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Beiträge veröffentlicht in “Umwelt”

Forscher: Krabbenfischer verändern Artengemeinschaft im Wattenmeer kaum

Hooksiel/Bremerhaven (3. 5. 2023) – Welche ökologischen Auswirkungen hat die Krabbenfischerei? Eine brisante Frage, auf die das Thünen-Institut für Seefischerei (Bremerhaven) eine Antwort gegeben hat.

Das Institut hat jetzt die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Cranimpact“ vorgestellt. Institutsleiter Dr. Gerd Kraus überreichte den Abschlussbericht an Fischereiministerin Miriam Staudte (Niedersachsen) und Fischereiminister Werner Schwarz (Schleswig-Holstein). Beide Länder haben das Projekt mit rund 1,4 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und Landesmitteln unterstützt.

Krabbenkutter
Die Krabbenfischerei hat laut einer aktuellen Studie des Thünen-Institut aufs Ökosystem Wattenmeer nur einen verhältnismäßig geringen Einfluss. Foto: Thünen-Institut/Michael Welling

Im Rahmen des Forschungs-Vorhabens wurden über vier Jahre die Auswirkungen der Garnelenfischerei auf die vorherrschenden Lebensraumtypen in den Wattenmeer-Nationalparks erforscht. Dabei wurden sowohl die kurzfristigen Auswirkungen als auch die chronischen Veränderungen durch anhaltenden Fischereidruck untersucht. 

An Brisanz gewann die Studie durch den jüngsten Vorstoß der EU-Kommission, die angeregt hat, das Fischen mit Grundschleppnetzen in Schutzgebieten zu untersagten. Fischer, Fischereiverbände und Vertreter der Küstenregion laufen seit Wochen gegen diese Pläne Sturm, da sie das Aus für die traditionelle Küstenfischerei und die deutschen Krabbenfangflotte befürchten.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Projekts gehört, dass die Krabbenfischerei im hochdynamischen, von starken natürlichen Schwankungen beeinflussten Wattenmeer einen durchaus messbaren, aber im Vergleich zu anderen Faktoren, wie der Zusammensetzung des Sediments, geringeren Einfluss auf die Artgemeinschaften des Meeresbodens ausübt. Dies gilt zumindest für die vorherrschenden durch Fein- und Mittelsande geprägten Lebensräume, die über 90 Prozent der tieferen Bereiche des Wattenmeers ausmachen. 

Für die Arten, für die ein Fischereieinfluss im Experiment nachgewiesen werden konnte, wurden kurze Erholungszeiten von maximal 20 Tagen errechnet. Unterschiede zwischen einem Gebiet im dänischen Wattenmeer, für das seit über 40 Jahren ein Fischereiverbot gilt, und verschieden stark befischten Bereichen im deutschen Wattenmeer ließen sich zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären.

Politiker setzten auf Versachlichung der Debatte

„Forschungsprojekten wie Cranimpact kommt eine herausragende Bedeutung für eine wissenschaftsbasierte Bewertung der Umweltwirkungen der Fischerei zu“, sagte Ministerin Staudte. „Die Projektergebnisse können nun eine wichtige Grundlage für die weiteren Gespräche mit der EU-Kommission zur Zukunft der grundberührenden Fischerei sein. Wir sehen zudem noch weiteren Forschungsbedarf in Bezug auf besonders schützenswerte Gebiete im Wattenmeer, die die Studie nicht beleuchtet hat.“

Minister Schwarz: „Ich bin mir sicher, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt dazu beitragen werden, die von Nutzer- und Schützerseite häufig sehr emotional geführte Diskussion um die Auswirkungen der Krabbenfischerei ein Stück weit zu versachlichen. Dies wird auch den politischen Entscheidungsträgern enorm helfen, für einen fairen Interessenausgleich zwischen Schutzerfordernissen auf der einen und Nutzungsinteressen auf der anderen Seite zu sorgen.“

Umwelthilfe legt neues Rechtsgutachten vor

Entwarnung also für die Krabbenfischer? Noch nicht. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Ocean Vision Legal verweisen mit Blick aif die Ostsee auf ein neues Rechtsgutachten, das aufzeige, dass die Verwendung von Grundschleppnetzen in Natura 2000-Meeresschutzgebieten des deutschen Küstenmeeres ohne eine positive Verträglichkeitsprüfung anhand der Erhaltungsziele rechtswidrig sei. „Die jahrzehntelange Überfischung und die Verwendung zerstörerischer Fangmethoden wie der Grundschleppnetzfischerei, die hohe Mengen an Beifängen von Dorsch verursacht hat, sind Gründe für die derzeitige Notlage der Dorschpopulationen in der Ostsee.“ Trotz des Verbots der direkten Fischerei erhole sich der Dorsch-Bestand in der Ostsee nicht. 

