Schillig (26. 7. 2025) – Der Himmel über Schillig ist bunt. Sehr bunt, vielfältig und maritim. Da drehen sich Wale neben Haifischen und Kraken im Wind. Krebse, Seesterne und Echsen aller Art räkeln sich neben Pinguine, Schlangen, Schildkröten und Bären. Gehalten nur von dünnen Seilen. Die Augen können sich kaum satt sehen. Zumal auch etliche Phantasie-Figuren für dieses Wochenende den Weg ins Wangerland gefunden haben.
Die Suche nach den besten Bildern führte ein NDR-Team bis ins Innere eines gut 30 Meter langen Wal-Drachen. Foto: hol
Das 18. Internationale Drachenfest hat wieder eine große Schar Drachenliebhaber nach Schillig gelockt. Die „Drachenflieger“ präsentieren ihre zum Teil selbst gefertigten, bis zu 30 Meter langen Flugobjekte noch bis Sonntag direkt am Strand. Mit der inzwischen etablierten Großveranstaltung lockt die Wangerland Touristik GmbH jährige etliche Tausend Schaulustige an die Küste.
Dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Musik und Show, Essen- und Getränkebuden, Kinderanimation und – gleich nebenan – Vorstellungen vom Circus Axo.
Das 18. Internationale Drachenfest in Schillig ist ein Besuchermagnet. Tausende flanierten schon am Freitag den Strand entlang und bewunderten die originellen Exponate. Fotos: hol
Entsprechend groß ist auch das Medieninteresse. Hier werden Interviews mit Mitgliedern der Drachenflieger-Familien über deren farbenprächtiges Hobby geführt, dort buhlen Fotoapparate und Filmkameras um den originellstes Blick auf die Exponate. In Sachen Kreativität ganz vorn dabei war ein Team des NDR. Ein Reporter kletterte in den „Bauch“ eines windgefüllten, gut 30 Meter langen Pottwals – eine Perspektive, die an die Geschichte vom Propheten Jonas erinnert, der einst von einem Wal verschluckt und wieder ausgespuckt worden sein soll. Auf den Bericht darf man gespannt sein.
Das Drachenfest wird am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag jeweils ab 12 Uhr fortgesetzt. Ein besonderer Höhepunkt dürfte die für heute Abend angesetzte Nachtflug-Show werden.
Horumersiel (26. 7. 2025) – Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel muss vorübergehend geschlossen werden. Das teilte die Wangerland Touristik GmbH (WTG) gestern Abend mit. Grund dafür ist offenbar aber nicht das laufende Insolvenzverfahren der WTG.
Die „Friesland-Therme“ in Horumersiel ist nach einem technischen Defekt vorübergehend geschlossen. Foto: WTG
Nach Angaben der WTG ist ein technischer Defekts der Grund dafür, dass das Bad „bis auf Weiteres“ geschlossen bleiben müsse. „Derzeit lässt sich leider noch nicht abschätzen, wie lange die Schließung andauern wird“, so die Marketing-Leiterin des Unternehmens, Eske Gobes.
Durch die vorübergehende Betriebspause würden einige Angebote und Aktionen ausfallen, die in der „Friesland-Therme“ üblicherweise angeboten werden. Unter anderem müssten das für Montag geplante Seniorenschwimmen und ein Wassergymnastik-Kurs ausfallen. Die WTG bittet Gäste und Einheimische um Verständnis. Man werde die Öffentlichkeit umgehend auf dem Laufenden halten, sobald neue Informationen vorlägen.
Die Panne in der „Friesland-Therme“ trifft die WTG zur Unzeit. Zum einen weil derzeit Hochsaison ist und das Hallenbad mit angeschlossenem Freibad dann besonders gut angenommen wird. Zum anderen weil die Nutzer der Bäder im Wangerland ohnehin schon durch die laufende Insolvenz in Eigenregie verunsichert sind. Wie berichtet stehen deshalb die WTG-Bäder zum Verkauf beziehungsweise vor der Schließung. Als Alternative bietet sich für Schwimmer aktuell das Meerwasser-Hallenwellenbad in Hooksiel an.
Schillig/Wangerland (24. 7. 2025) – Von Freitag, 14 Uhr, bis Sonntag, 27. Juli, lädt das 18. internationale Drachenfest am Strand in Schillig zum Eintauchen in die faszinierende Welt der Drachen ein. An diesem Wochenende werden Hunderte bunte Drachen den Himmel erobern.. Zudem wird ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten.
