Hooksiel (30. 10. 2024) – Was ist ein Campingplatz, auf dem niemand campiert? Richtig: Eine weitgehend leere Fläche. Das heißt aber nicht, das so ein Platz nicht einen Campingplatz-Leiter bräuchte. Mark Schlemme, Herr der an die 1500 Wohnwagen-Stellplätze der Wangerland Touristik GmbH (WTG), ist jedenfalls zuversichtlich, dass es ihm über die Wintermonate nicht langweilig werden wird.
Schlemme hat seinen neuen Job zum 1. September angetreten. Er ist Nachfolger von Dieter Luikenga, der das Wangerland Ende Juni verlassen hat. „Aktuell bin ich noch dabei, mir die derzeitigen Abläufe und die Strukturen des Betriebes anzusehen“, sagte der 39-Jährige im Gespräch mit „Hooksiel-Life“. Dabei habe ihn in seinen ersten Wochen das Mitarbeiter-Team sehr gut unterstützt.
Platz und Strand müssen winterfest sein
In der Urlaubssaison besteht das Campingplatz-Team aus 17 Mitarbeitern. Da der Stellplatz vor dem Deich mit Blick auf die Sturmflutsaison stets Mitte Oktober geräumt werden muss, haben die meisten Saison-Kräfte ihren Arbeitsplatz bereits verlassen. Aktuell sind nur noch wenige Handwerker vor Ort, die den Platz samt seiner Gebäude und den gesamten Strand bis zum Hooksieler Außenhafen winterfest machen.
„Strandkörbe, Spielplatz-Geräte, Mülleimer – alles, was beweglich ist, muss abgeräumt und bis zum März eingelagert werden“, sagt Schlemme. Immerhin liegt das Areal am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Auch würde es den Deichen nicht gut bekommen, wenn bei einer Sturmflut feste Gegenstände gegen den Schutzwall treiben und die Grasnarbe beschädigen.
Gute Nachfrage nach Ostdünen-Stellplätzen
Die Stellung halten über den Winter lediglich Mark Schlemme und sein Stellvertreter Harald Badberg. Aus ihren Büros im Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes haben sie einen wunderschönen Blick über den Strand und die Jade. Das Duo kümmert sich unter anderem um die Reisemoblisten, die die 62 Stellplätze auf der Ostdüne unweit vom Campingplatz für eine Winterauszeit nutzen.
Die ganzjährige Nutzung der Düne vor dem Hooksieler Deich ist erst seit einem Jahr möglich. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Schlemme, der zusammen mit Badberg und der Campingplatz-Leitung in Schillig den Winter über auch dafür verantwortlich ist, dass die Ostdüne bei einer nahenden Sturmflut rechtzeitig geräumt wird. Dafür stehen die Reisemobilisten in ständigem digitalen Kontakt mit der WTG. Im Bedarfsfall müssen sie ihre Gefährte hinter dem Deich in Sicherheit bringen.Wer das nicht macht, wird abgeschleppt.
Quereinsteiger mit Blick von außen
Mark Schlemme ist in seinem neuen Beruf ein Quereinsteiger. Aufgewachsen in Jever lebt er mit Frau und zweijährigem Sohn in Wiefels. Neben der Familie kann er sich für den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund und fürs Boßeln begeistern, dem Nationalsport in Wiefels.
Gelernt hatte Schlemme einst Hotelfachwirt im Hotel Upstahlsboom in Schillig. Von dort wechselte er zum Stadtmarketing der Stadt Jever. Doch so richtig glücklich war der junge Mann mit seinen Aufgaben nicht. Seine Konsequenz: Eine Umschulung zum Maler und Lackierer. Nach drei Jahren in dem Beruf wechselte er 2023 zum Bauhof der WTG. „Als ich die interne Ausschreibung der Stelle als Campingplatzleiter gesehen habe, wusste ich gleich, dass das etwas für mich sein kann.“
Kooperation innerhalb der WTG
Bei der WTG sieht man das genauso. Schlemme hat schon im Bauhof einen guten Eindruck hinterlassen, kennt den Tourismus, die Gastronomie, die Region und er kann handwerkliche Herausforderungen einschätzen. Aber er selbst ist kein Camper. Gerade von dem unbefangenen Blick von außen erhofft man sich bei der WTG Impulse für die Weiterentwicklung des Angebotes. Erste Gedanken dazu hat sich der neue Leiter schon gemacht. Sie sollen in den nächsten Wochen WTG-intern besprochen werden. Dass die WTG kaum finanzielle Spielräume für eine umfassende Modernisierung des Platzes hat, schreckt Schlemme dabei nicht: „Gute Funktionalität und Sauberkeit sind das A und O. Alles andere geht dann, wenn es auch geht.“
Zu den Innovationen gehört die engere Kooperation der Campingplätze Hooksiel und Schillig. Erstmals habe man sich in diesem Herbst wechselseitig mit drei Mitarbeitern beim Bergen der jeweiligen Strandkörbe geholfen. Schlemme setzt auf einen guten Kontakt zu den Campern und plant einige Veranstaltungen. Zu den recht neuen Angeboten auf dem Platz gehören so genannte Tiny-Häuser. Erstmals gab es jetzt auch ein FKK-Tiny-Haus. Ein neuer Markt? Schlemme: „Da müssen wir mal sehen, wohin die Reise geht.“