Weiterer Flüssiggas-Anleger an der Jade soll Ende 2026 fertig sein

Hooksiel/Wilhelmshaven/Oldenburg (27. 3. 2023) – Ende 2026 soll in Wilhelmshaven das zweite Terminal für die Anlandung von verflüssigten Gasen fertig sein. Das sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) heute auf der Jahrespressekonferenz der landeseigenen Hafengesellschaft NPorts in Oldenburg. Die konkrete Planungsphase für das Projekt wird nach den Worten von NPorts-Geschäftsführer Holger Banik im Mai beginnen.

LNG-Luftaufnahme
Das LNG-Terminal Wilhelmshaven: Links ein LNG-Frachter, der das Gas an das Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ abgibt, von dem das Erdgas an Land gepumpt wird. Ein weiterer Anleger soll bis Ende 2026 unmittelbar angrenzend (in Richtung Wilhelmshaven) gebaut werden. Foto Scheer

Der neue „Anleger für allgemein verflüssigte Gase in Wilhelmshaven“ (AVG Wilhelmshaven) soll unmittelbar neben dem Ende 2020 in Betrieb genommenen LNG-Terminal in Sichtweite von Hooksiel entstehen, allerdings mit einer Länge von 1,9 Kilometern deutlich größer werden. Das Investitionsvolumen wird auf rund 600 Millionen Euro geschätzt. Das sei nicht von NPorts und auch nicht vom Land Niedersachsen allein zu finanzieren, sagte Lies. Gefordert seien hier neben den Energiekonzernen Uniper und TES als Projektpartner auch der Bund, so der Minister. Schließlich sollen über das Terminal die „grünen Gase“ für die Dekarbonisierung der Industrie in ganz Deutschland fließen. 

Derzeit ist die Finanzierung noch nicht gesichert. Banik geht davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren für das Mega-Projekt an der Jade in 2025 abgeschlossen werden kann. „Wenn alles glatt läuft, wird der Anlage dann zwischen Ende 2026/Ende 2027 fertig sein.“ 

Lies: Potenzial für gute Industriearbeitsplätze

Minister Lies pocht auf Ende 2026. „Die Importmöglichkeiten sind Voraussetzung dafür, dass wir unsere Klimaziele erreichen.“ Methan (CH4) und Ammoniak (NH3) könnten künftig in Anlagen in Wilhelmshaven in Wasserstoff umgewandelt werden. Hierdurch würden gute Industriearbeitsplätze entstehen, so die Erwartung von Lies. Die niedersächsischen Seehäfen „werden das Tor sein für saubere Energie für ganz Deutschland“, sei es bei der Anlandung von grüner Energie in Form von Strom oder Gas oder beim Ausbau von Offshore-Windkapazitäten.

Die LNG-Infrastruktur sei auch für den Import „grüner Gase“ weitgehend nutzbar. Aber auch Gase fossilen Ursprungs, wie LNG, werden nach Ansicht von Lies auf dem Weg zur Klimaneutralität noch bis 2040 in abnehmender Menge importiert werden müssen. Deutschland sollte sich aber eine eigene Tankschiff-Flotte zulegen, um bei Transporten nicht auf die Verfügbarkeit von Gastankern auf dem Markt abhängig zu sein. 

Sanierung der Hooksieler Schleuse schreitet voran

Die NPorts-Niederlassung Wilhelmshaven bewirtschaftet auch den Hooksieler Hafen. Hier schreite die Sanierung der Schleuse voran. Im Januar hatte NPorts die Trockenlegung der Schleuse veranlasst, um eine umfangreiche Bestandsaufnahme des baulichen und technischen Zustands der Schleuse vornehmen zu können. „Die abschließenden Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet“, so Banik. „Hieraus werden sich die weiteren Modernisierungsschritte ableiten.“ 

Energiesicherheit in Deutschland durch Raubbau an der Natur in Louisiana?

Hooksiel/Wilhelmshaven (27. 3. 2023) – Was haben Umweltzerstörungen im US-Bundesstaat Louisiana mit Wilhelmshaven zu tun? Nichts? Das sieht das „Netzwerk Energiedrehscheibe“, ein Zusammenschluss von Umweltschützern aus Wilhelmshaven und Friesland, ganz anders. Aufgezeigt werden sollen die Verbindungen in „Transatlantischen Gesprächen“, zu denen das Bündnis für Morgen, Dienstag, 28. März, einlädt.

Als Gast erwartet wird Anne Rolfes, Master für internationale Entwicklung von der Bucket Brigade, einer Umweltschutzorganisation in den USA. Sie wird über die Entwicklung der Gaswirtschaft im US-Bundesstaat Louisiana informieren. Konkret: Über das Fördern von Erdgas mit der aus ökologischer Sicht höchst-umstrittenen Fracking-Methode. Das Gas wird dann in tiefgekühltem Zustand als Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland exportiert, wo es nach dem Ausfall russischen Pipelinegases eine Energiekreise abwenden soll.

