Umwelthilfe fordert Verbot von Importen von Fracking-Gas nach Deutschland

Wilhelmshaven/Berlin (24. 7. 2024) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Importverbot von „Fracking-Gas“. Die vornehmlich in den USA praktizierte Methode zur Gewinnung von Erdgas sei extrem schädlich für Umwelt, Klima und Gesundheit. Betroffen von einem Verbot wäre auch das LNG Terminal Wilhelmshaven in Sichtweite des Hooksieler Außenhafens.

2023 waren 70 Prozent des nach Deutschland importierten LNG Fracking-Gases aus den USA“, so die DUH. Wie ein neuer Bericht der DUH und der NGOs „Food and Water Action Europe“ und „Gas no es solución“ zeige, handle es sich bei rund 88 Prozent des aus den USA importierten 7,1 Milliarden Kubikmetern LNG um Fracking-Gas. „Insgesamt haben sich die LNG-Importe aus den USA in die EU im Vergleich zu 2021 von 22 auf 64 Milliarden Kubikmeter fast verdreifacht“, so die DUH. In dieser Zeit seien die Fracking-Gebiete in den USA massiv ausgeweitet und eine Verdopplung der LNG-Exportkapazitäten genehmigt worden. Mit der Förderung von LNG-Importen wollten Deutschland und die EU vornehmlich die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland verringern.

„Der massive Ausbau von LNG-Terminals in Deutschland und die von deutschen Banken und Unternehmen geschlossenen jahrzehntelangen Lieferverträge führen zu mehr Fracking und Exportterminals in den USA“, stellt die DU fest. Für die Menschen, die in den Regionen mit Fracking und Exportterminals leben müssten, habe das gravierende Folgen wie erhöhte Krebsraten, Atemwegserkrankungen, Fehlgeburten sowie schadstoffbelastete Atemluft und Trinkwasser. Schon mehrfach waren Vertreter von Betroffenen-Initiativen aus den USA in Wilhelmshaven, um auf die Zusammenhänge aufmerksam zu machen. 

Nach Ansicht von DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner ist das mit Schiefergasfracking gewonnene Gas das gesundheits- und umweltschädlichste Erdgas, das es überhaupt gibt. In Deutschland sei das Fracking deshalb verboten. „Im Ausland nimmt die Bundesregierung die damit verbundenen Schäden billigend in Kauf, um den Gashunger Deutschlands zu stillen. Das ist pure Doppelmoral“, so Müller-Kraenner. 

Ein Verzicht auf Fracking-Erdgas sei möglich, da sich die befürchtete Gasmangellage sich nicht eingestellt habe. „Die Gasspeicher sind auch nach der Heizperiode gefüllt und die bestehenden LNG-Terminals sind nicht ausgelastet.“ Für die Versorgungssicherheit sei der Import von Fracking-Gas aus den USA nicht nötig.  Eine entsprechende DUH-Petition sei bereits über 11.000 Mal unterzeichnet worden und solle zum Ende des Jahres dem Petitionsausschuss des Bundestags vorgelegt werden.

Sammelaktion von Nachbarn und Jägern: Nach Hochwasser Müll am Ufer

Putzaktion am Tief
Nachbarn und Jäger trafen sich zur Putzaktion am Hohenstief. Foto: hol

Wangerland (25. 3. 2024) – Kaputte Stühle, Teile eines Zelts, eine vergessene Angel. Soviel ist nach der Naturputzaktion am Wochenende klar: Das Hohenstief im Wangerland ist ein Angler-Paradies. Aber nicht nur das. Die gut 30 Müllsammler fanden am Südufer des Gewässers jede Menge Zivilisationsmüll: Flaschen, Dosen, Eimer und Kanister, Plastikteile aller Art, Matratzen, Styropor-Platten, Hölzer, Betonplatten und sogar einen alten Fernseher. Herkunft unbekannt.

Zu der Sammelaktion, eine Premiere, hatten sich für diesen Vormittag die Nachbarschaften aus dem Wiardergroden und dem St.-Jooster-Groden sowie die Jäger der Jägerschaften Wüppels und Wiarden zusammengefunden. Ihr gemeinsamer Ansatz: Der Müll in der Natur ist nicht nur unansehnlich, er schadet auch den dort lebenden Tieren. Also muss er weg.

