Wilhelmshaven/Wangerland (16. 8. 2024) – Die CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag fordert, dass das Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Bau der zweite Ausbaustufe des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht wird. Nach Ansicht der Abgeordneten Katharina Jensen (Wangerland) ist die Hafenerweiterung ein Baustein eines Gesamtpakets, mit dem die CDU die wirtschaftlichen Potenziale der Küsten- und Seehäfen in Niedersachsen voranbringen will.
Der Antrag sei jetzt in Hannover im Rahmen einer Anhörung von Branchenvertretern sowie Vertretern der Hafenstandorte Emden, Stade und Wilhelmshaven sehr positiv aufgenommen worden, so Jensen. Die Seehäfen würden gerade mit Blick auf den Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien an Bedeutung gewinnen. Gerade für den Bau von Offshore-Windparks in der Nordsee seien erheblich mehr Hafenflächen erforderlich. Aber auch für das Hochlaufen der Wasserstoff-Wirtschaft würden zusätzliche Flächen benötigt.
Die CDU habe in ihrem Antrag zehn Punkte formuliert, die dafür sorgen sollen, dass die Chancen der Energiewende für die niedersächsischen Küsten- und Seehäfen genutzt werden, so Katharina Jensen (Foto) in einer Pressemitteilung.
„Dabei geht es auch darum, sich auf Bundesebene über eine Bundesratsinitiative der norddeutschen Länder für eine Reform des Hafenlastenausgleichs einzusetzen. Wir fordern eine Mindesterhöhung der jährlichen Mittel auf 500 Millionen Euro sowie eine Anpassung des Verteilerschlüssels für die Bundesländer.“ Zudem müssten auch die Mittel landeseigenen Hafengesellschaft NPorts auf jährlich 50 Millionen Euro angehoben und verstetigt werden, fordert die CDU-Fraktion.
Eine Chance für niedersächsische Häfen sehen die Christdemokraten auch im Thema Schiffsrecycling. Damit sich deutsche Werften verstärkt beim Abwracken von in die Jahre gekommenen Schiffen engagieren, müsste aber der Rechtsrahmen geändert werden, so Jensen. Derzeit würden abzuwrackende Schiffe in der Regel an Reedereien ins außereuropäische Ausland verkauft, dort unter Nicht-EU-Flaggen wechseln und dann vor allem in Südasien abgewrackt. „Vor allem die Binnenfischerei in Deutschland hat eine sehr alte Flotte, schiebt momentan aber eine Erneuerung vor sich her.“ Sollte Schiffsrecycling in Deutschland möglich werden, erwarten die Branchenvertreter, dass sie in den kommenden zehn Jahren mindestens 15.000 Schiffe abwracken werden.
Wilhelmshaven/Hooksiel (10. 4. 2024) – Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) veranschlagt die Kosten für die Grundsanierung der Hooksieler Seeschleuse auf zehn Millionen Euro. Wie Mathias Lüdicke, Leiter der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven, heute in einem Pressegespräch sagte, sollen die Arbeiten mit Blick auf die Bedeutung der Schleuse vor allem auch für die Segler über mehrere Jahre gestreckt werden.
Die Sanierung, die mit ersten Reparaturen in 2023, begonnen wurde, soll im laufenden Betrieb und weitgehend außerhalb der Hauptsaison erfolgen. „Die Arbeiten im Bereich des Stahlwasserbaus werden Ende Mai 2024 beauftragt“, kündigte Lüdicke an. Als erstes Großgewerk werde man die Hydraulik und die Elektrik erneuern. Dann folge der Wasserbau. „Auf die Seeschleuse hat in den vergangenen Jahrzehnten niemand so richtig geachtet“, sagte Holger Banik, Geschäftsführer der NPorts GmbH sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH. Seit dem vergangenen Jahr sei jetzt NPorts für die Unterhaltung der landeseigenen Schleuse zuständig.
Mit Blick auf die zahlreichen Infrastrukturprojekte, die NPorts allein in den Wilhelmshavener Häfen vor der Brust hat, ist die Schleusensanierung allerdings eher zweitrangig. Ein Großprojekt ist der Bau eines neuen Anlegers für verflüssigte Gase (AVG). Der Anleger soll südlich des LNG-Terminals und der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) entstehen. Aktuell wird dort ein zweiter LNG-Anleger gebaut, der später,wenn möglich, in den AVG integriert werden soll, so Banik.