Im Rahmen der Veranstaltung besichtigen die Umweltschützer ab etwa 13.30 Uhr das LNG-Terminal Wilhelmshaven – und zwar vom Hooksieler Außenhafen aus. Danach fährt man zu den Speicherkavernen in Etzel. Gegen 16 Uhr findet dann im Lokal „Kulturversorgerin Else“, Grenzstraße 16 in Wilhelmshaven, das eigentliche Gespräch über den Ausbau der LNG-Förderung und samt Verschiffung in den USA statt. Die Folgen für Flora und Fauna sowie die Menschen in Louisiana sowie fürs (weltweite) Klima seien dramatisch. 

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Bereitet zweites LNG-Terminal den Weg für Sandaufspülungen am Strand?

Hooksiel (16.3. 2023) – Die Sorgen um Flora und Fauna in der Jade durch den Betrieb von schwimmenden LNG-Terminalschiffen in Wilhelmshaven könnten sich schon bald erledigt haben. Der Hooksieler Ratsherr Dieter Schäfermeier (WPW) geht fest davon aus, dass der Uniper-Konzern als Betreiber des Flüssigerdgas-Terminals nahe des Hooksieler Strandes den Umbau der „Höegh Esperanza“ in Kürze auf den Weg bringen wird. 

Sandabbruch am Strand
Sturmfluten und Strömung nagen am Sandstrand von Hooksiel. Das Strandhaus 1 steht bei Flut bereits regelmäßig im Wasser. Foto: hol

Schäfermeier verwies auf der Jahreshauptversammlung des Seebadevereins Hooksiel am Mittwochabend auf Gespräche mit Uniper, Niedersachsens Umweltministerium Christian Meyer (Grüne) und der Firma Hasytec (Kiel). Hasytec setzt bei der Bekämpfung von Muscheln, Schnecken und Algen, die sich in Rohrleitungen festsetzen können, auf Ultraschall. Zur Erwärmung und damit zur Regasifizieung von tiefgekühltem Flüssigerdgas (minus 162 Grad) wird an Bord der „Höegh Esperanza“ Jadewasser genutzt, das durch ein Rohrsystem geleitet wird, das mit Chlor sauber gehalten wird. Das dabei entstehende Abwasser ist mit Bioziden belastet.

Schäfermeier hatte zusammen mit verschiedenen Umweltschutzorganisationen davor gewarnt, dass die Biozide Kleinstlebewesen und Pflanzen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer schädigen könnten. Das vergleichsweise kalte Abwasser würde Blasen bilden, in denen die Schadstoff-Konzentration vergleichsweise hoch wäre.

Zum Durchbruch bei den Überlegungen zur Nachrüstung der „Höegh Esperanza“ könnte das zweite Regasifizierungsschiff sein, die FSRU „Excelsior“, die im Herbst ebenfalls am in Wilhelmshaven festmachen soll. Das Schiff kommt ohne Chlor aus. Bekanntlich plant das Unternehmen TES ebenfalls den Import von LNG. 

Die Arbeiten an einem zweien LNG-Terminal sollen demnächst beginnen. Sie könnten nach Ansicht von Schäfermeier eine Chance sein, Sand am Hooksieler Badestrand aufzuspülen. Eine entsprechende Zusage habe im vergangenen Jahr der damalige Umweltminister Olaf Lies (SPD) dem Wangerländer Rat gemacht. Im Zuge von laufenden Baggerarbeiten in der Nachbarschaft wäre der Aufwand für Sandaufspülungen überschaubar. „Nach meiner Kostenberechnung würde die notwendige Aufspülung sonst rund 12 bis 14 Millionen Euro kosten“, sagte Schäfermeier. „Das kann ja niemand bezahlen.“ 

Vorschlag: Neuer Strand mit Dünen und Lagune

Sturmfluten und Strömung haben seit Jahrzehnten am Hooksieler Strand genagt. Das Strandhaus 1 am Hauptbadestrand steht bei Flut schon jetzt im Wasser. Alt-Bürgermeister Dietrich Gabbey bezweifelte vor diesem Hintergrund, ob es sinnvoll sei, den zusätzlichen Sand dort anzuspülen, wo er ohnehin wieder abgetragen werde. Sinnvoller sei es, an einer schon vorhandenen Landzunge in Höhe des Hundestrandes einen neuen Hauptstrand, möglichst mit Dünen und Badelagune, anzulegen. Ein solcher Strand wäre ein Alleinstellungsmerkmal und damit ein guter Grund für einen Hooksiel Urlaub. 

Bei der Finanzierung eines solchen Vorhabens müssten das Land und möglicherweise auch die neuen Industriebetriebe auf dem Voslapper Groden der Gemeinde Wangerland beziehungsweise der Wangerland Touristik GmbH unter die Arme greifen, forderte Seebadevereins-Vorsitzender Erwin Abels.

LNG: Wegbereiter für Energiewende oder Kniefall vor Erdgas-Lobby?

Hooksiel/Wilhelmshaven/Stade (2. 2. 2023) – Der Streit um den Bau weiterer LNG-Terminals an den deutschen Küsten spitzt sich zu. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft dem Bund und den Küstenländern vor, bewusst Überkapazitäten für den Import von Flüssigerdgas sowie – darauf basierend – ein überdimensioniertes Gasleitungsnetz aufzubauen. Dadurch werde die Erdgas-Lobby gestärkt und der Verbrauch klimaschädlicher fossiler Brennstoffe länger als nötig festgeschrieben.