Die mit Eimern ausgerüsteten Sammler waren in drei Gruppen zwischen dem Schöpfwerk Hohenstiefersiel und der Feineburger Brücke an der Landesstraße 810 unterwegs. 

„So schlimm war es noch nie“, sagte Jäger Frank Dirks. Ursachen für die Müllflut dürften der hohe Wasserstand im Tief und die Stürme in den vergangenen Wochen und Monaten gewesen sein. „Da ist viel Dreck ins Tief geflogen. Das hat sich jetzt am Ufer abgelagert.“

Klar war am Ende jedenfalls: die Aktion hat sich gelohnt. Insgesamt füllte das Unrat einen großer Anhänger. Die Entsorgung des Mülls übernimmt die Sielacht Wangerland. 

Wasser der Nordsee immer wärmer

Hamburg/Hooksiel (15. 1. 2023) – Im Jahr 2023 war die Nordsee erneut fast so warm wie in 2022. „Die Temperaturen stiegen nur in 2014 noch deutlich höher – und das seit dem Beginn unserer Datenreihe in 1969“, betont Helge Heegewaldt, Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Im September war die Nordsee so warm wie nie zuvor. Auch Januar und Februar sowie Juni und Juli fielen sehr warm aus.

Die Temperaturen lagen in der Nordsee mit 11,1 Grad etwa 0,6 Grad über dem langjährigen Mittel. Das BSH beobachtete die größten Abweichungen in der südlichen Nordsee – vom Ärmelkanal bis vor die dänische Westküste. Im Jahr 2023 waren fast alle Monate wärmer als das langjährige Mittel, das sich auf den Zeitraum von 1991 bis 2020 bezieht. Insgesamt zeigen die Daten, dass sich die Nordsee im Durchschnitt um 0,27 Grad pro Jahrzehnt erwärmt.

Nordsee-Statistik BSH
 So haben sich die Jahresmitteltemperaturen in der Nordsee seit 1969 (oben) und in der Ostsee seit 1990 (unten) entwickelt. Jahre in Blau waren kühler und Jahre in Rot waren wärmer als das (gestrichelte) Langzeitmittel der Referenzperiode von 1991 bis 2020. Quelle: BSH

In der Ostsee betrug die Temperatur im vergangenen Jahr etwa 9,2 Grad – mehr als 0,7 Grad über dem langjährigen Mittel. So handelt es sich um das siebtwärmste Jahr seit dem Beginn der Datenreihe in 1990. Der September war mit mehr als zwei Grad über dem langjährigen Mittel außergewöhnlich warm. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen Satellitendaten, die sie mit Messungen von Stationen und Schiffen kombinieren. So analysieren sie wöchentlich die Temperaturen an der Oberfläche von Nordsee und Ostsee. Das ist die Grundlage für monatliche, saisonale und jährliche Langzeitvergleiche.


Umwelthilfe klagt gegen Einsatz von Chlor an Bord der „Höegh Esperanza“

Wilhelmshaven/Hooksiel (19. 12. 2023) – Trotz der jüngsten Entwarnung durch die Genehmigungsbehörde: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am heutigen Dienstag beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen den Einsatz von Bioziden beim Betrieb des LNG-Terminalschiffs „Höegh Esperanza“ vor Wilhelmshaven eingereicht. Die Umwelthilfe möchte damit einen Stopp der Chlor-Einleitungen erreichen. 

DUH: Gefahr für sensibles Ökosystem Wattenmeer

Die Betreiber der FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) verwenden Chlor, um die Rohrsysteme des Terminalschiffs zum Beispiel vom Befall mit Muscheln und Algen zu reinigen. In der Folge werden mit dem Abwasser Chlor-Biozide in die Jade geleitet. Die DUH kritisiert, dass dies das sensible Ökosystem der Jade und des Wattenmeers erheblich gefährde und fordert die unverzügliche Umrüstung des Terminalschiffs auf den aktuellen Stand der Technik ohne Chlor.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte erst vor wenigen Tagen eine Zwischenbilanz zum Gewässer-Monitoring an und um die „Höegh Esperanza“ veröffentlicht. Danach seien im ersten Jahr des Betriebes der FSRU keine über die genehmigen Mengen erhöhten Chlorwerte festgestellt worden. Die meisten Werte lagen unter der Nachweisgrenze. Gutachter hatten vor diesem Hintergrund einen Betrieb der vor der Hooksieler Hafeneinfahrt liegenden „Höegh Esperanza“ ausgeschlossen – trotz der Elektro-Chlorierung an Bord. 