Das zweigeschossige AVG-Galeriebauwerk wird nach den Worten von Banik derzeit mit einer Länge von 1,7 Kilometern sowie einer Breite von 21 bis 28 Metern geplant. Der Anleger soll Platz für drei große Tankschiffe an der Innen- und drei weitere an der Außenseite bieten. Hauptzweck soll der Import von „grünen Gasen“ werden, etwa aus erneuerbarer Energie hergestelltes Ammoniak oder Methan.
Planung für neuen Großanleger läuft
Der mit Gesamtkosten von 600 Millionen Euro veranschlagte AVG ist eines der Schlüsselprojekte für die Energiewende und die Rolle Wilhelmshavens als Energie-Drehscheibe der Zukunft. Aktuell laufen die Planungen und Untersuchungen für das Bauwerk am tiefen Fahrwasser der Jade an, so Banik. NPorts werden allein dafür in 2024 rund 10 Millionen Euro ausgeben. Vor der Genehmigung steht ein Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Parallel dazu werden an den Ausschreibungsunterlagen für den Bau gearbeitet.
Mit dem Baubeginn rechnet der NPorts-Chef im Jahr 2026. Der Startschuss werde aber nur dann fallen, wenn der Rückfluss der Investitionskosten durch langfristige Verträge mit den künftigen Nutzern des Anlegers (im Gespräch sind unter anderem die Energiekonzerne Uniper und TES) abgesichert ist. Das sei, so Banik, übrigens auch beim Bau des LNG-Terminals Wilhelmshaven gelungen. Die dortigen Baukosten in Höhe von 56 Millionen Euro seien zu 100 Prozent refinanziert und werden über die Jahre an NPorts zurückfließen.
Als weitere geplante Investitionsvorhaben in und an den Wilhelmshavener Häfen nannten Banik und Lüdicke die Sanierung der Nassaubrücke in Wilhelmshaven, die Erweiterung des JadeWeserPorts und die Entwicklung der Schleuseninsel. Im Rahmen des „Energie Hub“, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die die Energiedrehscheibe Wilhelmshaven voranbringen wollen, käme dann unter anderem noch der Bau weiterer Löschanlagen für Gase und Wasserstoffderivate, die Entwicklung von Umschlagkapazitäten für Offshore-Windkraftwerk-Komponenten und Autos, von Importanlagen für Biomasse und andere Massengüter sowie die Verlegung diverser Pipelines hinzu.
Große Nachfrage nach Flächen an Häfen
Die vier Millionen Euro, die NPorts für 2024 für Investitionen am Standort Wilhelmshaven zur Verfügung stehen, nehmen sich da eher bescheiden an. Auch wenn man die sechs weiteren Millionen hinzunimmt, die für die Wartung, Sanierung und Reparatur vorhandener Hafenanlagen vorgesehen sind. Auf allein 1,5 Millionen Euro etwa schätzt Banik die Kosten für die Umstellung der Beleuchtung der Bahnanlagen am Rüstersieler Groden auf LED.
„Der Wilhelmshavener Hafen wird sich in den kommenden Jahren komplett verändern“, ist Banik überzeugt. Es gebe eine enorme Nachfrage von verschiedensten Nutzern, die sich rund um die Häfen engagieren wollen. Ein positiver Effekt für NPorts: Allein im Jahr 2023 habe das Unternehmen rund 24 Hektar Flächen im Hafengebiet vermarkten können, den größeren Teil davon an langjährige Kunden. Wichtig sei es aber auch, auf die künftige Nutzung zu achten. Die Investitionen in Hafeninfrastruktur würden sich nur rechnen, wenn dort langfristig auch Umschlag passiere. „Wenn wir in unmittelbarer Hafennähe eine Elektrolyse-Anlage neben die andere stellen, nützt das niemandem.“
Neuer Hafenentwicklungsplan
Die sich abzeichnenden diversen Veränderungen sollen in die Neuauflage des Hafenentwicklungsplans einfließen. Das Papier, deren erste Entwürfe sich derzeit in der Abstimmung mit Kommunen und Verbänden befindet, soll die Entwicklung und die dafür notwendigen Planungen für die nächsten 5 bis 25 Jahre beschreiben. Das derzeitige „Perspektivpapier“ für den Hafen Wilhelmshaven sei nach nur sieben Jahren fast vollständig überholt. Im Hafenentwicklungsplan, den NPorts zusammen mit der Stadt Wilhelmshaven und der Gemeinde Wangerland für Wilhelmshaven und Hooksiel auflegt, sollen unter anderem Kundenstruktur, Umschlagentwicklung, Hinterlandanbindung, Flächenmanagement, Transformation im Rahmen der Energiewende, Nachhaltigkeit und Tourismus beleuchtet werden.