„Wir brauchen die geplanten LNG-Terminals, um uns weiter unabhängig von russischen Gas zu machen“, hält Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, dagegen. Deshalb unterstütze die Agentur den Ausbau der Terminals mit allen Kräften. Im Kern geht der Streit also darum, ob LNG tatsächlich nur als Not-Lösung eingesetzt oder ob es dauerhaft als Ersatz für das Pipeline-Gas genutzt werden soll. Besonders kritisch sehen Klimaschützer dabei die Pläne, an Land – wie auch in Wilhelmshaven geplant – feste LNG-Terminals zu bauen und damit eine Infrastruktur zu schaffen, die über Jahrzehnte Bestand haben wird. 

Am 20. Januar in Stade: Stade, (von links) Wirtschaftsminister Olaf Lies, der Geschäftsführer von Niedersachsen Ports Holger Banik und Umweltminister Christian Meyer geben das Startsignal für den Bau eines weiteren LNG-Terminals im Land. Foto: Andreas Burmann

Das erste LNG-Terminal speist bekanntlich seit dem 17. Dezember 2022 in Wilhelmshaven Gas ins Netz ein. Inzwischen haben auch in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) LNG-Termnal mit schwimmenden Regasfizierungsschiffen, so genannte Floating Storage an Regasification Units (FSRU), ihren Betreib aufgenommen. In Stade wurde vor wenigen Tagen der erste Rammschlag für einen weiteren Flüssigerdgas-Anleger gesetzt. Invest: 300 Millionen Euro. Er soll in einem Jahr betriebsbereit sein. Eine fünfte FRSU ist für Wilhelmshaven geplant. 

Die DUH befürchtet LNG-Terminal-Kapazitäten im Volumen von 182 Gigawatt. Damit könnte weit mehr Gas importiert werden als durch den russischen Exportstopp im September 2022 weggefallen sind. Dieses Volumen lasse außen vor, dass der Gasbedarf durch Energieeffizienz-Maßnahmen und den Ausbau von regenerativen Energien verringert werden könnte. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die LNG-Kapazitäten müssen sich am realen Bedarf und den Klimazielen orientieren.“

Genau das, so beteuert die Bundesnetzagentur, passiere aber auch. Aufgrund des sehr milden Winters sei derzeit zwar keine Gasmangellage in Sicht und die Gasspeicher seien gut gefüllt (Stand 31. Januar: 79,26 %). Aber: „Wir werden im Sommer die Speicher für den Winter 2023/2024 wieder auffüllen müssen“, betont Klaus Müller. „Das wird ohne Flüssiggas und zusätzliche Importe nicht gelingen. Und wenn es im Winter sehr kalt ist, werden die Terminals auch ausgelastet sein.“ Dabei müsse sich das Land auch darauf vorbereiten, dass ein Terminal oder eine Pipeline ausfallen. Deutschland habe zudem eine Gas-Transitfunktion für Nachbar-Länder, die über keine Küsten verfügen.

Deutschland hat 2022 nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 1450 Terawattstunden (TWh) Gas importiert. Davon seien aber 501 TWh (2021: 749 TWh) wieder exportiert worden. Der verringerte Export habe dazu geführt, dass im vergangenen Jahr auch nach dem Ausfall des Lieferungen aus Russland in Deutschland mehr Erdgas vorhanden war als im Vorjahr – nämlich ein Volumen von 948 TWh. Das Einsparvolumen beim Verbrauch von Erdgas in Deutschland lag bei rund 125 TWh und damit bei rund 20 Prozent der ausgefallenen Nord-Stream-Kapazität. 

„Die LNG-Terminals dienen primär der Versorgungssicherheit“, beteuert die Bundesnetzagentur. „Durch sie wird es ermöglicht, dem Risiko einer Gasmangellage entgegenzutreten.“ Die DUH warnt hingegen vor einer überhasteten Planung. Der Verband fordert die Politik zu einer Denkpause auf, um Planung und Bau von LNG-Terminals mit den zu erwartenden Gasverbräuchen abzugleichen. Bislang sei unter anderem falsch eingeschätzt worden, wie viel LNG über bereits bestehende Terminals in Nachbarländern importiert werden könnte. Vor allem warnt die DUH davor, neue Gaspipelines ebenfalls nach den (abgespeckten) Beteiligungs-Regeln des LNG-Beschleunigungsgesetzes („Deutschland-Geschwindigkeit“) zu ermöglichen. 

Die Klimaschützer verweisen zudem auf neue Studien, die ergeben hätten, dass die Klimabelastungen durch die Förderung von Erdgas – auch für die LNG-Produktion – in vielen Förderländern deutlich höher seien als bislang angenommen. In Fracking-Feldern in den USA würden teils Methan-Verluste von über zehn Prozent auftreten. Methan gilt als 83 Mal klimaschädlicher als CO2. Im Vergleich: Bei Pipelinegas aus Norwegen etwa geht man von Methan-Emissionen von 0,02 Prozent aus, bei Förderungen in Nigeria oder Algerien von über 6 Prozent. 