„Das Rechtsgutachten unterstreicht, dass Grundschleppnetze in Meeresschutzgebieten nichts verloren haben und europäischem sowie nationalem Recht widersprechen“, sagte Katja Hockun, Meeresschutz-Expertin der DUH. „Daher müssen die Grundschleppnetzfischerei aus Meeresschutzgebieten verbannt, die Fischerei umweltschonend transformiert und nur noch umweltverträgliche Fanggeräten eingesetzt werden.“ 

Möller: An den Deichen muss der Schutz der Schafe Vorrang haben

Wangerland/Hooksiel (26. 4. 2023) – Die SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf, den im Koalitionsvertrag vereinbarten „Dialog Weidetierhaltung und Wolf“ endlich ins Leben zu rufen. Einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion, den Wolf in den Katalog der jagdbaren Arten aufzunehmen, lehnt die SPD-Fraktion hingegen ab. 

Aber, so Möller: „Im Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP haben wir uns eindeutig dafür ausgesprochen, das Zusammenleben von Menschen, Weidetieren und Wolf so zu gestalten, dass möglichst wenige Konflikte auftreten. Hier sehen wir insbesondere für die Weidetierhaltung akuten Handlungsbedarf.“ 

Man nehme die Sorgen der Weidetierhalter sehr ernst. Ihnen müsse eine wirtschaftliche Zukunft ermöglicht werden. „Dies kann nur mit noch effektivem Herdenschutz funktionieren“, so die Abgeordnete (Foto). „Insbesondere bei der Deichschäferei und in dicht besiedeltem oder touristischem Gebiet muss der Schutz von Menschen und Weidetieren Vorrang haben.“


Ein effektiver Herdenschutz sei laut Möller nur mit einer gemeinsamen Strategie von Bund und Ländern möglich. Die Verantwortlichen in den Bundesministerien müssten für jedes Bundesland europarechtskonform ein regional differenziertes Wolfsbestands-Management ermöglichen, fordert Möller. Hier müssen Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium aktiv werden.

Vor allem in Niedersachsen kommt es immer wieder zu so genannten Wolfsrissen. Stark betroffen ist insbesondere die Gemeinde Friedeburg. Zuletzt hatte hier ein Wolf im März 18 Schafe auf einer Wiese getötet. Menschen gehörten bislang noch nicht zu den Opfern.

Härtefallhilfe für Betreiber von Ölheizungen

Friesland/Hannover (26. 4. 2023) – Die Energiekosten sind rasant gestiegen. Jetzt können auch Privathaushalte, die mit Öl und nicht-leitungsgebundenen Energieträgern heizen, rückwirkend für 2022 „Härtefallhilfen“ beantragen. Darauf weist das Wirtschaftsministerium hin. So sollen Haushalte von besonders starken Preissteigerungen bei Heizöl, Flüssiggas, Holzpellets, Holzhackschnitzeln, Holzbriketts, Scheitholz und Kohle beziehungsweise Koks entlastet werden. 

Die Hilfe kann über ein Online-Portal beantragt werden, das in Niedersachsen am Donnerstag, 4. Mai freigeschaltet wird. Niedersachen nutzt das zentrale Antragsportal der „Kasse.Hamburg“, die auch die Bearbeitung der Anträge übernimmt.

Die Härtefallhilfe ist für Haushalte vorgesehen, die vom 1. Januar bis 1. Dezember 2022 mindestens eine Verdoppelung ihrer Energiekosten hinnehmen mussten. Erstattet werden 80 Prozent der Mehrkosten über diesem verdoppelten Betrag gegenüber dem bundesweiten Referenzpreis des jeweiligen Energieträgers. Über einen Online-Rechner kann ermittelt werden, ob eine Antragstellung in Frage kommt, und zwar unter:

https://serviceportal.hamburg.de/HamburgGateway/Service/Entry?id=HEIZKOSTEN

Dieser Rechner dient nur zur Information, die Prüfung findet erst nach Antragstellung statt. Unter diesem Link ist ab 4. Mai dann die Antragstellung möglich.

