Wintershall Dea: Dänisches CO2-Drehkreuz Vorbild für Wilhelmshaven

Kassel/Wilhelmshaven (20. 12. 2023) – Greenport Scandinavia ist ein geplantes Kohlendioxid-Drehkreuz, das im Hafen von Hirtshals (Dänemark) entwickelt wird und für eine Finanzierung in Höhe von 14,6 Millionen Euro aus dem Klimawandel-Strukturfonds (Just Transition Fund) der Europäischen Kommission vorgeschlagen wurde. Entstehen soll eine Drehscheibe für die CO2-Emissionen aus der dänischen Industrie und aus anderen europäischen Ländern, das zur dauerhaften Lagerung in den Speicherstätten in der Nordsee transportiert werden soll. Aus deutscher Sicht spielt dabei Wilhelmshaven eine wichtige Rolle.

Das Projekt gilt als wichtiger Baustein einer CCS-Wertschöpfungskette, also der Abspaltung von CO2 etwa in Industriebetrieben, dessen Transport und Entlagerung. Hinter Greenport Scandinavia steht ein Konsortium bestehend aus Wintershall Dea, IneosEnergy, Evida, Port of Hirtshals und anderen dänischen Partnern. 

Die im Hafen von Hirtshals gewonnenen Erfahrungen sollen, so Wintershall Dea, in die Entwicklung eines CO2-Hubs in Wilhelmshaven einfließen. Dort entwickelt der Konzern mit Sitz in Kassel mit Partnern CO2nnectNow, darunter die HES-Tankfarm in Wilhelmshaven, einen geplanten Sammel- und Transportpunkt für bis zu zehn Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Mit dem Aufbau von Projekten für Carbon Capture and Storage (CCS) sowie kohlenstoffarmem Wasserstoff möchte Wintershall Dea, eines der führenden Erdgas- und Ölunternehmen in Europa, nach eigenen Angaben bis 2040 jährlich bis zu 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen. 

„Dänemark macht Fortschritte bei der Entwicklung der CCS- Wertschöpfungskette, die wir für die Dekarbonisierung Europas dringend benötigen“, sagt Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender der Wintershall Dea. „Um sicherzustellen, dass die Emissionen aus Deutschland ab 2027 in Hirtshals verarbeitet werden können, brauchen wir so schnell wie möglich einen Rechtsrahmen für den grenzüberschreitenden CO2-Transport in Deutschland.“

Ziel des Projekts ist es, ab 2025/2026 jährlich bis zu 500.000 Tonnen CO2 aus Biogasanlagen in Nordjütland zu transportieren. Ab 2029, mit dem Bau der ersten dänischen CO2-Pipeline-Infrastruktur, soll das Umschlagsvolumen am Hub auf rund drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr steigen. Die jährliche Kapazität wird weiter auf rund 15 Millionen Tonnen steigen, wenn der Hub Anfang der 2030er Jahre CO2 aus ganz Nordeuropa aufnehmen kann. 

Umwelthilfe klagt gegen Einsatz von Chlor an Bord der „Höegh Esperanza“

Wilhelmshaven/Hooksiel (19. 12. 2023) – Trotz der jüngsten Entwarnung durch die Genehmigungsbehörde: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am heutigen Dienstag beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen den Einsatz von Bioziden beim Betrieb des LNG-Terminalschiffs „Höegh Esperanza“ vor Wilhelmshaven eingereicht. Die Umwelthilfe möchte damit einen Stopp der Chlor-Einleitungen erreichen. 

DUH: Gefahr für sensibles Ökosystem Wattenmeer

Die Betreiber der FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) verwenden Chlor, um die Rohrsysteme des Terminalschiffs zum Beispiel vom Befall mit Muscheln und Algen zu reinigen. In der Folge werden mit dem Abwasser Chlor-Biozide in die Jade geleitet. Die DUH kritisiert, dass dies das sensible Ökosystem der Jade und des Wattenmeers erheblich gefährde und fordert die unverzügliche Umrüstung des Terminalschiffs auf den aktuellen Stand der Technik ohne Chlor.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte erst vor wenigen Tagen eine Zwischenbilanz zum Gewässer-Monitoring an und um die „Höegh Esperanza“ veröffentlicht. Danach seien im ersten Jahr des Betriebes der FSRU keine über die genehmigen Mengen erhöhten Chlorwerte festgestellt worden. Die meisten Werte lagen unter der Nachweisgrenze. Gutachter hatten vor diesem Hintergrund einen Betrieb der vor der Hooksieler Hafeneinfahrt liegenden „Höegh Esperanza“ ausgeschlossen – trotz der Elektro-Chlorierung an Bord. 

