Bürokratie, Lärm, alte Toiletten und ständig Angst vor Überfällen

Friesland/Wangerland (1. 3. 2024) – Die Logistikbranche hat ein riesiges Nachwuchsproblem. Vor allem bei Lastwagenfahrern. Die Wangerländer Landtagsabgeordnete Katharina Jensen (CDU) erkundete bei einem Besuch beim Transportunternehmen Florian Knieper (Zetel) die Gründe dafür.

Die Ausbildung von Lkw-Fahrern sei in Deutschland ein immenser Kostenfaktor. „Die dreijährige Ausbildung ist für junge Menschen zu unattraktiv, hier kommt kaum Nachwuchs nach“, so Knieper. „Für Quereinsteiger gibt es die Möglichkeit den Lkw-Führerschein plus eine schnellere Grundqualifikation abzulegen. Die Kosten hierfür liegen bei 10.000 Euro pro Fahrer. Das können sich weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber leisten.“ 

Katharina Jensen bei Knieper
Beim Probesitzen in einem Lkw: Katharina Jensen informierte sich bei Florian Knieper über die aktuellen Sorgen und Nöte der Transportbranche. Foto: privat

Auch bei den Arbeitsbedingungen für die Fahrer müsse dringend nachgebessert werden. Die Stauzeiten seien in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. „Die Fahrer sind kurz vor ihrem Heimatort und müssen dann wegen der Verkehrsverzögerungen ihre Fahrt unterbrechen und einen Rastplatz anfahren“, berichtet Knieper aus der Praxis. 

„Autobahn-Rastplätze sind nicht ausreichend vorhanden und meistens so angelegt, dass das Fahrerhaus zur Autobahn hin ausgerichtet ist. Damit ist der Fahrer in der Kabine dem vorbeifahrenden Lärm direkt ausgesetzt. Toilettenanlagen, Dusch- und Aufenthaltsmöglichkeiten auf Raststätten sind in die Jahre gekommen, Kosten für die Verpflegung und das etwas komfortablere Parken auf Autohöfen sind stark gestiegen“, so Knieper weiter. „Überfälle und Diebstähle nehmen zu. Jedes unserer Fahrzeuge hat einen Gassensor in der Fahrerkabine, um bei einer Einleitung mit Betäubungsgas den Fahrer rechtzeitig zu alarmieren.“ 

Dass diese Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer nicht mehr attraktiv sind, ist für Katharina Jensen verständlich. „Viel zu lange wurde an Investitionen in unsere Infrastruktur gespart. Wenn die Einnahmen aus der Lkw-Maut in eine Verbesserung dieser Umstände fließen würden, hätten wenigstens auch die Speditionen und ihre Fahrer Vorteile davon“, so die Politikerin resümiert.

Die Personalsorgen treffen die Transport-Branche in schwierigen Zeiten: Sinkendes Wirtschaftswachstum, schlechtere Auftragslagen und Kurzarbeit am Bau und in anderen Industriezweigen machen sich bei den Spediteuren bemerkbar. Aufträge brechen weg.

Transportunternehmer Knieper, der sich mit Spezialfahrzeugen auf Nischen wie etwa den Transport von mobilen Raumsystemen spezialisiert hat, klagt zudem über die Lkw-Maut, die bislang sechs, künftig rund elf Prozent des Umsatzes ausmachen dürfte. „Diese Steigerung können wir nicht komplett an unsere Kunden durchreichen“, so der Spediteur.