Zuschuss von bis zu 2000 Euro möglich

Betroffene können Rechnungen aus dem vergangenen Jahr einreichen und so einen Zuschuss von maximal 2000 Euro pro Haushalt erhalten. Voraussetzung ist ein Erstattungsbetrag von mindestens 100 Euro. Entscheidend sind dabei die individuellen Beschaffungskosten im Vergleich zum Durchschnittswert des Jahres 2021, dem so genannten Referenzpreis. Die Referenzpreise wurden gemeinsam von Bund und Ländern ermittelt.

Die Referenzpreise für die einzelnen Energieträger lauten: Heizöl: 71 Cent/Liter (inkl. Umsatzsteuer), Flüssiggas: 57 ct/l, Holzpellets: 24 ct/kg, Holzhackschnitzel: 11 ct/kg, Holzbriketts: 28 ct/kg, Scheitholz: 85 Euro/Raummeter und für Kohle/Koks: 36 ct/kg.Maßgeblich dafür, ob die Kosten im Entlastungszeitraum angefallen sind, ist das Lieferdatum. 

Entlastet werden können Eigentümer von Heizungsanlagen („Feuerstättenbetreiber“), aber auch Mieter. Eigentümer können dabei als Direktantragstellende selber die Hilfen beantragen. Wenn die Feuerstätte zentral durch einen Vermieter oder eine Wohnungseigentumsgemeinschaft (WEG) betrieben wird, sind Vermieter beziehungsweise die WEG antragsberechtigt. Dabei muss der Vermieter erklären, dass er die erhaltene Förderung an seine Mieter weiterleitet. Die Mieter müssen nicht selber tätig werden.

Menschen, die sich im Umgang mit Computern nicht sicher fühlen, können auch einen Antrag auf Papier einreichen. Bei Bedarf bieten die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege (AWO, Caritas, DRK, Diakonie, Landesverband der jüdischen Gemeinden, Paritätischer Wohlfahrtsverband) Unterstützung an. 

Beispiel-Rechnungen zu Entlastungen

In einem Beispiel rechnet das Wirtschaftsministerium eine mögliche Entlastung vor: Ein Haushalt bezog im vergangenen Jahr 3000 Liter Heizöl. Er musste dafür einen Preis von 1,60 Euro/Liter zahlen. Die Kosten haben sich gegenüber 2021 mehr als verdoppelt (Referenzpreis: 0,71 Euro/l). Für den Haushalt ergibt sich eine Förderhöhe 432 Euro. Der Weg dahin: Vom Rechnungsbetrag 2022 (4800 Euro) wird der doppelte Rechnungsbetrag für 2021 (2 x 2130 Euro = 4260 Euro) abgezogen. Von dem Ergebnis (540 Euro) deckt die Härtefallhilfe 80 Prozent ab, also 432 Euro.

Ein weiteres Beispiel: Ein Haushalt heizte mit Holzpellets und benötigte hiervon 4000 Kilogram. Im Jahr 2022 musste er dafür 0,70 Euro/kg zahlen. Für den Haushalt ergibt sich eine Förderhöhe von 0,8 x ((4.000 x 0,7) – 2 x (4.000 x 0,24)) = 704 Euro.

Informationen zu Energie-Projekten

Hooksiel/Horumersiel (21. 4. 2023) – Das Speicherunternehmen Storage Etzel lädt alle Interessierten im Raum Jever/Wittmund/Wangerland zum Bürgerdialog „Zukunftsprojekt Kavernenfeld Jever-Berdum“ ein. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 26. April, ab 19 Uhr, in Horumersiel im Kursaal im Haus des Gastes statt.

Einlass ist ab 18.30 Uhr. Vor Ort stehen nach einer einleitenden Projektvorstellung durch die Geschäftsführung der Storag Etzel GmbH auch Mitarbeiter an unterschiedlichen Themeninseln für Fragen zur Verfügung. Wie berichtet plant das Unternehmen auch im Gebiet der Gemeinde Wangerland, unterirdische Lagerstätten für Wasserstoff zu schaffen.

Fragen zum „Zukunftsprojekt Kavernenfeld Jever-Berdum“ können auch bereits im Vorfeld per E-Mail an infozentrum@storagetzel.de oder per Kontaktformular auf www.storagetzel.de gestellt werden.