Es gibt schonendere Alternativen

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller Kraenner der DUH wird Betreiber Uniper dennoch vor, die Nordsee zu verschmutzen, obwohl schonendere Alternativen für das so genannte Antifouling vorhanden seien. „Das Wattenmeer wird damit leichtfertig als Müllhalde missbraucht.“ Dass die Regasifizierung des flüssigen Erdgases auch ohne Chlorensatz funktioniere, beweise das zweite Terminalschiff „Excelsior“, das im Februar in der Jade festmachen soll. Hier soll das Rohrsystem mit Hilfe eines Ultraschall-Verfahrens geschützt werden – ohne Biozide. 

Die DUH habet mit anderen Umweltverbänden und Fischereibetrieben das Bundeswirtschaftsministerium, das Land sowie die Genehmigungsbehörden mehrfach darauf hingewiesen, dass der Betrieb des Terminalschiffs mit Biozid aus ihrer Sicht rechtlich nicht zulässig sei, zumal umweltfreundlichere Lösungen zur Verfügung stünden. Auch der Haushaltsausschuss des Bundestages habe das Bundeswirtschaftsministerium bereits im März 2023 aufgefordert, die Umrüstung der „Höegh Esperanza“ einzuleiten. 

„Uniper und die Zulassungsbehörde müssen endlich handeln, anstatt weiter die Hände in den Schoß zu legen. Mit unserer Klage werden wir den Schutz des Wattenmeers über den Rechtsweg jetzt durchsetzen“, ist Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH, zuversichtlich: „Leidtragende des Biozid-Einsatzes sind auch die Krabben- und Muschelfischer an der Jade. Diese drohen ihre Existenzgrundlage zu verlieren, wenn die Einleitung von Chlor-Biozid unmittelbar neben den Muschelkulturen ungebremst fortgesetzt wird.“

Behörde gibt Entwarnung: Chlor hat keinen Einfluss auf die Jade

Wilhelmshaven/Hooksiel (18. 12. 2023) – Aus Sicht von Fachgutachtern gibt es keinen Grund, das an Bord der „Höegh Esperanza“ eingesetzte Antifouling-Verfahren auf der Basis von Elektro-Chlorierung durch andere Methoden zu ersetzten. „Bislang konnten keine negativen Auswirkungen auf das Gewässer festgestellt werden“, stellt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) nach elf Monaten Betrieb der FSRU fest.

Höegh Esperanza
Stellt nach Überredung von Gutachtern keine Gefahr für das Ökosystem Jade dar: das LNG-Regasifierungsschiff „Höegh Esperanza“. Foto: hol

Die Messwerte für verschiedene Chlor- und Nebenprodukte (unter anderem Chlordioxid sowie organische Chor- und Bromderivate) hätten überwiegend unter der jeweiligen Nachweisgrenze gelegen. Auch eine Auswirkung der Einleitung von heruntergekühltem Wasser im Sommer beziehungsweise erwärmtem Wasser im Winter sei im Gewässer selbst nicht mehr messbar gewesen. „Damit unterschritten die Messwerte auch die Prognosen der im Vorfeld erstellten Fachgutachten“, so die Genehmigungsbehörde. 

Laut eines Berichts der Gutachter, der online verfügbar ist, sei „eine Verschlechterung des Zustands des betroffenen Jadewasserkörper als Folge der Einleitungsmaßnahmen aus der FSRU ausgeschlossen“. Damit stehe aus Sicht der Gutachter dem dauerhaften Betrieb der LNG-Anlage Hooksieler Außenhafen unter Nutzung der Elektro-Chlorierung als Antifouling-Verfahren mit Blick auf den ökologischen Zustand der Jade nichts entgegen. 

Umweltschützer hatten immer wieder gefordert, die Elektro-Chlorierung durch ein Ultraschall-Antifouling-Verfahren zu ersetzen, um Chloreinträge ins Wattenmeer auszuschließen. Auch Fischer und Muschelzuchtbetreiber hatten Sorge, das Chloreinträge Mikroorganismen in der Jade schädigen könnten.

42,6 Terrawattstunden LNG importiert

Die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) „Höegh Esperanza“ hat in Wilhelmshaven vor fast genau einem Jahr ihren Betrieb aufgenommen. Es soll einen Beitrag zur Sicherung der deutschen Gasversorgung liefern. Über das Schiff sind nach Angaben der Bundesnetzagentur seither 42,6 Terrawattstunden verflüssigtes Erdgas (LNG), vornehmlich aus den USA, regasifiziert und ins Netz eingespeist worden. Damit war Wilhelmshaven der wichtigste LNG-Importhafen. Deutschlands Gasimporte insgesamt lagen im selben Zeitraum bei 933,4 Terrawattstunden. 

Umwelt- und Naturschützer halte die „Höegh Esperanza“ aber auch für ein Risiko für das Ökosystem Wattenmeer. Der Hauptgrund: Die Regasifizierung des 162 Grad kalten Gases erfolgt überwiegend mit Meerwasser. Die Reinigung der Kühl- und Prozesssysteme wie Rohrleitungen und Wärmetauscher erfolgt dabei mit Chlor, das anschließend mit dem Meerwasser in die Nordsee geleitet wird.