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) halten der DUH-Kritik entgegen, dass der Bau neuer Importterminals neben kurzfristiger Energiesicherheit mittelfristig den Weg für den Import von grünen, klimaneutralen Gasen ebne, da die LNG-Infrastruktur dafür genutzt werden könne. Meyer in Stade: „Je schneller wir den Turbo bei den Erneuerbaren Energien starten und den Import grüner Gase ermöglichen, desto eher erreichen wir die Klimaziele und schaffen eine saubere und unabhängige Energieversorgung.“

Lies warnte am Rande der Veranstaltung davor, sich darauf zu verlassen, dass auch der nächste Winter einen milden Verlauf nehme. Das wäre „eine fahrlässige Wette gegen unseren Industriestandort“. Mit zusätzlichen Importkapazitäten für LNG werde auch die Voraussetzung für den Import grüner Gase geschaffen. „So kann diese Infrastruktur zum Sprungbrett für die Energiewende werden.“

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NPorts: Landstrom-Anschluss für LNG-Terminal würde dem Klima nicht helfen

Hooksiel (16.1.2023). Inzwischen hat der zweite LNG-Tanker, die „Maran Gas Ithaca“, am Regasifizierungsschiff „Höegh Esperanza“ in Wilhelmshaven festgemacht. Über die vom Bund für 15 Jahre gepachtete FSRU bekanntlich seit Ende Dezember verflüssigtes Erdgas nach Deutschland importiert – als Ersatz für das ausgefallene Pipeline-Erdgas aus Russland.

So weit, so gut. Klimaschützer befürchten, dass sich Deutschland mit der LNG-Infrastruktur langfristig auf fossile Energieträger festlegen könnte. Die „Esperanza“ sei zudem nicht nur durch die Einleitung von Bioziden in die Jade, die es für die Reinigung der eigenen Rohleitungen benötigt, eine „Dreckschleuder“. Das am LNG-Terminal liegende Schiff nutzt Tag und Nacht seine Schiffsdiesel, um sich selbst mit Energie zu versorgen.

Hoegh Esperanza am LNG Terminal
Produziert den eigenen Energiebedarf über die Dieselmotoren an Bord: die „Höegh Esperanza“ am LNG- Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Dietmar Bökhaus

Während der Diesel-Ruß gut erkennbar aus dem Schornstein aufsteigt, fragen sich Umweltschützer und Hooksieler Anwohner, warum der Eigentümer des Terminals, die landeseigene Niedersachsen Ports (NPorts), den Anleger nicht mit einem Landstrom-Anschluss ausgestattet hat. Dadurch könnten über Jahre Emissionen von Stickoxiden, Feinstaub und Kohlendioxid (CO2) vermieden werden.

Grundsätzlich wäre die Installation eines Landstrom-Anschlusses möglich gewesen, räumt NPorts auf Anfrage von „Hooksiel-life.de“ ein. Man sei stets bereit, Landstrom-Anlagen dort zu errichten, wo von Kundenseite ein konkreter Bedarf bestehe und eine Finanzierung der Errichtungs- und Betriebskosten dargestellt werden könne. Gemäß einer EU-Richtlinie zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe solle die Errichtung von Landstrom-Anlagen eine Option bleiben, die sich am Bedarf und dem Nutzen-/Kostenverhältnis orientiert.

Das war am LNG-Terminal Wilhelmshaven offenbar nicht der Fall. Laut NPorts verursache die Installation einer Landstrom-Anlage „sehr hohe Kosten“ von in der Regel deutlich über eine Million Euro je Anlage. „In diesem Fall ist kein Bedarf angemeldet worden, da das Schiff über keinen Landstrom-Anschluss verfügt“, so NPorts. Zum Vergleich: Die Mietkosten, die der Bund für die FSRU zahlt, liegen nach Schätzungen von Insidern bei 200 000 Euro – am Tag.

Die landeseigene Hafengesellschaft hält es zudem für eine Mär, dass eine Versorgung der „Höegh Esperanza“ mit an Land erzeugtem Strom tatsächlich zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes oder der Luftschadstoffe führen würde. Die Argumentation von NPorts: Der in der Bundesrepublik produzierte Strom werde nur zu 40 Prozent regenerativ erzeugt und dieser Strom werde bereits durch die Haushalte, Industrie und zukünftig durch die die Elektromobilität genutzt.

60 Prozent des Stroms würden heute und in absehbarer Zukunft aufgrund der Deckelung der regenerativen Energien und des schleppenden Netzausbaus konventionell erzeugt. Ein zusätzlicher Strombedarf für Schiffe aufgrund von Landstrom-Anlagen würde bei dieser Ausgangslage lediglich zu einer zusätzlichen Produktion von konventionell erzeugtem Strom führen – und mithin das Klima im Vergleich zur Eigenstromversorgung der Schiffe mit Dieselmotoren nicht entlasten.

Lies erwartet jährlich 50 LNG-Frachter aus aller Welt in Wilhelmshaven

Maria Energy bringt Fracking LNG
Die „Maria Energy“ bringt Frackeng-Erdgas aus den USA zum LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Foto: Wirtschaftsministerium

Hooksiel/Wilhelmshaven (4.1.2023) – Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sieht den Import von US-Frackingerdgas über das LNG-Terminal in Wilhelmshaven als Konsequenz der Zusage, dass „Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird“. Mit der „Maria Energy“ speist seit gestern erstmals ein Tanker mit Flüssigerdgas (LNG) in Amerika mit der Fracking-Methode gewonnenes Gas ins deutsche Netz ein.