Auch der Energiekonzern TES lädt die Bürger aus Hooksiel und Umgebung zu einer Informationsveranstaltung ein. Am Donnerstag, 27. April, wird das Unternehmen ab 19 Uhr im Gästehaus in Hooksiel sein Projekt „Green Energy Hub“ auf dem Voslapper Groden vorstellen. Dort soll unter anderem LNG und später Wasserstoff importiert und weiterverarbeitet werden.

Wegen der begrenzten Anzahl von Plätze ist eine Anmeldung erforderlich.

Storage Etzel GmbH plant Feld mit Wasserstoff-Kavernen im Wangerland

Wangerland/Friedeburg (13. 3. 2023) – Das Bergbauunternehmen Storage Etzel plant den Bau von weiteren Kavernen. Ein künftiges Kavernenfeld, in dem Wasserstoff eingelagert werden könnte, soll im Salzstock im Raum Jever, Wittmund und Wangerland entstehen.

„Aus Unternehmenssicht ist dies ein vorausschauender Schritt über das bestehende Ausbaupotenzial am Standort Etzel hinaus, die Energiewende mit weiteren großvolumigen Kavernenspeichern in der Zukunft zu unterstützen“, so Boris Richter, kaufmännischer Geschäftsführer Storage Etzel GmbH. Das Unternehmen hat Ende 2022 einen bergrechtlichen Bewilligungsantrag zur Sicherung der freien Bodenschätze „Kali- und Steinsalze“ für den Salzstock „Jever-Berdum“ beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als zuständige niedersächsische Bergbehörde eingereicht.

Öffentliche Info-Veranstaltung in Horumersiel

Vertreter der betroffenen Kommunen wurden nach Angaben von Storage Etzel am Mittwoch im Rahmen einer nicht-öffentlichen Informationsveranstaltung in Wittmund informiert. Eine öffentliche Präsentation der Pläne ist für Mittwoch, 26. April, ab 19 Uhr im Haus des Gastes in Horumersiel geplant.

In dem neuen Kavernenfeld nördlich von Jever und Wiefels soll aus erneuerbaren Energien gewonnener „grüner“ Wasserstoff gespeichert werden. Der Bewilligungsantrag ist der erste bergrechtliche Schritt bei der Standortsuche. Die Bewilligung gemäß Bundesberggesetzes (BbergG) wäre die Grundlage für weitere detaillierte Bohrungen und Erkundungen.

„Die eigentliche Lage des Salzstockes ist bereits bekannt“, so Storage Etzel. „Eine Bewilligung ist keine Genehmigung zum Betrieb eines Kavernenfeldes, sondern bezieht sich nur auf das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung von Salzen.“ Das Gesetz verlange außerdem von Storag Etzel, ein Arbeitsprogramm vorzulegen und erste Überlegungen zur Entwicklung eines weiteren Kavernenfeldes mit Anbindung zur Kavernenanlage Etzel zur zukünftigen Speicherung von grünem Wasserstoff beizufügen.

Bürgermeister und Landräte längst informiert

Wie das Unternehmen mitteilt, habe man seine Überlegungen bereits in den vergangenen Monaten den Bürgermeistern der zu beteiligenden Kommunen, den Landräten der Landkreise Friesland und Wittmund und dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium mitgeteilt. In mehreren Treffen sei mit allen Beteiligten eine exemplarische Konstruktion eines möglichen Bergwerksfeldes ausgearbeitet worden. „Dieses wird voraussichtlich nur einen vergleichsweisen geringen Eingriff in die Landschaft mit sich bringen.“

Ob das Vorhaben tatsächlich wirtschaftlich ist und realisiert werden wird, hängt jedoch maßgeblich vom zukünftigen Speicherbedarf für erneuerbare Energien in Deutschland ab. Erdgas habe pro Kubikmeter den vierfachen Energiegehalt von Wasserstoff. Folglich sei zur Einspeicherung derselben Energiemenge auf Basis von Wasserstoff viermal so viel Speichervolumen notwendig wie bei der Speicherung von Erdgas, erläutert Storage Etzel.