Wangerland/Wilhelmshaven (26. 3. 2024) – Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland) unterstützt die Forderung der Wilhelmshavener Hafenwirtschaft nach zügiger Erweiterung des Jade-Weser-Ports. Die zweite Ausbaustufe sollte nicht nur eine Erweiterung des Containerumschlags vorsehen. Es müssten mit Blick auf die Anforderungen der Energiewende vor allem auch Montage- und Logistikflächen für Offshore-Windenergie vorgesehen werden. Hinzu kommen sollten Umschlagsmöglichkeiten über einen RoRo-Terminal, etwa für Auto-Importe, sowie für die mögliche Nutzung von strategischen Umschlag- und Verlegeleistungen von Bundeswehr oder NATO-Einheiten.
Bei der jetzt vom Bund vorgelegten nationalen Hafenstrategie ist es der rot-grünen Landesregierung in Hannover nach Ansicht von Jensen (Foto) nicht gelungen, ihren Einfluss geltend zu machen. „Ohne den Ausbau der niedersächsischen Seehäfen wird die Energiewende nicht gelingen“, kommentiert die CDU-Politikerin, die Mitglied im Unterausschuss Häfen- und Schifffahrt des Landtages ist. Kritisch bewertet die Abgeordnete insbesondere die fehlenden Zusagen des Bundes zu einer Erhöhung des Hafenlastenausgleichs.
Die CDU-Fraktion in Niedersachsen fordere ebenso wie die Wirtschaft eine jährliche finanzielle Zusicherung des Bundes in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro für die deutschen Seehäfen. Die Häfen kämpften mit veralteter Infrastruktur, zunehmender Verschlickung von Wasserstraßen und sowie hohen bürokratischen Hürden.
„Zudem müssen schnellere Planungs- und Bauverfahren sowie die Reform der Einfuhrumsatzsteuer dazu beitragen, Wettbewerbsnachteile abzubauen und die Hinterlandanbindungen der Häfen zu verbessern“, so Jensen. „Nur mit einer gut ausgebauten und zukunftsfähigen Hafeninfrastruktur können die niedersächsischen Seehäfen auch dem internationalen Wettbewerb standhalten.“
Allein um die Ausbauziele bei der Windenergie-Nutzung auf See zu erreichen, würden gut 200 weitere Hektar Hafenflächen benötigt. Erforderlich sei, so Jensen, analog zum Bundes-Verkehrswegeplan ein Hafeninfrastruktur-Plan, der klare Zeiträume, Prioritäten und Finanzzusagen beziffert. Bis der vorliege, sollte das Land Niedersachsen beim Ausbau der Häfen stärker in Vorleistung treten und mehr Finanzmittel bereitstellen.
Wilhelmshaven/Oldenburg (19. 2. 2024) – Der Seehafen Wilhelmshaven hat im vergangenen Jahr einen Rückgag beim Umschlagvolumen verzeichnet. Die niedersächsische Hafengesellschaft NPorts gab heute ein Volumen von 30,97 Millionen Tonnen für 2023 an – damit habe das Minus bei rund vier Prozent (32,29 Mio. Tonnen in 2022) gelegen.
Zuwächse seien bei flüssigen Massengütern zu verbuchen gewesen (+ 4 % / 23,33 gegenüber 22,51 Mio. Tonnen). Der Umschlag am Flüssiggasterminal habe maßgeblich zu diesem positiven Ergebnis beigetragen. Im Jahr 2023 seien bei 45 Schiffsanläufe insgesamt rund sieben Millionen Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) umgeschlagen worden. Damit hätten und 3,6 Millionen Haushalte mit Erdgas versorgt werden können.
Der Umschlag fester Massengüter sank von rund 3,79 Millionen (2022) auf rund 2,33 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Der Kohleumschlag verringerte sich von 3,15 Millionen Tonnen auf 1,79 Millionen Tonnen.