Die Ankunft des Tankers sei, so Lies, ein Beleg für die Verlässlichkeit des Projekts zur Sicherung von Deutschlands Gasversorgung. „Wir erleben eine Premiere nach der Premiere: Nach Rekordbauzeit und Inbetriebnahme des Terminals vor Weihnachten beginnt jetzt der Gas-Import, mit dem Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird.“

Der Wirtschaftsminister geht von etwa 50 Schiffen im Jahr aus, die Wilhelmshaven mit LNG anlaufen werden. Das Gas werde dabei aus verschiedenen Regionen der Welt kommen, etwa wie die Ladung der „Maria Energy“ aus den USA. Und, so Lies: „Damit gehört dann auch zur Wahrheit, dass dieses Gas auch als Schiefergas gefördert worden sein kann.“

Der Einsatz von Frackeng-Gas wird von Natur- und Klimaschützern wegen hoher Methanbelastungen und seiner Schädlichkeit für Menschen und Umwelt in der jeweiligen Abbauregion scharf kritisiert. In der Niedersachsen selbst, wo sich mit dem Einsatz von „Fracking“ noch erhebliche Mengen Erdgas gewonnen werden könnte, hat das Land die Methode aus ökologischen Gründen nicht genehmigt.

„Die etwas wärmeren vergangenen Tage sollten nicht über die Herausforderungen dieses und vor allem auch des nächsten Winters hinwegtäuschen“, warnt Lies: „Wir sind durch die Folgen des russischen Angriffskrieges auf Gasimporte angewiesen. Und ich bin sehr froh, dass es der Bundesregierung gelungen ist, eine Versorgung mit LNG zu gewährleisten.“

Lies kündige an, die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ beim Aufbau von Infrastruktur in Deutschland auch für die geplanten weiteren schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Stade an den Tag legen zu sollen. Vor allem aber auch ein Bau von festen LNG-Terminals an Land an diesen beiden Standorten. Sie sollen möglichst 2026 fertig sein.

Klimaschützer befürchten, dass feste LNG-Terminals das Land für weitere Jahrzehnte auf die Nutzung fossiler Energieträger festlegen könnten. Lies hält dem entgegen: „Dieselbe Infrastruktur, mit der wir heute noch fossiles Gas einspeisen, kann morgen ebenso gut für grünes Gas genutzt werden.“

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Erster Frachter mit US-Fracking-Gas in Wilhelmshaven

Hoosksiel/Wilhelmshaven (3.12.2023) – Heute hat mir der „Maria Energie“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven der erste ausschließlich mit verflüssigtem Erdgas beladene Schiff festgemacht. Wie Terminalbetreiber Uniper mitteilt, ist der 289 Meter lange Frachter mit 170 000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA beladen. Dort sei das dem Energiekonzern Tsakos Energy Navigation gehörende Schiff am 19. Dezember in Calcasieu Pass (Luisiana) beladen, nachdem das Erdgas in einer Anlage von in der Verflüssigungsanlage des LNG-Anbieters Venture Global tiefgekühlt worden war.

In Wilhelmshaven soll das LNG an Bord der Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Höegh Esperanza“ erwärmt und dadurch regasifiziert werden. Das LNG ergibt eine Menge 

97 147 000 Kubikmeter Erdgas. Damit können rund 50 000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang mit Energie versorgt werden.

„Venture Global ist sehr stolz darauf, die erste vollständige LNG-Ladung nach Deutschland zu liefern, und wir gratulieren Uniper und der deutschen Regierung für ihr schnelles Handeln beim Aufbau der Infrastruktur, die diesen historischen Tag möglich gemacht hat“, wird Mike Sabel, Geschäftsführer von Venture Global in einer Mitteilung zitiert. „Als strategische Partner freuen wir uns darauf, unseren Verbündeten durch die kontinuierliche Lieferung von sauberem und zuverlässigem US-LNG eine langfristige Energieversorgungssicherheit zu bieten.“

Die heutige LNG-Lieferung ist noch Teil des Inbetriebnahmeprozeses. Der kommerzielle Betrieb des Terminalter s in Wilhelmshaven wird voraussichtlich Mitte Januar 2023 aufgenommen, so Uniper.

Die Deutsche Umwelthilfe (Berlin) weist darauf hin, dass mit der „Maria Energie“ das erste mit Fracking-Erdgas aus den USA beladene LNG-Tanker in Wilhelmshaven festgemacht hat. Ein Grund zur Freunde sei das keineswegs, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Aus Sicht von Klima- und Naturschutz sei das ein „historischer Tiefschlag“. Die Erdgas-Förderung Fracking-Technik setze sehr hohe Mengen Methan frei, verbrauche enorm viel Wasser und könne Erdbeben auslösen. Müller Kraenner: „Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zu Recht verboten. Mit dem Import des Gases nehmen wir trotzdem in Kauf, dass Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben.“ Die DUH fordert eine Denkpause in Sachen LNG-Infrastruktur, um Fragen nach Bedarf und Herkunft des Gases zu klären. 