Bedarf für 168 neue Speicher-Kavernen

Langzeitszenarien der Bundesregierung für den zukünftigen Energiebedarf und -verbrauch bis 2045 gehen davon aus, dass Speicher für 42 Terrawattstunden (TWh) Wasserstoff fehlen. Erschwerend hinzu komme, dass aufgrund physikalischer und geologischer Gründe ein großer Teil der momentan verfügbaren Speicherkapazitäten künftig für Wasserstoff nich zur Verfügung stünden. 

„Der Speicherbedarf für 42 TWh Wasserstoff entspricht aufgrund dessen geringeren Energiegehaltes im Vergleich zu Erdgas mindestens dem Bedarf von 168 Kavernen mit der Etzeler Standardgröße von bis zu 800 000 Kubikmeter geometrischem Volumen“, hat Storage Etzel berechnet. Zusätzlich werde während des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft auch noch über Jahre hinweg im Rahmen der Versorgungssicherheit parallel Erdgas in den vorhandenen Kavernen gespeichert werden müssen. Somit stehen diese der Wasserstoffspeicherung zunächst nicht zur Verfügung. „Der Bau neuer Kavernen zur Speicherung von grünem Wasserstoff ist also unabdingbar.“

1973 sind in Etzel (Gemeinde Friedeburg) die ersten Erdölkavernen entwickelt worden und im Anschluss in Betrieb gegangen. Rund 20 Jahre später begann die Speicherung von Erdgas in Kavernen zu speichern. Zuletzt wurde das Kavernenfeld von Storage Etzel in den Jahren 2006 bis 2012 erweitert. Aktuell prüfe man die Wasserstoff-Speicherung in Kavernen Projektnahme H2CAST Etzel. 

Rechtsbeistand für geschützte Vögel

Hooksiel/Wilhelmshaven (6. 4. 2023) – Wer sich in der freien Natur bewegt, hat mitbekommen: Einige Vogelarten haben schon vor Wochen die Brutsaison eingeläutet. Von der Nistplatzsuche bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Nachwuchs flügge wird, ist das ein aufreibendes Geschäft. Neben der Witterung, dem Nahrungsangebot und natürlichen Feinden sind auch Störungen durch menschliche Aktivitäten ein wesentlicher Faktor, der den Bruterfolg beeinflussen kann. 

Brutzeit Foto: S. Keller
Brutzeit ist im Nationalpark Wattenmeer eine ganz besondere Schutzzeit. Foto: S. Keller

Deshalb bekommen die Wildvögel „Rechtsbeistand“ durch Gesetze und Verordnungen des Bundes und der Bundesländer. So gilt in ganz Niedersachsen vom 1. April bis zum 15. Juli beim Hundespaziergang in der freien Landschaft eine Anleinpflicht, im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sogar ganzjährig. 

Das Wattenmeer ist nicht nur ein wichtiges Brutgebiet, sondern ganzjährig Rastplatz, Winterquartier und Mausergebiet für über 300 geschützte Vogelarten. Auch junge oder verletzte Robben, die am Strand liegen, müssen vor neugierigen Hunden geschützt werden. Dies ist auch im Sinne der Vierbeiner, denn durch Kontakt oder auch durch Bisse wehrhafter Robben können Krankheitserreger übertragen werden, von Bakterien bis hin zur Vogelgrippe, die auch in Meeressäugern nachgewiesen wurde.

Hunde setzen Vögel unter Stress

„Natürlich müssen sich Hunde irgendwo austoben können, aber nicht gerade dort, wo es um das Leben bedrohter und streng geschützter Wildtiere geht“, sagt Naturschützer Michael Kruse. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Hund tatsächlich den Vögeln hinterherjagt oder sie gar fängt bzw. tötet, oder ob er nur schnuppernd umherläuft. Schon die Anwesenheit des potenziell für sie gefährlichen Vierbeiners setzt die Vögel unter Stress. Im Zweifelsfall verlassen sie das Gelege oder die Küken, unterbrechen das Hudern und Füttern, und bis die Eltern zurückkehren, haben Fressfeinde leichtes Spiel. 

Auch für Rastvögel, die im Wattenmeer ungestört Energie tanken müssen, ist jede Störung, jedes Aufscheuchen eine Belastung. „Im Leben eines Zugvogels entscheidet jeder einzelne Tag darüber, ob er vital genug ist, seine langen Reisen zu schaffen und erfolgreich zu brüten“, erklärt Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.

Video über das Zusammenleben im Watt

Höchst anschaulich wird das Miteinander in den „tierischen“ Videos über respektvolles Verhalten im Wattenmeer, die unlängst die Wattenmeer-Nationalparks der drei Küstenländer zusammen mit dem WWF und dem Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariat veröffentlicht haben.