Minister Meyer verspricht Transparenz

Um mögliche Gefahren erkennen und eingrenzen zu können, hat das Land Niedersachsen mit der Betriebsgenehmigung für die FSRU Umweltauflagen erlassen. Dazu gehört ein gewässerökologisches Monitoring. Die Ergebnisse veröffentlich das NLWKN im Internet. Der jüngste Ergebnisbericht ist im Internet einsehbar.

Wie Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grün) sagt, wolle man „größtmögliche Transparenz“ herstellen. Sein Versprechen: „Wir werden auch weiterhin sehr genau hinsehen, damit sichergestellt ist, dass Niedersachsens Einsatz zur Sicherung der deutschen Gasversorgung nicht zu Lasten unserer einzigartigen Natur geht. Einen Umweltrabatt wird es nicht geben.“

Gemäß der wasserrechtlichen Erlaubnis für die FSRU ist neben einer behördlichen Einleiterüberwachung und einer Eigenüberwachung auch eine gewässerökologische Beweissicherung, ein sogenanntes Monitoring, vorgeschrieben. Dazu seien seit Dezember 2022 sowohl an Bord der FSRU als auch im Nah- und Fernbereich um die „Höegh Esperanza“ herum monatlich zu allen Tidezeitpunkten und in mehreren Wassertiefen eine Vielzahl an Chlor- und Brom-Nebenprodukten analysiert worden, so das NLWKN. Auch die Temperaturausbreitung des eingeleiteten Prozesswassers in der Jade werde fortlaufend überwacht.

Etliche Pannen bei Messungen

Dass dabei zu einer Reihe von Pannen gekommen ist, hat den positiven Gesamteindruck der Behörde offenbar nicht beeinträchtigt. Mal waren Messungen aufgrund der starken Strömung in der Jade nicht möglich, mal hatte man keine geeigneten Gefäße für die Probenentnahme. Zudem gingen mehrfach Flaschen mit Wasserproben auf dem Transport ins Labor zu Bruch. 

Betreiberin der Anlage in Wilhelmshaven ist die bundeseigene Deutsche Energy Terminal GmbH (DET). Das Energieunternehmen Uniper hat über seine Tochter LNG Terminal Wilhelmshaven GmbH (LTeW) im Rahmen eines Bewirtschaftungsvertrags die kommerzielle und technische Betriebsführung des LNG-Terminals an der Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) in Wilhelmshaven übernommen.

Uniper und DET zeigen sich zufrieden

Das Unternehmen Uniper, das im März 2022 von der Bundesregierung den Auftrag erhalten hatte, den Import von LNG über ein seeseitiges Terminal in Wilhelmshaven zu ermöglichen, erinnert zum Jahrestag der Einweihung an die Rekord-Bauzeit von nur neun Monaten für das Terminal. Seit der Inbetriebnahme am 21. Dezember 2022 laufe das Terminal nahezu unterbrechungsfrei. 42 LNG-Carrier hätten bislang über die FSRU „Höegh Esperanza“ etwa sieben Millionen Kubikmeter LNG angeliefert. Dieses LNG sei in etwa vier Milliarden Kubikmeter Erdgas umgewandelt und in das deutsche Ferngasnetz eingespeist worden. Damit habe man rund sechs Prozent des deutschen Gasverbrauchs im Jahr 2023 gedeckt. Bereits jetzt sei sicher, dass die Kapazitäten der „Esperanza“ auch für 2024 voll ausgelastet sein werden.

Uniper-Manager Holger Kreetz: „Wir sind sehr stolz auf dieses Terminal, das wir in Deutschland-Geschwindigkeit errichtet haben. Das Jahr 2023 hat bewiesen, wie sehr Deutschland das Terminal brauchte und auch künftig brauchen wird. Uniper arbeitet aber auch mit Hochdruck an künftigen grünen Importmöglichkeiten in Form von Ammoniak. Die Region um Wilhelmshaven wird weit in die Zukunft ein Energieknotenpunkt sein.“  Ähnlich zufrieden äußert sich DET-Manager Dr. Peter Röttgen: „Das erste Terminal in Deutschland wurde vor genau einem Jahr in Wilhelmshaven errichtet und hat einen Grundstein für die Sicherung der Energieversorgung für Deutschland und Europa gelegt.“ DET-Partner Uniper habe sehr gute Arbeit geleistet. 