Es gibt schonendere Alternativen

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller Kraenner der DUH wird Betreiber Uniper dennoch vor, die Nordsee zu verschmutzen, obwohl schonendere Alternativen für das so genannte Antifouling vorhanden seien. „Das Wattenmeer wird damit leichtfertig als Müllhalde missbraucht.“ Dass die Regasifizierung des flüssigen Erdgases auch ohne Chlorensatz funktioniere, beweise das zweite Terminalschiff „Excelsior“, das im Februar in der Jade festmachen soll. Hier soll das Rohrsystem mit Hilfe eines Ultraschall-Verfahrens geschützt werden – ohne Biozide. 

Die DUH habet mit anderen Umweltverbänden und Fischereibetrieben das Bundeswirtschaftsministerium, das Land sowie die Genehmigungsbehörden mehrfach darauf hingewiesen, dass der Betrieb des Terminalschiffs mit Biozid aus ihrer Sicht rechtlich nicht zulässig sei, zumal umweltfreundlichere Lösungen zur Verfügung stünden. Auch der Haushaltsausschuss des Bundestages habe das Bundeswirtschaftsministerium bereits im März 2023 aufgefordert, die Umrüstung der „Höegh Esperanza“ einzuleiten. 

„Uniper und die Zulassungsbehörde müssen endlich handeln, anstatt weiter die Hände in den Schoß zu legen. Mit unserer Klage werden wir den Schutz des Wattenmeers über den Rechtsweg jetzt durchsetzen“, ist Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH, zuversichtlich: „Leidtragende des Biozid-Einsatzes sind auch die Krabben- und Muschelfischer an der Jade. Diese drohen ihre Existenzgrundlage zu verlieren, wenn die Einleitung von Chlor-Biozid unmittelbar neben den Muschelkulturen ungebremst fortgesetzt wird.“

Energiewende braucht Akzeptanz der Bürger, Kultur und Erstliga-Handball

Wilhelmshaven/Hooksiel (27. 10. 2023) – Wilhelmshaven wird zur Energie- und Logistikdrehscheibe Deutschlands. Aber die für die Transformation der Energieerzeugung notwendigen Investitionen verändern das Leben und die Heimat von Menschen 

Pipeline, Bahntrasse, Umspannwerke direkt vor der Haustür – Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos) machte auf einer Informations-Veranstaltung des Energiekonzerns Uniper am Beispiel des Dorfes Sengwarden deutlich, dass es dringend erforderlich sei, die Akzeptanz der Bürger vor Ort zu gewinnen, wenn es keine Widerstände geben soll.

Uniper
Über die „Energy Transformation Hub Nordwest“ informieren in der Turbinenhalle im Uniper Kraftwerk in Wilhelmshaven von links: Wirtschaftsminister Olaf Lies, Uniper-Betriebsratsvorsitzender Harald Seegatz, Oberbürgermeister Carsten Feist und Uniper-Vorstand Holger Kreetz. Foto: Medienhaus/Uniper SE/ Eiben

Die Frage vor Ort „Und was haben wir davon?“ müsse schnell und sichtbar beantwortet werden. Feist sprach dabei für Wilhelmshaven, aber ausdrücklich auch für die Bürger der friesländischen Nachbarkommunen und Orte – wie etwa Hooksiel, obwohl er den direkt vor der Hafeneinfahrt des Sielortes liegenden LNG-Import-Terminal nicht direkt nannte.

Uniper plant etliche Großinvestitionen

Uniper rief – und Hunderte Vertreter von Politik, Wirtschaft und Verbänden kamen am Donnerstag in der ehemaligen Turbinenhalle des Kohlekraftwerks Wilhelmshaven, um sich über die Investitionspläne des unter staatlicher Obhut agierenden Konzerns zu informieren. Der Großraum Wilhelmshaven spielt nach den Worten von Holger Kreetz, im Uniper-Vorstand für das operative Geschäft verantwortlich, auf dem Weg zum CO2-freien Unternehmen und bei der Transformation der Energieversorgung eine Schlüsselrolle, nämlich als Drehkreuz für den Import und die Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff (H2).