Drachen verzaubern den Himmel über Schillig. Foto: Wangerland Touristik GmbH
Für kulinarische Genüsse sorgen Gastronomie- und Verkaufsstände. An Markständen werden Drachen-Accessoires angeboten. Ein Höhepunkt ist am Samstagabend eine spektakuläre Nachtflugshow mit Pyroeffekten, bei der leuchtende Drachen und Lichteffekte den Abendhimmel in eine faszinierende Kulisse verwandeln.
Kinder können unter Anleitung das Drachensteigenlassen erlernen und erste Tricks ausprobieren. Zudem können Drachen selbst gebastelt und sogleich getestet werden. Der Eintritt ist frei. Das Drachenfest steigt am Freitag ab Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils ab 12 Uhr.
Hooksiel (23. 7. 2025) – Die Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH (WTG) dürfe nicht zum Ausverkauf von Hooksiel führen. Das war die einhellige Meinung der Bürger, die zum ersten „Gäste- und Bürgersnak“ des Seebadevereins Hooksiel gekommen waren. Insbesondere müsse das Hallenwellenbad erhalten bleiben. Es sei „das Bad der Hooksieler“, so Seebadevereins-Vorsitzender Wolf Hegemann. Hegemann sagte, dass sich bereits ein Kompetenzteam des Vereins um die technische und bauliche Ausstattung des Bades kümmere. Um ein Konzept für den dauerhaften Erhalt zu erarbeiten, wäre noch betriebswirtschaftliches Know How wünschenswert.
Aus der geplanten Wohlfühlen-Oase ist ein Horrorszenario geworden. Die Kostenexplosion beim „Thalasso Meeres Spa“ hat die gemeindeeigene WTG in die Insolvenz getrieben. Noch liegen nicht alle Fakten zu Verantwortlichkeiten dazu auf dem Tisch. Foto: hol
Das Hallenbad sei touristisch unverzichtbar, aber auch für den Schwimmunterricht der Kinder und für das Training der DLRG Wangerland „extrem wichtig“, betonte DRLG-Vorstand Arne Schmöckel. Die Zukunft des von der WTG betriebenen Bades, das einen jährlichen Zuschussbedarf in sechsstelliger Höhe hat, steht derzeit auf der Kippe. Im Zuge der Insolvenz in Eigenregie suchen WTG und Insolvenz-Sachwalter nach einem Käufer für den Campingplatz Hooksiel und hoffen, dass es Interessenten gibt, die auch eine Idee für die Übernahme des Bades haben.
Szlezak: 23 Millionen sind Obergrenze
Bürgermeister Mario Szlezak wies den Eindruck zurück, nur Hooksiel stehe vor dem Ausverkauf. „Auch in Horumersiel stehen das Thalasso-Zentrum, das Verwaltungs-Gebäude und die Friesland-Therme auf der Agenda.“ Es gehe aber nicht darum, Infrastruktur abzuschaffen, sondern touristische Angebote dauerhaft zu erhalten; möglicherweise nicht mehr unter dem Dach der WTG, sondern in privater Hand. Aber mit Erhalt der Arbeitsplätze. Um Verständnis warb er dafür, dass nicht jeden Tag über den Stand des Insolvenzverfahrens berichtet werde. „Die Gespräche laufen noch.“
Die WTG-Insolvenz sei die Folge des „Tsunamis“, der mit der Kostenexplosion beim Bau des Thalasso Meeres Spa in Horumersiel über das Unternehmen und die Gemeinde gekommen sei. Die Kosten waren von 4,9 über 8,8 auf rund 23 Millionen Euro gestiegen. Szlezak wies Spekulationen zurück, dass es am Ende auch 28 Millionen Euro werden könnten. Auch wenn der von der Gemeinde beauftragte unabhängige Sachverständige mit der Prüfung der Abläufe und der einzelnen Rechnungen noch nicht fertig sei, könne man von 23 Millionen Euro als Maximalkosten ausgehen.
