leistung von 2,2 Gigawatt entstehen. Für dieses Großprojekt sucht der Schloss-Herr („Wir sind am Ende nur eine Art Hausmeister“) drei industrielle Partner – auch um das Risiko der Investition auf mehrere Schultern zu verteilen.
Die Energiewende für die Region nutzbar machen will auch der Energie-Dienstleiter EWE. Dr. Christian Friege, Markt-Vorstand des kommunal getragenen Energiekonzerns mit Sitz in Oldenburg, erläuterte das milliardenschwere Investitionsprogramm seines Unternehmens ins künftige „Powerhouse Nord“. Dazu gehöre der Ausbau der Windenergie an Land ebenso wie der Umbau der Strom-Verteilnetze („Wenn alle Solarzellen auf dem Dach haben, werden aus reinen Verbrauchern Stromproduzenten“) und der Einstieg in die Elektrolyse in Wilhelmshaven. Weitere Schwerpunkte werden die Installation von Wärmepumpen, der Ausbau von Nahwärme-Systemen sowie die Digiatalisierung der Energietechnik.
EWE baut Zukunftspipeline
Ein Musterbeispiel für das Engagement der EWE: der laufende Bau der „Zukunftspipeline“ von Wilhelmshaven zu EWE-Speichern bei Leer. Die Pipeline ist für den Transport von Wasserstoff ausgelegt und sei gerade keine Durchleitungs-Pipeline. Friege: „Die Energie bleibt in der Region.“ Als Standortvorteil für ansiedlungswillige, energieintensive Unternehmen.
Frieslands Landrat Sven Ambrosy unterstrich auf dem „Wirtschaftsforum“ die Chancen, die die Region im Zuge der Energiewende habe. Allerdings dürfe neue Wertschöpfung nicht zu Lasten der bisherigen gehen. Allein im Landkreis Friesland läge die Wertschöpfung durch den Tourismus bei 500 Millionen Euro im Jahr. „Das dürfen wir auf keinen Fall gefährden.“
Landrat fordert „Leitung-Abgabe“
Ambrosy forderte zudem eine Art „Leitungs-Abgabe“ für Kommunen, deren Planungshoheit durch eine Vielzahl von Leitungen und Pipelines, in oder über ihrem Gebiet erheblich eingeschränkt seien. Als Bespiele nannte er Sande und Bockhorn. Ambrosy: „Wir brauchen die Akzeptanz der Bürger. Die fragen natürlich auch: Und was haben wir davon?“
Als Beispiel dafür, dass hier ein Umdenken stattfinde, verweis der Landrat auf die Pläne, die süddeutschen Länder stärker an den Netzentgelten zu beteiligen. Bislang werden damit überproportional die Bürgern in Norddeutschland belastet. Ambrosy: „Aber es kann ja nicht sein, dass die, die besonders viel für die Energiewende tun, am Ende allein auf den Kosten sitzen bleiben.“
Hooksiel/Wilhelmshaven (11. 8. 2023) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält die jetzt veröffentlichten Messwerte zu Chlor-Einleitungen an der schwimmenden LNG-Regasifizierungseinheit „Höegh Esperanza“ für Augenwischerei. Die behördlichen Messungen an dem am Voslapper Groden liegenden Frachter und in dessen Umfeld in der Jade würden lediglich einen Zeitraum bis Anfang August umfassen, in dem überhaupt kein mit Schadstoffen belastetes Wasser ins Meer fließen konnte, weil an Bord bis dahin noch im so genannten „geschlossenen Verfahren“ gearbeitet wurde.
Das -162 Grad kalte Flüssigerdgas (LNG) wird erst seit wenigen Tagen durch Seewasser aus der Jade erwärmt. Darauf hatten auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bei der Präsentation der ersten Messreihen hingewiesen.
„Die bisherigen Biozid-Messungen in der Jadebucht sind nicht aussagekräftig, da bis vor Kurzem das Terminal im geschlossenen Kreislauf betrieben wurde“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Deswegen sind die von der zuständigen Behörde veröffentlichten Daten nichts als Augenwischerei. Erst zukünftige Messungen bei Vollbetrieb der Anlage mit offenem System können die realen Belastungen des sensiblen Ökosystems der Nordsee korrekt erfassen.“
Nach Ansicht des Verbandes sollte die Wilhelmshavener Anlage vorsorglich umgehend auf eine Reinigung ohne den Einsatz giftiger Biozide umgestellt werden. Im offenen Betrieb wird dem aus der Jade entnommenen Seewasser mit per Elektrolyse gewonnenes Chlor als Antifouling-Mittel zugesetzt. Dadurch wird verhindert, dass sich das Röhrensystem der „Höegh Esperanza“ durch Muscheln, Algen oder Seepocken zusetzt.
Die Betreiber des Schiffes sollen bis Ende August ein Konzept zur Minimierung des Chloreinsatzes vorlegen. Ob und wann das Schiff dann umgerüstet wird, ist aber noch offen. Möglicherweise soll das mit Blick auf die Sicherheit der Energieversorgung erst dann passieren, wenn das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven fertiggestellt ist.