Uniper plane aktuell Investitionen von 80 Millionen Euro. Eine Summe, die sich in den nächsten Jahren verzehn- oder verdreißigfachen könnte, so Kreetz. Auf dem Voslapper Groden wird bis 2025 ein 14 Hektar großer Solarpark installiert. Auf dem Kraftwerksgelände in Rüstersiel entsteht (laut Plan bis 2027) eine Großelektrolyse auf Basis von erneuerbaren Energien sowie ein Ausbildungszentrum für junge Techniker.

Lies: Deutschland braucht Import grüner Moleküle

Zudem ist Uniper im Auftrag des Bundes Betreiber des ersten (schwimmenden) Flüssigerdgas (LNG)-Importterminals in Wilhelmshaven. Mittelfristig soll hier ein stationäres Terminal entstehen. Da eine Industrienation wie Deutschland trotz intensiven Ausbaus von Wind- und Solarenergie nie ganz auf den Import von Energie „in Form von grünen Molekülen“ auskommen wird, so Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), plant Uniper zudem ein Ammoniak -Importterminal in der Jade. Das NH3 soll über einen Cracker in grünen Wasserstoff umgewandelt werden. Insgesamt will Uniper über Wilhelmshaven rund 20 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs decken.

Feist schimpft über Schnarchlappen in Berlin

Eher bescheiden nehmen sich dem gegenüber die Pläne für ein überbetriebliches Ausbildungszentrum im ehemaligen Kohlekraftwerk aus. Derzeit sind hier 23 Uniper-Azubis beschäftigt. Ausgebildet werden könnten aber 200 bis 300, dringend benötigte Energie-Fachkräfte. Feist bezeichnete es als „Skandal“, das die „Schnarchsäcke in Berlin“ auch nach zwei Jahren noch nicht über den Antrag zur Förderung dieses Projektes aus Mitteln des Kohleausstieg-Strukturfonds entschieden hätten. Dabei dränge die Zeit.

Ausbildungs- und Arbeitsplätze und Steuereinnahmen – das sind auch nach Ansicht von Wirtschaftsminister Lies die Gegenleistungen, die die Region Wilhelmshaven im Gegenzug für ihr Engagement für die Energiewende in Deutschland erwarten darf. „Die Menschen müssen Perspektiven haben“, sagte Lies. Für Wilhelmshaven bedeute das unter anderem ein verlässliches Kulturangebot und eine Handball-Mannschaft in der 1. Bundesliga.

Natur- und Artenschutz müssen zurückstehen

Die mit den Klimaschutzzielen erforderlichen Investitionen seien eine Chance für die Region. Dafür bedürfe es aber vor Ort der erforderlichen Fachkräfte. Auch müsse der Natur- und Artenschutz auf jenen Flächen zurückstehen, die für die wirtschaftliche Entwicklung unverzichtbar seien, sagte der ehemalige Umweltminister.

Lies forderte bei der Umsetzung der Energiewende mehr Tempo. Die bei der Genehmigung des ersten LNG-Terminals an den Tag gelegte Geschwindigkeit müsse auch für die Folgeprojekte beibehalten werden. Dennoch werde man nach seiner Überzeugung nicht um eine zusätzliche CO2-Abscheidung und CO2-Verpressung etwa unter der Nordsee herumkommen, wenn man die Klimaziele erreichen will. 

Mut zum Mut für Veränderungen machte in der Turbinenhalle (Feist: „Ich dachte erst, das könnte auch unsere neue Stadthalle sein“) der Human-Unternehmer Gunnar Barghorn in einem Vortrag.

Energiesparen: Unabhängige Experten beraten Hauseigentümer

Friesland/Hooksiel (13. 10. 2023) – Der Landkreis Friesland bietet zusammen mit der Verbraucherzentrale Niedersachsen und der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen individuelle Energiespar-Beratungen an. Dabei sollen Interessierte zum bei der Planung und Sanierung von Bauprojekten unabhängig unterstützt werden. 