Die WTG gehört den Bürgern
Der Hooksieler Manfred Meppen, selbst viele Jahre in führender Stellung bei der Gemeinde Wangerland beschäftigt, wies darauf hin, dass es sich bei der WTG um ein Unternehmen der Wangerländer Bürger handle und nicht um ein beliebiges Privatunternehmen. „Die Millionen, um die es geht, sind unsere Millionen.“ Meppen forderte Mitarbeiter und sonstige Beteiligte auf, alles was sie über die Gründe für die Kostenexplosion und damit für die Insolvenz wissen, öffentlich zu machen – auch um weitere Aufklärung zu ermöglichen: zur politischen Verantwortung, zu möglichen Haftungen aber auch zu strafrechtlichen Themen, um die sich dann die Staatsanwaltschaft kümmern müsse.
Für ihn sei völlig unverständlich, so Meppen, wie sich der Gemeinderat als Gesellschafterversammlung über Jahre offenbar nur auf die Aussagen des WTG-Geschäftsführes und der von im bestellten Fachleute verlassen konnte. „Warum hat niemand mal die Kommunalaufsicht eingeschaltet?“ Szlezak führe dazu aus, dass man im Rat beim Kostensprung auf 8,8 Millionen Euro durchaus Zweifel gehabt habe. Aber schon damals hätte ein Ausstieg aus dem Projekt zwei Millionen Euro gekosten. „Aus heutiger Sicht ist klar: Hätten wir es nur gemacht …“ Später sei dann der Punkt überschritten gewesen, an dem man aus den Thalasso-Plänen hätte aussteigen können. Der Abbruch der Arbeiten, so die Befürchtung, wäre teurer geworden als der Weiterbau.
Offene Fragen zum Auftrag an GLC
Mehrere Bürger, darunter auch Günter Schmöckel, brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, dass der ehemalige WTG-Geschäftsführer Armin Kanning heute ausgerechnet bei jener Gesellschaft, der GLC Glücksburg Consulting AG, beschäftigt ist, die nach Investoren für den Campingplatz Hooksiel suchen soll. Dadurch entstehe der Eindruck, der Verkauf wäre von langer Hand geplant. Das ganze habe ein „Geschmäckle“, hieß es in der Runde, ein „absolutes No Go“.
Szlezak räumte ein, dass das „Scheiße gelaufen“ sei. Die GLC sei aber ein kompetentes Unternehmen, mit dem man schon früher in Kontakt stand. Die Firma habe den Verkaufsauftrag ohne Ausschreibung vom Gläubigerausschuss, ohne Mitwirkung der Gemeinde, erhalten. Kurios: Der Auftrag soll laut GLC am 28. Mai erteilt worden sein. Der Insolvenzantrag, und damit die Geburtsstunde eines Gläubigerausschusses, erfolgte aber erst am 26. Juni.
Hooksiel (16. 7- 2025) – Die Vorbereitungen für den geplanten Verkauf des Hooksieler Campingplatzes gehen zügig voran. An diesem Dienstag hat die insolvente Wangerland Touristik GmbH (WTG) im Elektronischen Amtsblatt der Gemeinde Wangerland das offizielle „Interessenbekundungsverfahren zur Veräußerung eines Campingplatzgrundstückes“ eröffnet. Bis Dienstag, 12. August, haben jetzt Interessenten Gelegenheit, sich für das Objekt zu bewerben.
Zum Hooksieler Saison-Campingplatz gehört die Ostdüne, die von Wohnmobilisten das ganze Jahr hindurch angesteuert werden kann.
Der Verkauf von Immobilien ist Teil des Sanierungskonzeptes für das in Schieflage geratene Tochterunternehmen der Gemeinde Wangerland. Unter anderem steht der von der WTG betriebene Campingplatz „mit einem funktionierenden Betrieb, Gebäuden und Ausstattung sowie einem ca. 111.111 Quadratmeter großem Grundstück“ zum Verkauf. Der vor dem Deich direkt an der Jade gelegene Campingplatz gehört mit über 1500 Stellplätzen zu den größten in Deutschland.
Mitarbeiter müssen übernommen werden
Ein möglicher Käufer, so eine Bedingung der WTG, müsse auf jeden Fall den Betrieb des Campingplatzes fortführen wollen und die bestehenden Arbeitsverhältnisse der WTG-Mitarbeiter übernehmen. Zudem erwarte man von Bewerbern, dass sie – neben einer Kaufpreis-Vorstellung – ein Fortführungskonzept vorlegen, in dem Pläne für Qualitätsverbesserungen und mögliche Folgeinvestitionen beschrieben werden. „Ebenso wird eine Aussage dazu erbeten, ob eine Übernahme und/oder Betriebsfortsetzung des benachbarten Meerwasser-Hallenwellenbades Bestandteil der Konzeption ist“, heißt es in der Ausschreibung. Das Bad stelle eine wichtige Infrastruktur für die Camper und Wohnmobilisten dar.