Für heute Abend ist vom „Netzwerk Energiedrehscheibe“ eine Protestaktion unter dem Motto: „Trommeln für Meer und dessen Bewohner“ angekündigt. Die Veranstaltung des Bündnisses von lokalen Umwelt- und Klimaschutzverbände soll um19 Uhr am Hooksiel Außenhafen beginnen. Der nächste LNG-Frachter wird in der nächsten Woche erwartet.

Bürgermeister: Sack voll Geld kommt weder aus Hannover noch aus Berlin

Wilhelmshaven/Hooksiel (21.12.2022) – Der Energiekonzern Uniper hat bereits heute, und damit einen Tag früher als geplant, erstes Erdgas vom neuen LNG-Terminal in Wilhelmshaven ins Netz eingespeist. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bewertete das als „wichtiges Signal für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft“. Heute sei, so Lies, ein „sehr guter Tag, der zeigt, dass wir die deutsche Energieversorgung auf sichere Füße stellen“.

Über Deutschlands ersten LNG-Terminal wird tiefgekültes Flüssigerdgas (LNG) importiert, das an Bord des Spezialschiffes „Höegh Esperanza“ erwärmt und dadurch regasifiziert wird. Über eine vor wenigen Tagen fertiggestellte Pipeline wird das Gas zum Kavernenfeld in Etzel (Friedeburg) gepumpt, von wo aus es ins nationale Gasnetz eingespeist werden kann. Durch das LNG soll kurzfristig der Ausfall von russischem Pipelinegas teilweise ausgeglichen werden. Aber, so Lies:  „Fossile Gase müssen bald durch grüne Gase ersetzt werden, damit wir schnell den Weg in die Klimaneutralität einschlagen.“

Während sich der Wirtschaftsminister ums Klima kümmert, sorgen sich die Verantwortlichen im Wangerland um Ausfälle, die dem Tourismus durch die von Kritikern als „Dreckschleuder“ bezeichnete „Höegh Esperanza“ blühen könnten. Die „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU) leitet im Normalbetrieb nicht unerhebliche Mengen Chlor in die Jade, mit dem an Bord Meerwasser-Ansaugstutzen und Leitungen gereinigt werden.

lng Terminal in Standnähe
Trotz der Nähe zum LNG-Terminal erwartet die Genehmigungsbehörde keine Beeinträchtigungen für den Badebetrieb am Hooksieler Strand. Foto: hol

Der Ruf nach „Kompensation“ der zu erwartenden Schäden vor allem in Hooksiel durch Land und Bund verhallt schon aus rechtlichen Gründen. „Kompensation wäre eine Entschädigung“, erläutert Frieslands Landrat Sven Ambrosy. Da der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWN) in seiner Einleitungsgenehmigung für die FSRU eindeutig festgestellt hat, dass die Chloreinleitungen weder für Menschen noch für andere Organismen in der Jade messbare Schäden hervorrufen werde, könne von „Schadensregulierung“ keine Rede mehr sein.

Dennoch sieht Ambrosy, selbst Jurist und Unterstützer des LNG-Projektes, großen Handlungsbedarf, um die Sicherheit rund ums LNG-Terminal zu gewährleisten und mögliche Verluste an Wertschöpfung im Wangerland auszugleichen. Umschlagplätze von LNG oder künftig auch von Wasserstoff oder Ammoniak seien kritische Infrastruktur. Für Störfälle sei primär die Werksfeuerwehr der Betreiber zuständig. Aber auch die kommunalen Feuerwehren in Wilhelmshaven und Friesland müssten so ausgestattet werden, dass sie im Bedarfsfall Hilfe leisten können. Dafür müsse es ein Konzept und – noch wichtiger – ausgebildetes Personal und das benötigte Material geben. Das gelte nicht nur für Störfälle aus dem Voslapper Groden sondern auch entlang der Pipeline-Trasse bis nach Etzel.

Der LNG-Import spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der nationalen Energiekrise. Die damit zusammen hängenden Belastungen könnten nicht nur von der hiesigen Region getragen werden. Zusammen mit Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist macht sich Ambrosy dafür stark, dass zusätzliche Wertschöpfung in der Region geschaffen werden muss. Das gelte auch für die Gemeinde Wangerland.

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak
Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak

Einen Sack voller Geld, davon ist Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak überzeugt, werde seine Gemeinde weder vom Land noch vom Bund bekommen. Aber man baue man auf politische Zusagen, wonach die Entwicklung der Gemeinde sehr wohl gefördert werden soll. Nicht nur durch den Ausbau der Kapazitäten der Szlezak verwies gegenüber „Hooksiel-Life“ auf eine für Mitte Januar geplante Besprechung in Hannover, bei der über einen Ideen- und Maßnahmenkatalog für mögliche Förderprojekte besprochen werden soll. Heute war der Bürgermeister in Vorbereitung darauf bereits beim Amt für regionale Landesentwicklung (ARL) in Oldenburg.. 

Einzelheiten zu konkreten Plänen wollte Szlezak noch nicht nennen. Aber es gehe dabei auch um Unterstützung für touristische Projekte in Hooksiel wie das Meerwasser-Hallenwellenbad oder die Entwicklung des Areals am Alten Hafen. Nach dem für Ende 2023 geplanten Umzug der Feuerwehr in ihr neues Gerätehaus stellt sich die Frage, was am alten Standort passieren soll. Die Perspektiven dürften sich hier deutlich erweitern, wenn namhafte Fördermittel zur Verfügung stehen.