Eine vorige Terminvereinbarung ist erforderlich und telefonisch möglich bei Friederike Mennicke, Sachbearbeiterin für Fördermittelakquise des Landkreises, unter Telefon 04461/919-2213. Die Beratungen in den Beratungsstützpunkten sind kostenfrei, für Beratungen am eigenen Haus wird ein Eigenanteil von 30 Euro fällig. Hilfreich ist es, aussagekräftige Unterlagen zum Haus oder der Wohnung mitzubringen.

Am 16. Oktober und 30. Oktober sowie am 15. November finden zwischen 8 Uhr und 13 Uhr Beratungen durch Energieexpertin Jasmin Eilers im Beratungsstützpunkt Jever in der Außenstelle des Landkreises in der Beethovenstraße 1 statt.

Für Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern gibt es auch die Möglichkeit, sich direkt am eigenen Haus beraten zu lassen. Eine Energieberaterin oder ein Energieberater zeigt auf, wo im Gebäude unnötig Energie verloren geht und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Auch der Einsatz erneuerbarer Energien gehört zum Beratungsinhalt. Das Beratungskontingent ist auf 40 Termine begrenzt. Durch eine Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beträgt der Eigenanteil an den Kosten lediglich 30 Euro. Anmeldungen sind möglich unter www.friesland.de/klimaschutz

Zum Hintergrund: In privaten Haushalten werden rund 84 Prozent des Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser benötigt. Besonders in Gebäuden ohne ausreichende Wärmedämmung geht viel kostbare Energie verloren: durch Fenster, Dächer und Außenwände. Hier setzt das Angebot „Gut beraten: Energiesparen!“ im Landkreis Friesland an.

Wangerland verbietet Feuerwerke und Böller am Nationalpark Wattenmeer

Hooksiel/Wangerland (10.10. 2023) – Die Gemeinde Wangerland will das Abbrennen von Feuerwerken, Raketen und Böllern an Silvester im Nahbereich des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer ordnungsrechtlich untersagen. Einen entsprechenden Antrag der GfW-Gruppe im Rat hat der nicht-öffentlich tagende Verwaltungsausschuss jetzt abgesegnet.

Deichleuchten am Nationalpark Wattenmeer
Licher und Leichen statt Raketen und Böller: Im Wangerland sollen Jahreswechsel in der Nähe des Nationalparks Wattenmeeres künftig umweltverträglich gefeiert werden Archiv-Foto: Christian Stankovic

Mit dem Beschluss folgt die Gemeinde dem Wunsch der Wangerland Touristik GmbH (WTG). Die WTG hatte zum Jahreswechsel 2022/2023 mit ihrer Veranstaltung „Wangerländer Deichleuchten“ für bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt. Dabei war das neue Jahr an den Wangerländer Deichen mit Lichtern, Leuchten und Fackeln begrüßt worden – mit der Bitte, im Gegenzug auf Feuerwerke, Böller und Raketen zu verzichten, die für viel Lärm und häufig auch für Müll sorgen. Dem Appell wurde aber nicht von jedermann Folge geleistet. 

Mit dem Beschluss des Verwaltungsausschusses werden Feuerwerke und Böller auf öffentlichen Flächen in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer jetzt verboten. Die Verbotszone umfasst das Deichvorland, die Deiche sowie eine mindestens 50 Meter breite Zone hinter dem Deich. Damit wird der Bitte der WTG jetzt ordnungsrechtlich Nachdruck verliehen.

„Nach unserer Auffassung steht das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer im Widerspruch zur Durchführung von Feuerwerkskörpern jeglicher Art und zu beliebiger Zeit“, hatte die Gruppe „Gemeinsam fürs Wangerland“ ihren Antrag begründet. Bei der WTG geht man davon aus, dass es sehr viele Urlauber gibt, die zur Jahreswende vor dem Silvesterlärm in den großen Städten flüchten. Gerade diese Gäste, aber auch Hundehalter, wüssten die Ruhe an den Deichen zu schätzen.