Mit einem Interessenbekundungsverfahren wird der Markt sondiert. Verpflichtungen geht die WTG damit nicht ein. Insbesondere muss sie nicht automatisch einen Kaufvertrag mit dem Höchstbietenden abschließen.
Verkaufsauftrag schon am 28. Mai erteilt
Bereits am 28. Mai, also gut einen Monat vor ihrem Antrag auf Insolvenz in Eigenregie beim Amtsgericht Wilhelmshaven (26. Juni), hat die WTG die GLC Glücksburg Consulting AG (Hamburg) damit beauftragt, nach Interessenten für zum WTG-Vermögen gehörende Immobilien und Betriebsteile zu suchen. Eine ursprünglich veröffentliche Auflistung möglicher Objekte hat die GLC zwischenzeitlich wieder von ihrer Internetseite genommen und durch den Hinweis ersetzt, dass Entscheidungen über mögliche Verkäufe ausnahmslos bei der WTG, dem vom Amtsgericht bestellten Sachwalter und dem Gläubigerausschuss lägen.
Hooksiel (11. 7. 2025) – Selbst die Schließung des Meerwasser-Hallenwellenbades Hooksiel hätte nicht die Aberkennung der Zertifizierung des Ortes als Nordseebad zur Folge. Das geht aus der Antwort des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums auf eine entsprechende Anfrage von „Hooksiel-Life“ hervor.
Viele Hooksieler sind stolz auf die Anerkennung ihres Ortes als Nordseebad. Offenbar ist das Zertifikat nicht in Gefahr. Archiv-Foto: Salverius
Die Sorge um den erst kürzlich verliehenen Status Nordseebad hatte insbesondere in den Reihen der touristischen Leistungsanbieter Kreise gezogen, nachdem aus der Wangerland Touristik GmbH (WTG) Pläne bekannt geworden waren, dass die insolvente Tourismustochter der Gemeinde Wangerland das Bad in Hooksiel und möglicherweise auch die Friesland-Therme in Horumersiel schließen müsse, um Kosten zu sparen.
Die WTG hatte die Schließungspläne dann Anfang dieser Woche wieder zurückgenommen. Der Grund: Es gebe einen Investor, der möglicherweise das Bad in Hooksiel samt Campingplatz kaufen wolle. Man wolle jetzt ein entsprechendes Bieterverfahren ausloben. Vor diesem Hintergrund würden die Bäder auf absehbare Zeit geöffnet bleiben, so die WTG.
Auch in Hannover hat man von der Kehrtwende der WTG gelesen. Ungeachtet dessen hätte die Schließung des Hallenbades aber keine Auswirkung auf das Prädikat „Nordseebad“ gehabt, betont ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. „Schwimmbäder zählen nicht zu den notwendigen Voraussetzungen.“
Die Zertifizierung Hooksiels als Nordseebad war nach jahrelangen Bemühungen erst vor wenigen Wochen erfolgt. Aktuell steht noch ein Termin für die offizielle Übergabe des Dokuments aus.
Wangerland/Hooksiel (10. 7. 2025) – Die Geschäftsführung der Wangerland Touristik GmbH (WTG) sowie der beauftragte Architekt waren nach Überzeugung der Ratsgruppe „Zusammenschluss unabhängiger Wählergemeinschaften“ (ZUW) mit dem Bau des Thalasso Meeres Spa (TMS) in Horumersiel „völlig überfordert“. „Dass bei dem Umfang des Projektes keine externe Baubegleitung beauftragt wurde, ist nach unserer Meinung absolut nicht nachvollziehbar“, betont die Gruppe in einer heute verbreiteten, vorläufigen Stellungnahme zu den Gründen für die Kostenexplosion beim Bau des Gesundheits-Tempels auf aktuell geschätzte 23 Millionen Euro.
Die Arbeiten am Thalasso Meeres Spa zogen sich nach Überzeugung der ZUW auch aufgrund einer ungenügenden Bauaufsicht hin und machten auch deshalb das Projekt immer teurer und teurer. Archiv-Foto: hol
Nach Einschätzung der ZUW sei schon bei der Auftragserteilung an die Gewerke anzunehmen gewesen, dass die Baukosten nicht 8,8, sondern eher 12 bis 13 Millionen Euro betragen würden. Diese Zahl sei dem Rat vor seiner Entscheidung für das Projekt im November 2019 aber nicht vorgelegt worden.