Alle Videos der Kampagne sind auf den Online-Kanälen der beteiligten Institutionen sowie auf dieser Website zu finden:www.waddensea-worldheritage.org/de/benimm-dich

Krabbenfischer in Not: Auch weil man Garnelen eben nicht angeln kann

Krabbenfischer Nils Schröder
Nils Schröder ist einer der letzten Hooksieler Krabbenfischer. In dieser Woche hat für ihn die Fangsaison gegonnen. Wie viele noch folgen werden, ist ungewiss. Foto: hol

Von Gerd Abeldt

Hooksiel (6. 3. 2023) – Fischerei und Hooksiel. Das gehört zusammen. Weil die exponierte Lage des Sielhafens am Jadebusen gute wirtschaftliche Voraussetzungen für Fischfangbetriebe bietet – aber auch, weil aus touristischer Sicht ein Nordseehafen ohne Fischkutter kein richtiger Hafen ist. 

Nils Schröder, Eigner und Kapitän des Krabbenkutters „Trotz“, ist dennoch skeptisch. 2015 ist der 35-jährige Fischwirt mit seiner Familie, einer Frau und zwei Kindern, von Varel nach Hooksiel gekommen, um sich hier – aufgrund der besseren Standortbedingungen – als Krabbenfischer selbstständig zu machen. Die Entscheidung habe er bis heute nicht bereut, sagt Schröder im Gespräch mit „Hooksiel-life“. „Aber ich glaube nicht, dass ich mit meinem Betrieb das Rentenalter erreichen werde.“ 

Fischer in vierter Generation

Schröder ist in vierter Generation Fischer. Er liebt seinen Beruf. „Ohne Leidenschaft kann man das gar nicht machen.“ Fischer ist ein anstrengender Beruf. In der Krabbenfang-Saison von März bis Dezember geht es täglich auf See, immer auf der Suche nach den besten Fanggründen. Wo sich die Garnelen gerade aufhalten und am besten fangen lassen, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Von der Jahreszeit, vom Wetter, von der Strömung, von der Sicht im Wasser und, und, und. 

„Meist fahren wir eine Stunde vor Hochwasser los“, schildert Schröder seinen Arbeitsalltag. Zur Crew an Bord gehören neben dem Kapitän ein weiterer Fischer und ein Auszubildender. Der Fangerfolg hängt in hohem Maß von der Erfahrung der Fischer ab. „Wir haben drei bis vier feste Plätze“, schildert Schröder. „Aber eine Garantie für volle Netze gibt es nicht.“ So hat eine Fangwoche schon mal bis zu 72 Stunden. Manchmal bleibt der Kutter 24 Stunden am Stück auf der Jade. Eine Faustregel: Krabben lassen sich am besten in trübem Wasser fangen. Bei klarer Sicht nämlich, so Schröder, sehen die Tiere die Netze kommen.

Krabbenfang mit einem Öko-Zertifikat

Die an Auslegern befestigten Fangnetze werden rechts und links vom Schiffsrumpf ins Wasser gelassen und von der mit einem 300-PS-Motor ausgestatteten „Trotz“ auf Rollen über den Meeresgrund gezogen. Der Fang wird an Bord gereinigt, sortiert und noch auf See gekocht. Beifang gibt es nach den Worten von Schröder so gut wie keinen. „Durch ein Netz-in-Netz-System werden Fische schon unter Wasser aus dem Fangnetz ausgeschleust.“ Beleg für nachhaltige Fischerei und Grundlage für das MSC-Zertifikat (Marine Stewartship Council), das für eine ökologisch verträgliche Fischerei steht.

Dabei kommt es entscheidend auf die Maschengrößen der Netze an. Das Fangnetz für die Krabben (biologisch korrekt wäre „Nordsee-Garnelen“) hat eine Maschenweite von 14 Millimetern, damit zu kleine Tiere sich darin gar nicht erst verfangen. Die Maschenweite des zweiten Netzes, mit dem Fische ausgeschleust werden, ist deutlich größer. 