SDN: Industrialisierung der Nordsee gefährdet Weltnaturerbe-Status

Hooksiel/Varel (5. 10. 2023) – Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) warnt davor, den Status UNESCO Weltnaturerbe für den Nationalpark Wattenmeer leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Es sei zu befürchten, dass die Offshore-Zubauten wesentlich dazu beitragen, die südliche Nordsee auf See, und in der Folge auch das Wattenmeer, zu „Industriebrachen“ umzufunktionieren. „Dabei leben wir doch in einer Zeit voller Veränderungen, die uns zwingt, mit unseren Schutzgütern besonders sorgsam umzugehen“, mahnt Varels Bürgermeister und SDN-Vorsitzender Gerd-Christian Wagner. 

Die Schutzgemeinschaft verweist auf die 2009 erfolgte Aberkennung des Elbtales von Dresden als Welterbestätte. „Und jetzt ist aufgrund einer weitgehenden Planlosigkeit in Sachen Natur-Schutz auch noch unser Wattenmeer direkt davon bedroht.“ So müsse die jüngste UNESCO-Warnung zur Öl- und Gasförderung im Weltnaturerbe Wattenmeer als Weckruf verstanden und entsprechend ernst genommen werden. Aus Sicht der SDN ist der Welterbe-Status des Wattenmeers nicht mit einer dort oder in seiner unmittelbaren Nähe stattfindenden Rohstoffgewinnung und einem unübersehbar großen Bau- sowie Wartungsbedarf von Infrastruktur für erneuerbare Energien vereinbar.

„Wir müssen uns für einen verstärkten Schutz zur Bewahrung des natürlichen Wattenmeers einsetzen,“ betont Kapitän Ulrich Birstein, zweiter SDN-Vorsitzender, mit Blick auf die steigende Zahl von Offshore-Windparks. Der auf See produzierte Strom müsse ja an Land gebracht werden – und das ginge dann immer durchs Wattenmeer.

„In ersten Fachgesprächen hieß es, dass mit mindestens 32 Kabelverlegungen nebst Kontrollen, Wartung, Reparatur und wieder Abbau zu rechnen wäre, wenn das aktuelle Ausbauziel allein für die deutsche Küste eingehalten werden sollte,“ so Birstein. „Hinzu kommen dann noch Ergas-Förderinteressen, LNG-Anlandungen, militärische Übungen, CO2-Transport und Einlagerung, Öl-Förderung wie -Explorationen und zu allem Überfluss auch noch zunehmende Gefahren für Schiffshavarien, da die Schifffahrtswege auf See immer weiter eingeengt werden.“

Ganz ohne Offshore-Windkraft werde es angesichts der Energiekrise nicht gehen, räumt Birstein ein. „Allerdings stellt sich dabei die Frage nach Sinn und Unsinn von Menge und Größe der Vorhaben – und ganz besonders nach deren Auswirkungen auf den Lebensraum Wattenmeer und seine Bewohner. 

Neue App hilft Naturkiekern beim Bestimmen von Pflanzen und Tieren

Naturkieker
Die Projektpartner des Projektes „Naturkieker“: (von links) Stellvertretender Landrat Fred Gburreck, Andreas Folkers (Projekt “Schlosspark Jever), Dr. Antje Sander (Schlossmuseum Jever), Franziska Spille-Scholl (Barthel-Stiftung), Annette Groth (Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems), Projektleiterin Petra Walentowitz, Peter Südbeck, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Dr. Michael Brandt und Dr. Uwe Meiners (beide Oldenburgische Landschaft). Foto: Naturkieker 

Friesland/Hooksiel (20. 9. 2023) – Die Natur zu beobachten, ist das eine. Antworten auf Fragen zu bekommen, die sich dabei stellen, das andere. Helfen kann dabei eine neue Software des Projektes „Naturkieker“ der Oldenburgischen Landschaft, die die Projektpartner jetzt vorgestellt haben.

„Wann kamen die Schwalben in diesem Jahr?“, „Wie hieß der Käfer, den wir vor kurzem beobachtet haben?“, „Wo blühte noch die Kuckuckslicht-Nelke, die wir kürzlich gesehen haben?“ – Die Idee von Naturkieker-Portal und -App ist es, Natur-Interessierte im Landkreis Friesland dazu einzuladen, Beobachtungen in der Natur zu dokumentieren. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Pflanze, einen Vogel, eine Kellerassel, einen Schmetterling, eine Muschel, ein Seepferdchen oder eine weitere Tierart handelt. 