Kommentar: Warum die Deutschland-Geschwindigkeit beim LNG-Terminal nicht ausreicht

Von Gerd Abeldt

Die erste Runde im Pokerspiel um die Energieversorgung in Deutschland ist vorbei. Sollte tatsächlich in Moskau oder anderswo jemand geglaubt haben, die Ampel in Berlin knickt aus Sorge vor einer Revolte fröstelnder Wähler ein und zieht ihre Unterstützung für die Ukraine zurück – der hat sich geirrt. Die Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven nach nur zehn Monaten Vorlaufzeit hat den Beweis erbracht: Wenn es ernst wird, kann Deutschland auch schnell.

Auch wenn ein einziges Importterminal für Flüssigerdgas nicht das Pipeline-Gas aus Russland ersetzen kann: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die neue „Deutschland-Geschwindigkeit“ auch bei den weiteren geplanten LNG-Projekten beibehalten wollen. Gut so. Der Verzicht auf russisches Gas ist ein Signal der Solidarität gegen Kriegstreiber – und er stellt die Weichen in eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe. 

Mit Flüssigerdgas in eine klimafreundliche Energiezukunft? Ein Widerspruch? Keineswegs. Der Kanzler hat zurecht darauf hingewiesen, dass der Ukraine-Krieg ein Katalysator für die Energiewende ist, „ein Beschleuniger für etwas, was ohnehin hätte getan werden müssen“ – aber – und das meint Scholz – was deutlich länger gedauert hätte, hätte Russland seinen guten Ruf als günstiger Energie-Lieferant nicht selbst verspielt. 

Jetzt hat der deutsche Staat die Möglichkeit und angesichts drohender Versorgungslücken die Pflicht, eine neue Energie-Infrastruktur aufzubauen, die in wenigen Jahren für klimafreundliche Energieträger wie „grüner“ Wasserstoff genutzt werden kann. Und, so das politische Versprechen, auch dafür genutzt werden soll. 

Kritiker, darunter mehrere Umweltverbände, trauen den Zusagen offenbar nicht. Sie befürchten Überkapazitäten und beklagen Fragwürdigkeiten bei der Genehmigung für den Betrieb des Regasifizierungsschiffes „Höegh Esperanza“. Und tatsächlich: Chloreinleitungen in unmittelbarer Nachbarschaft vom Nationalpark Wattenmeer und vom Hooksieler Badestrand sprechen nicht für Öko-Sensibilität und auch nicht für besondere Rücksichtnahme auf die regionalen Nachbarn des nationalen Rettungsprojektes. 

LNG-Terminal bei Hooksiel
Die unmittelbare Nähe des neuen LNG-Terminal zum Badestrand von Hooksiel belastet das Image des Urlaubsortes. Foto: hol

Andererseits: Wer schnell sein muss, muss Prioritäten setzen. Hätte die Fülle an Detailproblemen vom Brandschutz über die Zukunft von Muschel- und Krabbenfischern in der Jade bis hin zur Kompensation von touristischen Einbußen in Hooksiel im Vorfeld der Genehmigung geklärt werden sollen – der Ukraine-Krieg wäre vermutlich mangels Munition auf beiden Seiten zu Ende gegangen, bevor das LNG-Terminal am Start gewesen wäre.

Das Verständnis für den zeitlichen Druck darf aber nicht dazu führen, dass Bundes- und Landesregierung die lokalen Sorgen und Nöte ausblenden. Im Gegenteil. Sie müssen jetzt, wo die Einspeisung von Erdgas begonnen hat, mit Hochdruck angegangen werden. Vertrauen und Akzeptanz für schwierige Entscheidungen und Veränderungen lassen sich nur gewinnen, wenn dabei auftretende Probleme und Betroffenheiten so gut wie möglich ausgeräumt werden.

Beim LNG-Terminal Wilhelmshaven heißt das für die Politik: 

  • Macht ernst mit der Minimierung der Chlor-Einträge in die Jade. Notfalls muss die „Höegh Esperanza“ technisch nachgerüstet werden.
  • Hört euch die Sorgen der Tourismuswirtschaft an, die massive Einbußen befürchtet, weil das Öko-Image von Hooksiel schon jetzt nachhaltig beschädigt sein könnte. Eine bessere Ausstattung der örtlichen Feuerwehr allein heilt diese Schäden jedenfalls nicht. 
  • Sprecht endlich offen mit den Muschel- und Krabbenfischern über deren Existenzsorgen und zeigt ihnen eine wirtschaftliche Perspektive auf. 

Mit „Deutschland-Geschwindigkeit“ allein ist Energiesicherheit nicht zu schaffen – und die komplette Energiewende erst recht nicht. Gründlichkeit in Planung und Gerechtigkeit bei der Abwägung von Betroffenheiten sind unverzichtbar. Wenn das nicht vor einer Genehmigung erfolgen kann, dann zumindest im Nachgang. Geschwindigkeit allein ist kein Gewinn, wenn man dabei das Ziel verfehlt.

Sie haben auch eine Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gern eine Email an die Adresse infos@hooksiel-life.de mit dem Betreff Leser-Meinung.