Fischer fürchten Todesstoß aus Brüssel

Schröder glaubt nicht, dass die von den Krabbenfischern seit vielen Jahrzehnten im Wattenmeer und im Flachwasser der Nordsee praktizierte Fangmethode den Meeresboden schädigt. Sicher ist er sich aber, dass es der Todesstoß für die 54 Küstenfischer-Betriebe in Niedersachsen wäre, wenn der Vorstoß der EU-Kommission Erfolg haben sollte, das Fischen mit Grundschleppnetzen ab 2030 in allen Schutzgebieten verbieten. Erste Einschränkungen im Nationalpark Wattenmeer wären nach dem Vorschlag aus Brüssel schon 2024 spürbar. 

Die Fanggebiete von Schröder liegen ausnahmslos in Schutzgebieten, sei es im Nationalpark Wattenmeer oder in EU-Natura-2000 Gebieten. Eine Verlagerung der Fischerei in die offene Nordsee ist mit den kleinen, schwach motorisierten deutschen Krabbenkuttern nicht möglich. „Und mit einen Netz oder der Angel kannst du halt keine Krabben fangen“, sagt Schröder.

Zusammen mit nahezu allen anderen niedersächsischen Krabbenfischern hat Schröder vor eine Tagen am Rande der Agrarministerkonferenz in Büsum gegen die EU-Pläne protestiert. Durchaus mit Erfolg, wie es scheint. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) und alle norddeutschen Landesfischereiminister haben sich für den Erhalt der deutschen Krabbenfischerei ausgesprochen. Ein Grund zur Entwarnung ist das für Schröder nicht. „Gut, ein Pauschalverbot für die Grundnetzfischerei wird in 2024 nicht kommen. Aber was heißt das für 2025, 2026 …?“

Bürokratie hat die Fischer am Haken

Nicht nur die EU habe die Fischer im Visier, klagt der Hooksieler Fischer. Unnötige Bürokratie erschwere in Deutschland den Arbeitsalltag erheblich. Als Beispiel nennt Schröder das „Fischereilogbuch“. Dabei handelt es sich um einen auf jedem Kutter fest installierten Computer, über den die Fischer ihre Fangmengen an der Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Hamburg melden müssen – und zwar spätestens 24 Stunden nach dem Festmachen des Kutters im Hafen. Zwingend. Obwohl es für die Krabbenfischerei keine Fangquoten gibt.

„Da ist man zwölf Stunden an Bord, übergibt im Hafen den Fang an den Großhändler, der einem nach Größen-Sortierung und Wiegen der Krabben einige Stunden später die genaue Fangmenge mitteilt, die in den Handel oder zum Pulen nach Marokko geht“, gibt Schröder Einblick in die Praxis. „Dann bin ich gerade mal zu Hause bei meiner Familie und dann wieder los an Bord, um die Meldung ans BEL abzusetzen.Warum gibt es dafür nicht längst eine App auf dem Handy?“

Warum Schröder von der Politik enttäuscht ist

Sorgen bereitet dem Hooksieler die zunehmende Industrialisierung der Jade. Niemand könne derzeit genau sagen, welche Folgen der Betrieb des LNG-Verarbeitungsschiffes „Höegh Esperanza“ und die erlaubte Einleitung von mit Bioziden versetztem Abwasser des Schiffes auf das Ökosystem Wattenmeer haben. Er werde nicht gegen die Anlage klagen. „Das bringt ja doch nichts“, so Schröder. Geärgert habe ihn aber die schlechte Kommunikation. Noch im Oktober habe Olaf Lies, als Umweltminister, in Wilhelmshaven den direkt betroffenen Fischern Gespräche zugesagt. „Und passiert ist dann gar nichts.“ 

Die Fangmengen der „Trotz“ schwankt zwischen 100 Kilogramm und dem Spitzenwert von zwei Tonnen am Tag. Pro Kutter und Jahr kommen so im Schnitt etwa 60 Tonnen zusammen. Ob die Arbeit sich gelohnt hat, hängt aber nicht nur von der Menge ab. Der Krabbenpreis ist stark schwankend. Zuletzt lag er 2021 noch bei 4,30 Euro je Kilo, kletterte er 2022 parallel zu stark steigenden Allgemeinkosten auf 6,05 Euro – für die Fischer wohlgemerkt. Im Handel kostet ein Kilo ungepulter Krabben um die 15 Euro. 