Sonderwünsche als Kostentreiber
„Auch dass zwischenzeitlich eine zweite, neue Baugenehmigung beantragt wurde, hat der Rat erst im Herbst 2024 erfahren“, stellt die ZUW fest. Hieraus hätten sich etliche verteuernde Veränderungen der Räumlichkeiten bis hin zu einer „High End“-Ausstattung des TMS ergeben.Weitere Preissteigerungen sich aus Sonderwünschen der WTG etwa bei der Auswahl von Fliesen, Beleuchtung, Eingangsbereich usw. ergeben.
Die Unabhängigen kommen zu dem Fazit: „Aus den der ZUW und den Ratsmitgliedern seit 2024 vorliegenden Sachverhalten kann geschlossen werden, dass die gesamte Projektabwicklung des ,Thalasso Meeres Spa‘ ohne die erforderliche Kontrolle und Führung durch Architekt und Geschäftsführung durchgeführt wurde. Rechnungen der Auftragnehmer/Handwerker wurden gestellt und bezahlt, ohne dass die erforderlichen Nachweise erbracht wurden. Die vertraglich vereinbarte Prüfung der Einhaltung von Verträgen und Leistungen durch den Architekten wurde nicht ausreichend durchgeführt. Von der Projektleitung (Geschäftsführung) wurden als letzte Prüfinstanz aufgrund fehlender Fachkenntnisse Abweichungen und Fehler nicht erkannt oder nicht angemessen behandelt.“
Traum wird zum Albtraum
Die Einschätzung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Immo Müller, der die Stellungnahme unterzeichnet hat: „Die WTG wollte sich wohl einen Traum erfüllen. Es endete in einem Albtraum.“ Die ZUW plane eine Veranstaltung zur Bürgerinformation.
In ihrer vorläufigen Chronologie der Ereignisse beleuchten die Unabhängigen auch die Frage der Wirtschaftlichkeit des TMS. Schon zur Ratsentscheidung im November 2019 habe ein Fragenkatalog aus den Fraktionen an WTG-Geschäftsführung und Architekten vorgelegen. Belastbare Zahlen zur Wirtschaftlichkeit hätten beide nicht vorgetragen. Auf Unverständnis der ZUW, die erst 2021 als politische Kraft im Rat wirkt, stoße, dass der Rat dem Projekt dennoch zugestimmt habe. Grundlage für den Beschluss sei offenbar allein das Vertrauen in die WTG gewesen.
Wirtschaftlichkeits-Berechnung unzureichend
Nach dem Einzug in den Rat hat die ZUW Ende November 2021 die einzige bis dahin vorliegende Wirtschaftslichkeitsberechnung für das TMS zur Verfügung gestellt bekommen. „Diese wurde intern von der ZUW geprüft und festgestellt, dass diese Wirtschaftlichkeitsberechnung völlig unzureichend war.“
Die Erkenntnis habe man den anderen Ratsmitgliedern im Januar 2022 vorgestellt. Erst daraufhin sei ein externes Unternehmen beauftragt worden, ein neue Analyse/Prognose zu erarbeiten. Die ursprüngliche „Kalkulation“ sei bis dahin immer noch von der WTG verteidigt und verwendet worden. „Im Ergebnis wurden unsere Zahlen bestätigt und die der Geschäftsführung der WTG verworfen“, heißt es in dem ZUW-Papier. „Eine von uns daraufhin erwartete erweiterte Kontrolle über die Geschäftsführung erfolgte nicht.“
Die Unabhängigen hätten im August 2022 der Geschäftsführung einen Fragenkatalog vorgelegt, in dem es unter anderem um einen verspätet bekannt gegebenen Bauschaden sowie fehlende Teile in der Wirtschaftlichkeitsberechnung gegangen sei. „Der Zusammenhang mit einer kritischen Mail an den Geschäftsführer veranlasste die Fraktionsspitzen der GfW und SPD, dem Geschäftsführer das Vertrauen auszusprechen.“
Im September 2022 habe ZUW-Sprecher Dieter Schäfermeier (Foto) dem Rat weitere neue Berechnungen vorgestellt. Darin wurden Verluste von knapp einer Million Euro in den ersten drei Betriebsjahren des TMS prognostiziert. Die Geschäftsführung habe versichert, dass dieser Verlust durch den sonstigen Überschuss der WTG ausgeglichen werde.