Unabhängig vom Wissensstand können die App-Nutzer ihre Beobachtungen schnell und unkompliziert eingeben, wahlweise mit oder ohne Fotos andere ergänzende Infos. Ausführlichere Informationen können für Experten von Bedeutung sein. Bei Unklarheiten oder Bestimmungsfragen gibt die App Hinweise auf Bestimmungsapps, die dabei unterstützen, den Namen der Pflanze oder des Tieres herauszufinden. Die eingegebenen Beobachtungen sind anschließend im Naturkieker-Portal abrufbar. 

„Portal und App stehen allen Bürgern im Landkreis Friesland zur Verfügung. Es ist geplant, die Software sukzessive auf den weiteren Raum der Oldenburgischen Landschaft auszudehnen“, erläutert Prof. Dr. Uwe Meiners vom Projektträger Oldenburgische Landschaft. Die Entwicklung der Software dauerte zwei Jahre und erfolgte in Zusammenarbeit mit der IT-Firma IP- Syscon, Hannover, finanziert hat sie die Barthel-Stiftung, Varel. 

„Die eingegebenen Daten der ,Naturkieker‘ werden nicht veröffentlicht und sind nur für den einzelnen Beobachter einsehbar. Die gesamte Datensammlung steht dem Projekt jedoch anonymisiert zur Verfügung“, sagt Petra Walentowitz, Initiatorin und Leiterin des Projektes. So könnten gezielt Projekte und Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität angeregt, umgesetzt und dokumentiert werden. 

Das Ziel des Projektes „Naturkieker“ ist es, gemeinsam in einem Verbund von Netzwerkpartnern und Naturfreunden die heimischen Pflanzen- und Tierarten zu beobachten, kennenzulernen, zu erhalten und zu fördern. „Der Naturkieker passt deshalb wunderbar zu den Aktivitäten im Rahmen der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer. Er ist ein ideales Instrument, um breite Kreise der Bevölkerung für den Erhalt unserer Artenvielfalt zu sensibilisieren“, fasst Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmer, zusammen. 

Die App ist in den App-Stores kostenfrei downloadbar. Weitere Informationen zur Software auf der Naturkieker-Homepage unter www.naturkieker.de 

Klimakrise bedroht den fairen Handel

Hooksiel (18. 9. 2023) – Die Klimakrise steht im Fokus der Veranstaltungsreihe „Faire Woche 2023“. Anke Müller und Angelika Kirschner von der Steuerungsgruppe der Fair-Trade-Gemeinde Wangerland haben dazu mit Unterstützung von Britta Ulfers das derzeit leer stehende Schaufenster der ehemaligen Ulfers-Bäckerei-Filiale im Hooksieler Ortskern zu einem „Schlaufenster“ umgestaltet. 

Fair-Trade-Ausstellung
Ein leeres Schaufenster gut genutzt: In der ehemaligen Bäckerei-Filiale im Hooksieler Ortskern finden sich jetzt Informationen zum fairen Handel. Foto: privat

In der Ausstellung des Ökumenischen Zentrums Oldenburg wird am Beispiel Ernährung aufgezeigt, welche Auswirkungen das Handeln in Wohlstandsländern auf Lebensmittelproduzenten im globalen Süden der Welt hat. In dem Schaufenster finden sich bis Ende Oktober Informationen und Tipps zu den Themenfeldern Lebensmittelverschwendung, Regional und Saisonal, sowie Fairer Handel. 

Die „Faire Woche 2023“ läuft offiziell bis zum 29. September. Ihr Kernthema: Die Verschärfung der globalen Ungleichheiten durch die Klimakrise. Arme Menschen sind davon häufig stärker betroffen als reiche, viele Länder des Südens stärker als die des Nordens. Jenes Nordens, der durch sein Handeln in den vergangenen 250 Jahren die Klimakreis maßgeblich verursacht hat. 

Von den Folgen der Klimakrise sind auch Partner des Fairen Handels betroffen, vor allem in der Landwirtschaft. Ein Beispiel: Verspätete Regenzeiten lassen Feldfrüchte verdorren, zu frühe Regenfälle vernichten Blüten an Bäumen und Sträuchern.