Zwei Pilotkavernen für Speicherung von Wasserstoff umgerüstet

Wilhelmshaven/Etzel (5. 12. 2023) – Nach erfolgreichem Abschluss des ersten Dichtheitstests mit Wasserstoff (H2) im Frühjahr dieses Jahres konnten in der vergangenen Woche die Arbeiten zur Umrüstung der zwei „H2CAST Etzel-Kavernen“ für die Wasserstoffspeicherung planmäßig abgeschlossen werden. Das teilte die Betreiberfirma Storage Etzel GmbH heute mit. 

Die Arbeiten an den Pilotkavernen für den Einbau der Bohrungsausrüstungen, Komplettierung genannt, seien unter Aufsicht von Sachverständigen unterschiedlicher Fachdisziplinen und intensiven Messungen an den Bohrungen durchgeführt worden. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als Aufsichtsbehörde habe Komplettierungs-Arbeiten genehmigt. Die Kavernen in Etzel gelten als wichtiger Baustein des Ausbaus des Energiedrehscheibe Wilhelmshavens samt H2-Produktion und der geplanten Importe von Wasserstoff-Derivaten.

In den kommenden Wochen sollen weitere Tests zur Dichtheit der Bohrungsausrüstungen und des Salzgebirges unter anderem mit Wasserstoff bis zum maximal zulässigen Druck erfolgen. Sofern diese Tests erfolgreich verlaufen, so Storag-Sprecher Armin Garbe, sollen die Kavernen ab der zweiten Jahreshälfte 2024 mit bis zu 80 Tonnen Wasserstoff für weitere Untersuchungen befüllt werden. Eine obertägige Testanlage werde danach den Gasspeicherbetrieb mit den Arbeitsschritten Verdichtung, Gastrocknung und -reinigung, Druckregelung, Mengen- und Qualitätsmessung ermöglichen. 

Mit dem Projekt H2CAST Etzel soll die Machbarkeit der großvolumigen unterirdischen Speicherung von Wasserstoff demonstriert und die Eignung der Salzkavernen in Etzel für die Wasserstoffspeicherung nachgewiesen werden. Der operative Betrieb der Wasserstoffspeicherung wird erprobt und dient dem Aufbau einer Wasserstoffindustrie in Deutschland und Europa. 

H2CAST steht für „H2 CAvern Storage Transition“, das heißt die Umwidmung der bestehenden großvolumiger Kavernen und technischer Anlagen in Etzel für die künftig notwendige Speicherung von Wasserstoff als Baustein eines erneuerbaren und damit ökologisch nachhaltigen Energiesystems. Bis 2026 soll der Standort Etzel laut Garbe „H2-ready“ werden. 

Die Ergebnisse sollen als „Blaupause“ für die Umrüstung von Kavernen für zukünftige Wasserstoffspeicherung in Deutschland dienen. Das Projekt wird durch das Land Niedersachsen und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.

Ultraschall kann Schweinswale vielleicht stören, aber nicht schädigen

LNG-Luftaufnahme
Die FSRU „Höegh Esperanza“ nimmt am LNG-Terminal nahe des Hooksieler Außenhafens von einem Frachter flüssiges LNG auf und leitet es regasifiziert an Land. Dabei fallen chlorierte Abwässer an. Möglicherweise können die durch Ultraschall vermieden werden. Archiv-Foto Scheer

Hooksiel (1. 12. 2023) – Durch den Einsatz von Ultraschall könnte die ökologische Belastung der Jade beim Import von Flüssigerdgas (LNG) deutlich verringert werden. Davon jedenfalls ist Jan Kelling überzeugt. Der Mitbegründer und Vorstandsvorsitzende der Hasytec Electronics AG (Kiel) stellte am Donnerstag Abend im Hooksieler Gästehaus das Antifouling-System vor, mit dem künftig auf der FSRU „Excelsior“ das Zuwachsen des Rohrsystems durch Algen, Muscheln und Seepocken verhindert werden soll. 

Wangerlands Bürgermeister Mario Szlezak begrüßte rund 20 Interessierte zu der von der Gemeinde und dem „Netzwerk Energiedrehscheibe“, einem Zusammenschluss aus Klima- und Umweltschutzverbänden, organisierten Veranstaltung. Als weiterer Referent stellte Christian Kopp, Schifffahrtsexperte des Nabu Naturschutzbundes, die von der Schifffahrt verursachten Belastungen wie Lärm, Wasser- und Luftverschmutzungen sowie Klimaschäden dar. Ziel müsse es sein, die Schifffahrt sauberer zu machen. Dafür seien vor allem internationale Vorschriften zur Kraftstoffart, Filtertechnik und Schadstoffentsorgung nötig.

Die „Excelsior“ wird nach der „Höegh Esperanza“ die zweite Floating Storage and Regasification Unit sein, die im Auftrag der Deutschen Energy Terminal GmbH über die Jade importiertes, minus 162 Grad kaltes LNG durch Erwärmung regasifiziert. Für den Prozess wird vergleichsweise warmes Seewasser – oder wie in Stade und Brunsbüttel Industrieabwasser – genutzt, das durch ein mehrere Kilometer langes Röhrensystem an Bord geleitet wird. 