In 2023 erfolgte der Förderbescheid des Landes Niedersachsen. Auf kritische Fragen der ZUW habe die Geschäftsführung beteuert, dass man sich im Kostenrahmen bewege, aber auch der zweite geplante Eröffnungstermin nicht eingehalten werden könne. Ab Anfang 2023 habe man sich wiederholt bemüht, Einsicht in die Bauunterlagen zu erhalten, was aber lange durch den Geschäftsführer und die Ratsmehrheit behindert worden sei.
Nur Schäfermeier erhält Einsicht in Unterlagen
Im September 2023 erfolgte die Entlastung des Geschäftsführers der WTG für das Geschäftsjahr 2022. Allein die ZUW habe geschlossen dagegen gestimmt. Die Kosten seien bis Oktober 2023 weiter immens gestiegen, ein Ende der Bauarbeiten sei aber immer noch nicht in Sicht gewesen. Damals sei die Anfrage der ZUW nach Einsichtnahme in Architektenvertrag, Kostenschätzung, Bauprotokolle etc. von von WTG sowie von GFW (CDU, Grüne, FDP) und SPD im Rat vehement verwehrt worden. Müller: „Die Geschäftsführung unterstellte dabei Dieter Schäfermeier eine Hetzjagd.“
Im November 2023 habe die ZUW erklärt, wegen der übermäßigen Kostensteigerungen nicht mehr hinter dem Projekt zu stehen. Dem folgte im Dezember ein offizieller Antrag auf Einsicht in die Bauunterlagen. Diese wurde der ZUW von der Geschäftsführung nur in Person von Schäfermeier zugestanden, aber mit der einschränkenden Verpflichtung, außerhalb der Rund der Fraktionsvorsitzenden absolute Verschwiegenheit zu wahren.
Unhaltbare Zustände auf der Baustelle
Nachdem Schäfermeier ab Januar 2024 Einsicht in die Unterlagen erhielt und umfassend berichtete, wurde er vom Rat beauftragt, an den Baubesprechungen für das TMS teilzunehmen. „Schon sehr schnell wurde von ihm dort ein unhaltbarer Zustand bei den handwerklichen Leistungen festgestellt und dem Rat ausführlich mitgeteilt“, heißt es in der ZUW-Erklärung. „Der Rat habe daraufhin auf Vorschlag von Schäfermeier einen externer Baufachmann beauftragt, der sich auf der Baustelle aufhalten und dort Ordnung schaffen sollte. Ohne den Baufachmann und seine vermittelnde Arbeit hätte der Öffnungstermin 21. Juni 2024 nicht gehalten werden können. Dennoch sind bis heute die Bauarbeiten nicht beendet.“
Im November noch kein Grund für Insolvenz
Im Mai 2024 wurde dann von der Gemeinde ein unabhängiger Sachverständiger beauftragt, der die Qualität und die Kosteneffizienz des gesamten TMS-Bauprojektes prüft. Anfang September habe Immo Müller für die ZUW in der inzwischen installierten Lenkungsgruppe der WTG erstmals den Hinweis gegeben, dass man eventuell eine Insolvenz in Betracht ziehen müsse. Daraufhin sei kurzfristig ein Wirtschaftsprüfer beauftragt worden. Das Ergebnis: Aufgrund der vorhandenen Liegenschaften der WTG und der liquiden Mittel gebe es noch keinen Grund für einen Insolvenzantrag.
Im November habe die ZUW erneut eine Berechnung vorgelegt, die für 2024 und die Folgejahre jeweils einen Verlust von rund zwei Millionen Euro ausgewiesen hat. Für 2024 sei der letztendlich auch eingetreten. Am 26. Juni 2025 hat die WTG Insolvenz beantragt.
Wangerland/Hamburg (10. 7. 2025) – Die insolvente Wangerland Touristik GmbH (WTG) hat die Hamburger Beratungsfirma GLC Glücksburg Consulting AG beauftragt, ihr bei der Vermarktung von Immobilien und Geschäftsbereichen zu helfen. Ziel sei es, bestehende Immobilien und Flächen zu analysieren, neue Nutzungskonzepte zu entwickeln und Investoren für die Umsetzung zu gewinnen, heißt es in einem bereit am 30. Juni erstellten Beitrag auf der Internetseite des Unternehmens.