Beim Stückgutumschlag wurden rund 5,31 Millionen Tonnen verbucht. Das entspricht einem Minus von elf Prozent gegenüber 2022 (5,99 Mio. Tonnen). Hier komme auch der Rückgang im Containerumschlag am Jade-Weser-Port zum Tragen. 531.637 umgeschlagene Standardcontainer (TEU) bedeuten ein Minus von 22,2 Prozent gegenüber 2022 (683.395 TEU).
Autoumschlag legt zu
Deutlich positiv hingegen habe sich der Autoumschlag entwickelt, so NPorts. Hier stand den rund 36.200 Fahrzeugen im Jahr 2023 einer Zahl von 9.298 Fahrzeuge im Jahr 2022 gegenüber. „Für das Jahr 2024 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet“, so NPorts.
Auch in der Gesamtbilanz der neun niedersächsischen Seehäfen (Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven) sticht der Zuwachs beim Automobilumschlag heraus. Ein Plus sei auch bei der Verladung von Windenergie-Komponenten erzielt worden. Rückläufig entwickelte sich der Bereich der festen Massengüter, wie Kohle aber auch von Materialien für die energieintensive Industrie, sowie der Containerumschlag.
Schwierige Rahmenbedingungen
„2023 war ein Jahr voller Herausforderungen aber auch Chancen für unsere Hafengruppe. Während Themen, wie zu hohe Energiekosten, geopolitische Spannungen sowie ein nachlassendes Wirtschaftswachstum die Bilanz negativ beeinflussten, gab es positive Entwicklungen beim Umschlag von Automobilen, Windenergie-Komponenten und Flüssigerdgas“, erläutert André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketing-Gesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.
„Die Nachfrage von Verbrauchern und Industrie war im Geschäftsjahr 2023 durch den an- haltenden Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, Inflation und steigende Zinsen sowie die nachlassende Wirtschaftsleistung Chinas belastet“, ordnete Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) die sinkenden Umschlagzahlen ein: „Diese Rahmenbedingungen haben auch bei Containerverkehren und -umschlag zu einem sehr herausfordernden Geschäftsumfeld geführt und sich negativ auf den Containerumschlag gerade auch am JadeWeserPort ausgewirkt.“
Häfen unterstützen Energiewende
Für das laufende Jahr sind Investitionen in die Seehäfen in Höhe von rund 92 Millionen Euro geplant. Zudem seien für Instandhaltung der Hafenanlagen rund 53 Millionen Euro vorgesehen, sagte Holger Banik, NPorts-Geschäftsführer der auch Geschäftsführer der JadeWeserPort Realisierungs GmbH ist. „Mit den globalen Entwicklungen der letzten Jahre sind die Erwartungen an die Häfen für alle sichtbar geworden. Sie sind deutlich gewachsen. Deshalb gestalten wir Transformationsprozesse, um Stabilität und Verbindlichkeit zu schaffen.“
Mit den Anlegern für verflüssigte Gase in Wilhelmshaven und Stade zeige man, wie die Häfen die Energiewende unterstützen. So könnten an den Flüssiggas-Terminals neben LNG künftig auch Wasserstoffderivate bzw. sogenannte grüne Moleküle angenommen werden, so Banik weiter. Insgesamt würden die Häfen Arbeitsplätze für rund 47.000 hafenabhängig Beschäftigte sichern.
Ein Schwerpunkt der Tätigkeit der NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven liege aktuell auf der Flächenentwicklung und der Flächenvergabe. In 2023 habe es Vertragsabschlüsse mit acht verschiedenen, überwiegend ansässigen Unternehmen gegeben „Mit der Standortsicherung und Erweiterung leistet NPorts einen großen Beitrag zur Wertschöpfung“, so Banik.
Hooksiel/Oldenburg (7. 12. 2023) – Zum 1. Januar 2024 erhöht die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) die Hafen- und Kajegelder um 4,0 Prozent. Grund hierfür sind ach Angaben des in Oldenburg ansässigen Unternehmens die deutlich gestiegenen Personal-, Material- und Energiekosten.
„Um auch zukünftig in den Häfen die Instandhaltung der Kaianlagen, Schleusen, Gleisanlagen und dem Straßennetz sicherzustellen, ist eine Anpassung der Entgelte notwendig“, heißt es in einer NPorts-Mitteilung.