Schall verhindert Biofilm an Röhren

Die Herausforderung: Wie lässt sich verhindern, dass sich in den Röhren Biofilm bildet, an dem sich dann andere Meeresbewohner festsetzen? Bei den meisten FSRU, so Kelling, werde dafür Chlor eingesetzt, der die Lebewesen abtötet. Umweltverbände beklagen, dass dann – wie etwa bei der „Höegh Esperanza“ – mit dem Abwasser tonnenweise Chloride und Biozide in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gelangen – mit unbekannter Wirkung auf das Ökosystem.

Das Ultraschall-Antifouling töte keine Lebewesen, versicherte Kelling. Im Schiffsinneren würden an die Außenseiten der wasserführenden Rohre kleine Schallgeber geklebt, die jeweils auf einer Rohroberfläche von 40 Quadratmetern dafür sorgen, dass sich kein Bioschleim festsetzen kann. Die Konsequenz: Kein Bioschleim und damit keine Nahrung für Muscheln, Algen und Seepocken. Also keine zuwachsenden Rohre.

Jan Kelling, Stephanie Eilers , Christian Kopp
Informierten in Hooksiel über Umweltbelastungen durch die Schifffahrt (v. l.) Jan Kelling (Hasytec Electronics), Stephanie Eilers (Netzwerk Energiedrehscheibe) und Christian Kopp (Nabu). Foto: hol

Die von Hasytec eingesetzte Ultraschallwellen-Art (Fachbegriff: „stabile Kavitation“) benötige nur eine geringe elektrische Leistung, verursache wenig Lärm, sei aber auch nicht in der Lage, zum Beispiel Anhaftungen an den Rümpfen von Schiffen abzusprengen. Untersuchungen des Unternehmens im Umfeld eines Kreuzfahrtschiffes in der Kieler Förde hätten gezeigt, dass im Wasser in etwa 150 Meter Entfernung kein Schall mehr messbar sei. Die Ergebnisse seien nicht eins zu eins übertragbar. Aber für die Jade erwartet Kelling einen maximalen Wahrnehmungsabstand von 750 Meter.

„Excelsior“ kommt wohl im April

Aber die Geräte arbeiten auf derselben Frequenz, auf der auch Schweinswale kommunizieren, räumte Kelling ein. Und das Verfahren „hat nicht keine Auswirkungen auf Schweinswale“. Wie die Auswirkungen seien, könnte man derzeit nicht sagen. Es gebe keine entsprechenden Studien und auch keine Grenzwerte. Denkbar wären aber lediglich „Störungen“ der Wale, keine „Schädigungen“. Notfalls könne man die Leistung der Schallgeber auch etwas drosseln.

Kelling geht davon aus, dass die „Excelsior“ im April 2024 in der Jade festmacht. Auf Grundlage der Erfahrungen mit der FSRU könnte auch die „Höegh Eperanza“ danach auf Ultraschall-Antifouling umgerüstet werden, wenn die Betreiber und die Genehmigungsbehörde sich für das System entscheiden sollten. Den Zeitraum von einem Auftrag an seine Firma bis zum Abschluss der Installation der Anlagen an Bord schätzt Kelling auf vier bis sechs Monate. Das Schiff selbst würde für den LNG-Import aber nur einige Wochen ausfallen. 

„Wadden Sea Forum“ löst sich auf

Wilhelmshaven/Hooksiel (1. 12. 2023) – Das Wadden Sea Forum (WSF) löst sich Jahresende auf. Die Mitgliederversammlung habe Mitte November beschlossen, die Arbeit des international besetzten Vereins mit Sitz in Wilhelmshaven einzustellen, teilt die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung (WHV) mit. „Mit Beginn des Jahres 2024 hat das WSF keine arbeitsfähige Geschäftsstelle mehr und die Website wird nicht mehr aktualisiert“, so WHV-Vizepräsident Hans-Joachim Uhlendorf. 

Das trilaterale Forum hatte sein Arbeit im August 2002 als Verein mit 41 Mitgliedern aufgenommen. Die Idee: Eine Plattform schaffen für die verschiedenen Interessengruppen aus der internationalen Wattenmeer-Region Niederlande, Deutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) und Dänemark. Der wichtigste Grund für die Einrichtung des Forums sei der Wunsch der Politik gewesen, die Bewohner der Wattenmeer-Region aktiver in die Aktivitäten der Drei-Staaten–Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres einzubinden, so die WHV.