Steht offenbar auch zum Verkauf: Das neue Thalasso-Zentrum in Horumersiel mit seinen umliegenden Immobilien. Foto: hol
Gestern hatte die WTG bekannt gegeben, dass ihre Bäder vorerst nicht geschlossen werden, da sich für das Meerwasser-Hallenwellenbad und den Campingplatz Hooksiel ein potenzieller Käufer gefunden habe. Man werde jetzt einen Bieterprozess anstoßen.
Ex-WTG-Geschäftsführer heute Berater
In der Pressemitteilung fiel erstmals auch der Name der Beratungsfirma GLC, mit der die WTG schon länger zusammenarbeitet. Das Unternehmen berät unter anderem Tourismusunternehmen und hilft beim Kauf oder Verkauf von Immobilen. Pikante Fußnote: Ex-WTG Geschäftsführer Armin Kanning ist nach seinem Ausscheiden aus dem gemeindeeigenen Unternehmen Ende April zu eben jener GLC gewechselt, wo er heute den Geschäftsbereich Tourismus/Marketing verantwortet. Für den Geschäftsbereich Transaktionen zeichnet GLC-Vorstand Prof. Martin Weigel verantwortlich.
Suche nach Nutzungsideen
Ihre Aufgaben im Wangerland sieht die GLC nach eigenem Bekunden in einer umfassenden Bestandsaufnahme der gesamten Vermögenswerte. „Dazu zählen unter anderem das Thalasso-Zentrum, das Schwimmbad, Parkanlagen, Verwaltungsgebäude sowie ein Hafengrundstück und ein Campingplatz.“ Parallel dazu werde eine wirtschaftliche Bewertung erstellt, um die Grundlage für eine gezielte Weiterentwicklung zu schaffen.
Auf Basis dieser Analysen wolle die GLC AG mit der WTG konkrete Nutzungsideen entwickeln. Dafür sei auch ein „moderierter Workshop mit lokalen Partnern“ geplant. Offenbar mit Blick auf das Kurmittelhaus samt Thalasso Meeres Spa in Horumersiel heißt es: „Für die spätere Umsetzung ist ein modernes Kurzentrum mit Hotel, Dienstleistungsflächen und ergänzenden Wohneinheiten vorgesehen.“ Interessierte Investoren seien eingeladen, sich frühzeitig einzubringen.
Hooksiel (9. 7. 2025) – Die befürchtete Schließung des Hallenwellenbades Hooksiel ist zumindest vorerst vom Tisch. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die die Wangerland Touristik GmbH heute verbreitet hat. Man werde vorerst von einer Schließung der Bäder absehen, da ein erstes Angebot zur Fortführung vorliege.
das Hallenwellenbad Hooksiel bleibt zumindest vorerst geöffnet. Die WTG sucht nach Investoren, die das Bad, das in Schließphasen auch schon mal von Kajakfahrern als Trainingsdomizil genutzt wird, zusammen mit dem Campingplatz erwerben wollen. Archiv-Foto: hol
Bekanntlich hat die WTG ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Ziel sei es, das Unternehmen wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen und die touristische Infrastruktur im Wangerland langfristig zu sichern. Der der Fokus der Geschäftsführung liege derzeit auf der Analyse kostenintensiver Bereiche des Unternehmens – insbesondere der Bäderbetriebe sowie ausgewählter Immobilien und Flächen. „Erste Gespräche und Bewertungen laufen bereits, um fundierte Entscheidungen für eine nachhaltige Neuausrichtung zu treffen.
Riedel: Erfreuliche Nachrichten
„Alle Kostenpositionen werden mit Augenmaß geprüft, um Liquidität zu sichern und eine solide Basis für die kommenden Jahre zu schaffen“, betont WTG-Geschäftsführer Torsten Riedel mit. „Eine vorübergehende Schließung der Bäderbetriebe stand aufgrund dieser Analysen im Raum, doch neue Entwicklungen führen nun zu erfreulichen Nachrichten.“
Nach den Wirten von Riedel ist der Sanierungsprozess, an dem auch Rechtsanwalt Dr. Christian Kaufmann (Pluta Rechtsanwalts GmbH, Oldenburg) und Prof. Martin Weigel (GLC Glücksburg Consulting AG, Hamburg) mitwirken, sehr erfolgreich angelaufen.