Lies: LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist Blaupause für die Energiewende

Wilhelmshaven/Hooksiel (17. 12. 2022) – Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD) haben heute in Wilhelmshaven das erste deutsche LNG-Terminal in Betrieb genommen. Über das Terminal sollen große Mengen Flüssigerdgas (LNG) importiert werden und die Energieversorgung Deutschlands sicherstellen.

Gleichzeitig sei in Wilhelmshaven eine Infrastruktur für klimaneutrale grüne Gase, hergestellt aus Erneuerbaren Energien, geschaffen worden, betonte Weil. Damit könne das Land weiter schrittweise unabhängig von fossilen Energien gemacht werden. 

Scholz und Weil betonten, dass die Umrüstung des LNG-Terminals und der Anbindungspipeline zum Kavernenfeld in Etzel (Friedeburg) gezeigt habe, dass in Deutschland auch große Infrastrukturprojekte in einer enormen Geschwindigkeit geplant und realisiert werden können. Scholz: „Es geht. Unser Land kann Aufbruch und Tempo.“ Der Ukraine-Krieg habe dabei als Katalysator gewirkt, so Scholz, „als Beschleuniger bei dem, was ohnehin getan werden musste“.

Scholz weiht LNG-Termina ein
Bundeskanzler Olaf Scholz hat heute begleitet von Bundes- und Landesministern sowie Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist und etlichen Medienvertretern das erste deutsche LNG-Terminal in der Jade in Betrieb genommen. Foto: Gert Mahlitz

Mit der „Höegh Esperanza“ hatte am Freitag zum ersten Mal ein mit Flüssigerdgas gefülltes Schiff an dem Terminal festgemacht. Künftig soll es als FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) dienen, als Regasifizierungseinheit, die von anderen Frachtern angeliefertes, verflüssigtes Gas erwärmt und damit wieder gasförmig macht. Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) betonte erneut, dass für die Genehmigung und den Betrieb dieser und weiterer FSRUs hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards zum Schutz des Gewässers, der Umwelt und der Bevölkerung verpflichtend seien. „Es gibt keinen Umweltrabatt“, so Meyer. Mit der Genehmigung für Einleitungen von Chlorbioziden von der FSRU in die Jade, bei denen alle gültigen Grenzwerte eingehalten würden, sei den Betreibern ein Minimierungskonzept auferlegt worden, denn, so Meyer, „wir befinden uns am Weltnaturerbe Wattenmeer“.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) betont neben der Leistung bei Planung, Genehmigung und Bau der notwendigen Infrastruktur die Bedeutung für den Industrie- und Energiestandort Niedersachsen. Man habe damit eine Blaupause dafür geliefert, wie die für Energiewende und Transformation der Wirtschaft notwendige Infrastruktur deutlich schneller gebaut werden kann. Lies„Deutschland braucht mehr Wilhelmshaven. Und gleichzeitig stärken wir den Industrie- und Energiestandort Wilhelmshaven, denn Industrie folgt Energie. Die Investitionen, die hier getätigt werden, sorgen dafür, dass sich auch weitere Industrie am Standort ansiedelt.“ 

Während Politik und Wirtschaft auf der Jade die -Inbetriebnahme des LNG-Terminals feierten, kündige die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rechtliche Schritte gegen die genehmigte Biozid-Einleitung, die unbefristete Betriebsgenehmigung und gegen die Schaffung unnötiger Überkapazitäten für den LNG-Import an. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „Klimakrise und Energiekrise dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Terminals müssen sich an alle Umweltgesetze halten und dürfen nur befristetet genehmigt werden. Das werden wir notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen.“

Die DUH geht davon aus, dass beim Betrieb der „Höegh Esperanza“ ohne jegliche Befristung die Einhaltung des Klimaerwärmungs-Limits von 1,5-Grad nicht zu schaffen ist. Der deutsche Ausstieg aus Erdgas müsse bereits jetzt geplant werden. Die Einleitung großer Mengen Biozide in direkter Nachbarschaft zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer hätte nicht gestattet werden dürfen, da es technische Alternativen für die Reinhaltung der Wasserentnahme- und Einleitungsrohre der FSRU gebe. Müller Kraenner: „Nötig ist eine Befristung des Betriebs in Einklang mit den Klimazielen und ein Verbot für den Einsatz von Biozid. Das werden wir notfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen.“

Die DUH fordert vor der Genehmigung weiterer Projekte eine „Denkpause“, in der das Bundeswirtschaftsministerium ein schlüssiges Gesamtkonzept erstellen soll. Daraus müsse hervorgehen, wie LNG-Überkapazitäten vermieden und die Vereinbarkeit mit den Klimazielen sichergestellt werden können. Bei ihrer Mengen-Analyse geht die Umwelthilfe von insgesamt acht Terminalschiffen und drei festen LNG-Terminals an Land in Deutschland aus. Aus den insgesamt elf Projekten ergebe sich eine zusätzliche Importkapazität von insgesamt über 120 Milliarden Kubikmeter Erdgas. „Damit überschreiten die geplanten Kapazitäten sogar den gesamten jährlichen Gasverbrauch aus der Vorkriegszeit von 90 Milliarden Kubikmeter“, so die DUH. Damit drohe eine „krasse fossile Überkapazität“.