„Es ist im hohen Maße bedauerlich, dass es nicht gelungen ist, diese einmalige Plattform für die verschiedenen Interessengruppen am Leben zu erhalten“, so Uhlendorf. Zwischen den Vertretern in dem unterschiedlichen Sektoren im Forum sei eine vertrauliche Zusammenarbeit nur dank des persönlichen Kennenlernens entstanden. „Das Form ist nun gescheitert, weil das Land Niedersachsen, den sowieso schon geringen Förderbetrag am Gesamtbudget, etwa 200.000 Euro, nicht aufgebracht hat.“ 

Das WSF werde von einem „Minimal-Büro“ mit einem Geschäftsführung und einen Mitarbeitenden im Sekretariat gesteuert. An Projekten – zuletzt ging es unter anderem um die Verschlickung kleiner Häfen, nachhaltige Schifffahrt, Gänsemanagement und Energie-Vorhaben in Wilhelmshaven – arbeiteten Vertreter aus den drei Ländern aus den Sektoren Landwirtschaft; Fischerei; Natur- und Umweltschutz; Tourismus und Erholung; Energie sowie Industrie, Häfen und Versorger. Hinzu kamen Vertreter von lokalen und regionalen Behörden, vom Land und von weiteren Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO). 

Die WHV und der Arbeitskreis niedersächsischer Seehäfen (AG Seehäfen) gehören zu den Gründungsmitgliedern. Sie haben im Sektor „Industrie, Häfen und Versorger“ mitgearbeitet, vertreten seit 2016 durch Hans-Joachim Uhlendorf.

Innenministerin: Der Schutz der LNG-Terminals hat höchste Priorität

Innenministerin Daniela Behrens vor Hooksiel
Zum Ende ihres Besuches nutzte Innenministerin Daniela Behrens (re.) die Chance, selber im Schlauchboot am Training der MEG teilzunehmen. Hinten links: Polizeipräsident Johann Kühme. Im Hintergrund das LNG-Terminal Wilhelmshaven und die Hooksieler Hafeneinfahrt. FOTO: WSP

Wilhelmshaven/Hooksiel (21.11.2023) – Die Bedeutung der Jade für die Energieversorgung Deutschlands hat zugenommen. Entsprechend sind auch die Anforderungen an die maritime Sicherheit gestiegen. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens nahm heute zusammen mit dem Oldenburger Polizeipräsidenten Johann Kühme de, und dem Leiter der Wasserschutzpolizei-Inspektion, Polizeidirektor Jörg Beensen, an einem mehrtägigen Training der Maritimen Einsatzgruppe (MEG) teil. Hauptthema der Übung rund ums LNG-Terminal Wilhelmshaven vor dem Hooksieler Außenhafen: Der Umgang mit potenziellen „Störern“ im Wasser.

Das Training, an dem rund 40 Einsatzkräfte teilnahmen, begann am Montag und soll am Mittwoch beendet sein. Beteiligt sind neben Beamtinnen und Beamten der Wasserschutzpolizei auch Kräfte aus der Technischen Einsatzeinheit der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen.

Ministerin Behrens zeigte sich beeindruckt: „Die Maritime Einsatzgruppe der Wasserschutzpolizei Niedersachsen ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Maritimen Sicherheitsarchitektur des Landes Niedersachsen. Gerade in Zeiten, wo dem Schutz kritischer Infrastruktur besondere Bedeutung zukommt, stellt die MEG einen unverzichtbaren Einsatzwert dar.“ Mit Wilhelmshaven und Stade gebe es in Niedersachsen zwei LNG-Terminals, die einen elementaren Beitrag zur Energieversorgung leisten würden. Der Schutz dieser Anlagen vor möglichen Störungen und Angriffen habe höchste Priorität, so die Ministerin.

Auch Polizeipräsident Kühme zeigte sich zufrieden. „Das regelmäßige Trainieren festigt die individuelle Handlungssicherheit der einzelnen Besatzungsmitglieder und trägt gleichzeitig zur Optimierung der Einsatzfähigkeit im Ganzen bei. Ich bin nicht erst nach dem heutigen Besuch davon überzeugt, dass wir auch auf dem Wasser voll einsatzbereit sind.“

Die MEG ist eine Einheit der Wasserschutzpolizei für spezielle Einsatzlagen auf Gewässern. Eingesetzt wird sie etwa für den Begleit- und Objektschutz oder das Räumen bzw. das „Boarden“ von Wasserfahrzeugen. Nicht zuletzt bei der Absicherung der Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven Ende 2022 kam der MEG eine besondere Bedeutung zu. 

Maritime Einsatzgruppen gibt es in allen fünf Küstenländern. Bei Bedarf agieren sie als Verbund gemeinsam. In Niedersachsen gehören der Einheit 25 Polizeibeamtinnen und -beamte an, die in der Regel ihren Dienst in den WSP-Stationen, unter anderem in Wilhelmshaven, versehen.. Spätestens seit den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee vor gut einem Jahr gehört der Schutz maritimer kritischer Infrastruktur zu den zentrale Aufgaben der WSP in Niedersachsen.