„Die ersten Wochen sind geschafft. Sie verliefen konstruktiv, das Verfahren nimmt erfolgreich Fahrt auf. Als Ergebnis liegt bereits ein belastbares – jedoch in dieser Phase noch nicht bindendes – Angebot zum möglichen Erwerb des Nordsee-Campingplatzes Hooksiel unter Weiterführung des Meerwasser-Hallenwellenbades eines namhaften Anbieters vor. Es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass im weiteren Bieterverfahren noch zusätzliche Angebote eingehen werden.“
WTG bereitet Bieterprozess vor
Vor diesem Hintergrund hält die WTG eine Schließung des Meerwasser-Hallenwellenbades zum jetzigen Zeitpunkt nicht für sinnvoll, da sich erstmals eine belastbare Fortführungsoption abzeichne. Diese beinhalte auch die Weiterbeschäftigung der im Schwimmbad tätigen Mitarbeitenden. Kurzfristig solle jetzt ein Bieterprozess vorbereitet werden. Dabei handele es sich um ein strukturiertes und transparentes Verfahren, in dem Investoren die Möglichkeit erhalten, ein Angebot für den Nordsee-Campingplatz und das Meerwasser-Hallenwellenbad abzugeben.
Camping vor dem Deich in Hooksiel ist für viele Urlauber interessant. Die WTG sucht jetzt für den Platz einen Käufer, um aus ihrer finanziellen Schieflage herauskommen zu können. Archiv-Foto: hol
„Unter Abwägung des aktuellen Angebots und der mit dem Angebot verbundenen Fortführungsperspektive haben wir uns entschieden, das Meerwasser-Hallenwellenbad vorerst geöffnet zu lassen“, so Riedel weiter. „Ich bin zuversichtlich, dass der nun beginnende Bieterprozess für den Nordsee-Campingplatz Hooksiel und das Meerwasser-Hallenwellenbad in den kommenden Wochen erfolgreich verlaufen wird – zum Wohl unserer Gäste, Mitarbeitenden und der gesamten Region.“
Trainingszeiten für DLRG gesichert
Ein weiterer positiver Aspekt: Durch die vorerst gesicherte Öffnung bleiben auch die Trainingszeiten der DLRG sowie das Schulschwimmen erhalten. Es ist zudem vorgesehen, dass diese im Falle einer erfolgreichen Übernahme vom zukünftigen Investor mit übernommen werden.
Auch die Friesland-Therme in Horumersiel bleibt vorerst regulär geöffnet. Die wirtschaftliche Situation sowie mögliche Entwicklungsperspektiven würden hier derzeit ebenfalls sorgfältig geprüft. „Für die laufende Sommersaison ist aktuell keine Änderung vorgesehen – Gäste können das Angebot weiterhin nutzen, heißt es in der Mitteilung. Ebenso bleibe das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel geöffnet und stehe Urlaubsgästen mit besonderen Anwendungen weiter zur Verfügung.
Horumersiel (9. 7. 2025) – Am Samstag, 12. Juli, heißt es zum dritten und letzten Mal in diesem Sommer: Vorhang auf für „Watt mit Kultur“ im Kurgarten Horumersiel. Auf dem Programm für das Open-Air-Theater steht Shakespeare: kurzweilig, komprimiert und herrlich lebendig. Die Vorstellungen beginnt um 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr).
Unter dem Titel „Wie es euch gefällt & Was ihr wollt“ bringt Schauspieler Jeffrey von Laun, der für seine schauspielerische Leistung gemeinsam mit Ramona Marx mit dem „Jade-Ring 2025“ ausgezeichnet wurde, zwei der bekanntesten Komödien des englischen Dramatikers als Ein-Mann-Stück auf die Bühne. In zweimal 45 Minuten verleiht von Laun den zahlreichen Figuren mit Witz, Tiefe und Spielfreude neues Leben und präsentiert dem Publikum eine moderne, packende Neuinterpretation der elisabethanischen Klassiker.
Neben der hitzigen Bühnenkunst erwartet die Besucher ein stimmungsvolles Ambiente unter freiem Himmel – samt Speisen und Getränken. „Watt mit Kultur“ ist ein Kooperations-Projekt der Wangerland Touristik GmbH und der Landesbühne Niedersachsen-Nord (Wilhelmshaven). Tickets für die Vorstellung sind erhältlich in den Tourist-Informationen Horumersiel und Hooksiel sowie online unter wangerland.de und in der Theaterkasse des Stadtheaters Wilhelmshaven.