Der Hafentarif gilt für die Hafenstandorte Brake, Cuxhaven, Emden, Stade, Wilhelmshaven (NPorts-Hafenbereiche), Baltrum, Bensersiel, Langeoog, Norddeich, Norderney, Wangerooge, Hooksiel, Fedderwardersiel und Großensiel.
Die ab Januar dem geltenden Tarife stehen auf der Internetseite unter www.nports.de/haefen/ im Downloadbereich des jeweiligen Hafens veröffentlicht.
Hooksiel (19. 8. 2023) – Der „Adler-Jet“ wird auch im kommenden Jahr wieder von Hooksiel aus nach Helgoland fliegen. Und wenn es nach Kapitän Tom Thomssen geht, wird das Angebot von Fahrten mit dem schnellen Katamaran zu Deutschlands einziger Hochsee-Insel noch ausgeweitet. „Wir brauchen für eine Fahrt von Hooksiel nach Helgoland 75 Minuten. Wenn die Zufahrt zum Hooksieler Außenhafen nicht so problematisch wäre, könnten wir drei Shuttle am Tag schaffen.“
Bisherigen Baggerarbeiten reichen nicht
Aktuell ist das noch nicht möglich. Seit April bietet die Reederei „Adler & Eils“ (Büsum) zwei bis drei Törns die Woche von Wilhelmshaven über Hooksiel nach Helgoland an. „Für die Einfahrt nach Hooksiel brauchen wir 3,60 Meter Pegelstand, minimum“, erläutert Thomssen. Das bedeutet: Ab einer Stunde vor bis eine Stunde nach Niedrigwasser kann der „Adler-Jet“ Hooksiel nicht mehr anlaufen, wenn er nicht Gefahr laufen will, Schlick in seine Maschinen zu saugen.
Aufgrund der starken Strömung und Sedimentation in der Jade versandet die Hafenzufahrt regelmäßig. Die landeseigene Hafengesellschaft NiedersachsenPorts (NPorts) bemüht sich als Hafenbetreiber nach dem Eindruck von Thomssen redlich, die Zufahrt freibaggern zu lassen. Doch für eine noch intensivere Nutzung des Hafens reicht das noch nicht aus.
Terminalgebäude würde Hafen aufwerten
„Der Hooksieler Hafen könnte ein Sahnestück werden“, ist der 30-jährige Wangerländer überzeugt. Der Hafen sei nicht nur touristisch interessant, auch für die maritime Wirtschaft habe er steigende Bedeutung, nicht zuletzt als Service-Punkt für den nahe gelegenen LNG-Terminal. „Aber irgendwie wirkt der Hafen schmuddelig“, klagt Thomssen, der sich wünschen würde, dass NPorts in ein schmuckes Terminalgebäude am Hafen investiert, in dem sich dann sicher nicht nur die Reederei „Adler & Eilts“ ein Büro als festes Standbein im Wangerland sichern würde.
Aktuell erfolgt der Kartenverkauf für die Helgoland-Fahrten online über das Internet oder über die Verkaufsstellen der Wilhelmshaven Tourismus & Freizeit GmbH (WTG) und der Wangerland Touristik GmbH (WTG). „Theoretisch können wir auch an Bord noch Karten verkaufen“, erläutert Kapitän Thomssen (Bild links; Foto: Dietmar Bökhaus). „Aber das führt schnell zu Hektik und Frust. Denn häufig sind unsere 267 Plätze auch schon ausgebucht.“
Thomssen, der Helgoland in der dritten Saison ansteuert, ist wie sein Kollege Hendrik Lassen Kapitän auf großer Fahrt. Die Kapitäne wechseln sich auf der Adler-Brücke im Zwei-Wochen-Rhythmus ab. Mit ihren Patenten könnten beide die größten Schiffe der Welt um den Globus manövrieren. Aber die Kurzstrecken-Fahrten in der Deutschen Bucht haben auch ihre Vorzüge. „Wir sind ein junges Team an Bord, das gut zusammenpasst. Und durch die festen Fahrpläne stimmt auch die Work-Life-Balance“, sagt Thomssen, der sich in seiner Freizeit unter anderem als ehrenamtlicher Ratsherr um die Belange der Gemeinde Wangerland und der Region kümmert.