Bund will Finanzierung von neuem Terminal in der Jade absichern

Wilhelmshaven/Hooksiel (17. 11. 2023) – Der geplante Anleger für verflüssige Gase (AVG) in der Jade hat eine wichtige Hürde genommen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat einen Beschluss für die bundesseitige Finanzierung der für die Energiewende wichtigen Hafeninfrastruktur gefasst. Vorbehaltlich der Anfang Dezember anstehenden Entscheidung des Bundestages ist das die Grundlage für den Beginn der Planungen und der Umsetzung durch die niedersächsische Hafengesellschaft NPorts. 

Für den Bau des AVG Wilhelmshaven wird eine Gesamtinvestitionssumme von 600 Millionen Euro veranschlagt. Das Projekt gilt als wichtiger Baustein, Wilhelmshaven zu einer zentralen Drehscheibe für klimafreundliche Gase für ganz Deutschland zu entwickeln. 

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (Sande) sieht in der Entscheidung des Haushaltssauschusses ein zentrales Signal für Transformation und Energiewende: „Es ist eine ganz wichtige, gemeinsame Botschaft der Berliner Regierungsfraktionen, gerade angesichts der schwierigen Haushaltslage und der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am Mittwoch, hier eine klare Priorität zu setzen“, sagte der SPD-Politiker. Damit werde der feste Wille zum Erfolg der Energiewende unterstrichen. Der Bau des Anlegers schaffe zudem die Grundlage für die weiteren privaten Investitionen der Energiekonzerne TES und Uniper in die landseitigen Terminals, so Lies. 

Auch Energieminister Christian Meyer (Grüne) begrüßte die Finanzierungszusage des Bundes: „Das ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Niedersachsen. In Wilhelmshaven entsteht jetzt die Infrastruktur, um grüne Gase aus Erneuerbaren Energien zu importieren.“

Der Bund kann über die Absicherung im Haushalt die Finanzierung des Vorhabens über KfW-Kredite sichern. Lies betonte in diesem Zusammenhang, dass sich das Land gegenüber dem Bund verpflichtet hat, die landesseitige, anteilige Finanzierung von 200 Millionen Euro zu gewährleisten: „Die privaten Partner bekommen damit nun auch Sicherheit für ihre Investitionen, denn ohne Anleger: keine Investitionen und keine Industrie.“

Lies zeigte sich zuversichtlich, dass der Anleger bis 2027 fertig gestellt werden kann. NPorts werde umgehend in die vertiefte Planung einsteigen. „Wir brauchen dauerhafte, feste Importterminals für grüne klimaneutrale Gase an Land, um den Energiebedarf unserer Industrie zu decken“, so der Minister. „Das können wir mit diesen Beschlüssen jetzt einlösen.“

TES will künftig zehn Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs decken

Hooksiel (8. 11. 2023) – Die Planung des Energiekonzerns TES (Tree Energy Solutions GmbH) für sein „Green Energie Hub“ in Wilhelmshaven kommen in eine entscheidende Phase. Das wurde bei der zweiten Informationsveranstaltung des Unternehmens am Dienstag Abend im Gästehaus Hooksiel deutlich. Vor über 50 Interessierten erläuterte TES-Projektkoordinator Frank Albers die Investitionsvorhaben auf dem nahe gelegenen Voslaper-Groden-Nord in Wilhelmshaven und die weltweiten Projekte, mit denen TES die Dekarbonisierung der Energieversorgung maßgeblich voranbringen möchte.

Frank Albers
TES-Projekt- und Kommunkationsmanager Frank Albers erläutert im Gespräch mit Hooksieler Bürgern die Pläne des Energiekonzerns. Foto: TES

Schon weit fortgeschritten ist der Bau einer Dalbenanlage in der Jade, in dem „noch in diesem Winter“ das schwimmende Regasifizierungsschiff „Excelsior“ festmachen werde, über das Flüssigerdgas (LNG) importiert werden soll. Beim Betrieb dieser dann zweiten FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) in der Jade fungiert TES ebenso wie der Energiekonzern Engie als Dienstleister für die staatliche Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal GmbH (DET).

Minus 160 Grad kaltes LNG wird mit Frachtschiffen geliefert, an Bord der „Excelsior“ regasifiziert, durch eine Pipeline am Meeresgrund an Land und von dort weiter über einen so genannte Anbindungsleitung (WAL 2) in Richtung Fernleitungsnetz und Speicherkavernen in Etzel gepumpt. Die FRSU ist für eine Kapazität von 4,5 Milliarden Kubikmeter (oder 52 Milliarden Kilowattstunden Gas) ausgelegt. Das Flüssigerdgas ersetzt einen Teil der weggefallenen Erdgasimporte aus Russland.

Der Import des fossilen LNG soll aber nur eine Übergangslösung sein. TES selbst setzt auf „grüne Energie“ und entwickelt dafür aktuell mit Kooperationspartnern Projekte in Europa, Nordamerika, dem Nahen Osten, Asien und Australien. Der Kerngedanke dabei, so Albers: In Regionen dieser Welt, in denen erneuerbare Energie aus Sonne oder Wasserkraft in großen Mengen verfügbar ist, wird per Elektrolyse „grüner Wasserstoff“ erzeugt und als transportfähiges erneuerbares Gas, so genanntes e-NG (Wasserstoff H2 gebunden an CO2), unter anderem nach Wilhelmshaven transportiert. Aus dem e-NG (grüner Methan/CH4) soll im großen Maßstab wieder Wasserstoff gewonnen werden, das zum Beispiel ins Erdgasnetz eingespeist werden kann und so nach und nach LNG ersetzt. Albers: „Wir wollen 2050 rund zehn Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs decken.“ 

Der dabei anfallende Kohlendioxid werde aufgefangen, wieder in die Wasserstoff-Erzeugerländer zurücktransportiert oder unterirdisch verpresst. Ziel sei ein klimafreundlicher Kreislauf. Das sei trotz der dabei anfallenden Energie- und Transportkosten noch wirtschaftlich, beteuerte Albers in der Diskussion. 

Auf dem 153 Hektar großen TES-Gelände neben der HES-Tankfarm sollen in mehreren Projektstufen eine Reihe von Anlagen erstellt werden, unter anderem ein Oxyd Combustion Kraftwerk zur Stromerzeugung aus e-NG, Elektrolyse-Einheiten, Lagerbehälter und Regasifizierungsanlagen. Bevor mit diesen Investitionen begonnen werden kann, muss die Stadt Wilhelmshaven grünes Licht geben. Im Dezember soll der Rat der Stadt den geänderten Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan absegnen. 

Ein Problem dabei: Der Voslapper-Groden-Nord ist als EU-Vogelschutzgebiet („Natura 2000“) ausgewiesen. Auch wenn zunächst nur ein Teil des Grundstückes bebaut wird, muss sich TES so genannte Kohärenzflächen als Ausgleich für die geschützten Tier- und Pflanzenarten sichern. Wie Albers sagte, habe TES entsprechende Flächen im Nordwesen bereits im Visier. Die Verträge dazu müssten aber in den nächsten Wochen noch geschlossen werden. 

Wissenschaftler: Zahl der Seehunde im niedersächsischen Wattenmeer gestiegen

Hooksiel/Wilhelmshaven (4. 11.2023) – Der Bestand der Seehunde im grenzüberschreitenden Weltnaturerbe Wattenmeer Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande sowie der Insel Helgoland nimmt ab. Während die Zählung bei den Jungtieren einen Zuwachs von um zehn Prozent ergab, ging der Bestand aller Seehunde um vier Prozent zurück. 

Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere einen Rückgang im Gesamtbestand der Seehunde festgestellt hat. „Die Ursachen für diesen negativen Trend sind noch nicht eindeutig identifiziert“, teilt das in Wilhelmshaven beheimatet Wattenmeersekretariat mit.

Seehund Laves
Im gesamten Weltnaturerbe Wattenmeer ist der Seehund-Bestand rückläufig. Foto: Laves

Während des jährlichen Fellwechsels im August 2023 wurden im Wattenmeer die geringste Zahl von Seehunden seit 2010 beobachtet. Insgesamt wurden 22.621 Tiere gezählt. Der Bestand ging in allen Gebieten zurück. Ausgenommen in Niedersachsen und Hamburg. Hier wurde ein Anstieg um 17 Prozent auf 5.639 Tiere im Vergleich zu 2022 verzeichnet.

Schon im Juni waren im Wattenmeer insgesamt 9334 Jungtiere gezählt worden. 2022 waren es 820 weniger. Allerdings: Im Watt von Niedersachsen und Hamburg war bei den Jungtieren ein Rückgang von fünf Prozent zu verzeichnen. 

„Angesichts dieses anhaltenden Rückgangs der Zahlen können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bestand abnimmt“, sagt Anders Galatius von der Universität Aarhus, Hauptautor des Berichts. „Es wäre wichtig, die möglichen Ursachen zu untersuchen, zu denen eine Verschlechterung des Lebensraums, die Verfügbarkeit von Nahrung und die zunehmende Zahl von Kegelrobben in dem Gebiet gehören könnten.“

Seehunde zählen zu den größten Meeresraubtieren im Wattenmeer. Im Rahmen des Monitorings der Trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit koordiniert die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere die Zählungen und harmonisiert die Daten aus der gesamten Wattenmeerregion. Die Seehunde sind durch das Abkommen zur Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer (Agreement on the Conservation of Seals in the Wadden Sea; WSSA) unter der Schirmherrschaft des UN-Übereinkommens zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS) trilateral geschützt.