Sicherheit der Fahrgäste oberstes Gebot
Auch seemännisch sind die Herausforderungen der Nordsee nicht zu unterschätzten. Das habe sich gerade in diesem Juli mit seinen Schlecht-Wetter-Kapriolen gezeigt. „Ab einer Wellenhöhe von 1,70 Meter fahren wir nicht mehr“, schildert Thomssen. Die Sicherheit der Passagiere habe höchste Priorität und die Überfahrt zur „roten Insel“ solle den Fahrgästen ja auch noch Spaß machen.
Das schlechte Wetter habe Helgoland deutlich zu spüren bekommen. Durchschnittlich würden im Sommer täglich 3500 bis 4000 Tagesgäste auf der Insel gezählt. Im Juli dürfte die Zahl mehrfach deutlich niedriger gelegen haben. Zum Teil seien sogar Fahrten aus Büsum abgesagt worden.
Mit Auslastung des „Adler-Jet“ sehr zufrieden
Insgesamt ist die Reederei „Adler & Eils“ nach den Worten von Thomssen aber mit dem Saisonverlauf mit Blick auf Wilhelmshaven und Hooksiel sehr zufrieden. Zum Start im Frühjahr hätten noch viele Kurzentschlossene Karten gebucht. Danach habe man einen Großteil der Tickets vorab verkauft und sei sehr häufig ausgebucht gewesen. Mehrfach haben man Doppelfahrten zwischen Hooksiel und Helgoland eingestreut. Auch technisch sei man bislang gut durch die Saison gekommen. Der „Adler-Jet“ sei lediglich einmal wegen eines kleinen Schadens an der Maschine für zwei Tage ausgefallen.
Handlungsbedaf bei Parktickets
Die Helgoland-Saison läuft in diesem Jahr noch bis Ende Oktober. Kurzfristigen Handlungsbedarf sieht Thomsen noch am Hooksieler Hafen mit Blick auf jene Fahrgäste, die mehrere Tage auf Helgoland bleiben wollen. Hier müssten dringend die Möglichkeit geschaffen werden, ein Mehrtages-Parkticket für ihre Pkw zu lösen. Niemand wolle ja das beim zollfreien Einkauf auf Helgoland gesparte Geld für das Strafmandat auf dem Parkplatz wieder einbüßen.
Wangerland/Hannover (1. 4. 2023) – In einer Resolution haben die hafenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktionen Norddeutschlands den Bund aufgefordert, sich erheblich stärker für die Infrastruktur der deutschen Seehäfen zu engagieren. Die CDU-Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (Wangerland), Mitglied im Ausschuss für Häfen und Schifffahrt: „Mit Blick auf den Jade-Weser-Port, Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen, kann ich diese Forderung nur unterstützen.“
Die Seehäfen seien von nationaler Bedeutung. Hier würden im internationalen Handel mehr Güter und Waren umgeschlagen als auf der Schiene, der Straße oder im Luftverkehr. Im Zuge der Energiewende käme weitere Aufgaben hinzu. „In Wilhelmshaven etwa befindet sich das bisher einzige im Regelbetrieb laufende schwimmende LNG-Terminal Deutschlands“, so Jensen.
Die CDU-Politiker fordern eine neue nationale Hafenstrategie. Deutschland dürfe nicht hinter Ländern wie Belgien, den Niederladen und inzwischen auch Spanien zurückfallen. Vor allem die Häfen in den Niederlanden und Belgien hätten Deutschland in den vergangenen 15 Jahren erhebliche Marktanteile abgenommen. Die Hafenexperten der CDU-Landtagsfraktionen fordern ein stärkeres nationales Engagement zur Beseitigung des hohen Investitionsstaus in den Häfen.
Verhandlungsziel der Küstenländer gegenüber dem Bund sollte ein Betrag von 500 Millionen Euro jährlich sein. Wichtige Verkehrsprojekte in Norddeutschland im Bundesverkehrswegeplan zügig umgesetzt werden, um die Häfen auch über ihre Hinterland-Anbindungen konkurrenzfähig zu halten. Die Koordination und Kooperation zwischen den Hafenstandorten solle mit Unterstützung des Bundes ausgebaut werden. Und: Die deutschen Seehäfen müssten steuerlich wettbewerbsfähig bleiben. Dafür sei eine Reform der Einfuhrumsatzsteuer erforderlich.