Jennifer Schröder
Jennifer Schröder verkauft am Hooksieler Außenhafen Krabben frisch vom Kutter. Foto: hol

Mit Direktvermarktung durch die Corona-Krise

Ein entscheidender Faktor für den Preis ist die Nachfrage. Die rutschte während der Corona-Pandemie in den Keller. Geschlossene Gaststätten, kaum Feste, keine Krabbenbrötchen-Stände.„Uns hat in den zurückliegenden beiden Jahren die Direktvermarktung hier in Hooksiel sehr geholfen“, sagt Schröder. Das Angebot, frische Krabben direkt beim Fischer zu kaufen, werde es auch künftig geben – allerdings nicht mehr am Wohnhaus der Schröders, sondern am Kutter im Außenhafen. Premiere war am Donnerstag. Eine ganze Reihe von Stammkunden kamen. Sie wurden per WhatsApp informiert, wann der Krabbenverkauf beginnt. Kilopreis zum Saisonstart: 13 Euro.

Fangsaison von März bis Dezember? Also haben Krabbenfischer drei Monate Urlaub? Schröder lacht. Tatsächlich sei er mit seiner Familie für ein paar Tage in die Sonne geflogen. Aber auch im Winter gebe es am Kutter jede Menge zu tun. „Wir erledigen dann alle Arbeiten, für die in der Fangsaison die Zeit fehlt. Jetzt haben wird zum Beispiel alle Keilriemen ausgewechselt, damit uns keiner auf See reißt.“

Die „Trotz“, Kennung Hoo-60, ist 1970 gebaut worden, also schon über 50 Jahre alt. Macht dem Schiff das Alter nichts aus? „Natürlich. Dass ist so, als wenn man mit einem 50 Jahre alten Lastwagen über die Straßen fährt“, sagt Schröder. Aber an die Millioneninvestition in einen neuen Kutter sei derzeit aber gar nicht zu denken. „Dafür gibt uns keine Bank einen Kredit.“ Auch das ist einer der Gründe , warum die Tage der deutschen Krabbenkutter-Flotte gezählt sein könnten.

LNG-Terminal: Umweltminister froh über Suche nach Alternativen zum Chlor

Hooksiel/Wilhelmshaven (29. 3.2023) – Hoch erfreut hat Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) auf die zuerst von „Hooksiel-Life“ verbreitete Nachricht reagiert, dass die vom Energiekonzern Uniper getragene Betreibergesellschaft des LNG-Terminals Wilhelmshaven für das Reinigen ihres Röhrensystem aktiv nach Alternativen zum Chlorverfahren sucht. „Dies zeigt“, so Meyer: „Es gab und gibt bei der wasserrechtlichen Genehmigung keinen Umweltrabatt. Mein Ziel für die Umwelt ist es, schnellstmöglich auch hier eine Beendigung der Einleitung von Chlor zu erreichen.“

Meyer: Schutz des Wattenmeeres hat hohe Bedeutung

Die Alternativenprüfung sei ein wichtiger Schritt, um das erste LNG-Terminal in Deutschland ebenfalls ohne schädliche Abwässer zu betreiben. „Ich erwarte, dass auch hier der Bund etwaige Mehrkosten übernimmt“, so Meyer heute. „Wir haben uns – gegen alle Behauptungen – ständig für ein Höchstmaß an Umweltstandards eingesetzt und sowohl ein Minimierungskonzept mit ständiger Alternativenprüfung als auch ein umfangreiches ökologisches Monitoring vorgeschrieben. Der Schutz des Wattenmeers hat für die Landesregierung eine hohe Bedeutung.“

Die Einleitung von Chlor ins Wattenmeer durch das LNG-Terminal war Gegenstand großer Diskussionen mit den Umweltverbänden und im Landtag. Die so genannte „Elektrochlorierung“ wird zur Reinigung der mit Meerwasser gefüllten Rohre in der schwimmenden Regasifizierungseinheit (FSRU) genutzt. Das Land hatte die wasserrechtliche Genehmigung für die erste FSRU unter Auflagen wie des Minimierungsgebots der Einleitungen, der Alternativenprüfung und einem intensiven gewässerökologischen Monitoring erteilt.

Strenge Auflagen des Landes schreiben Suche nach Alternativen vor

Die Betreibergesellschaft hat jetzt bestätigt, dass aufgrund der strengen Auflagen des Landes seit der Erteilung der wasserrechtlichen Genehmigung eine Vielzahl von chemischen, biologischen, physikalischen, mechanischen und weiteren Antifouling-Verfahren untersucht und bezüglich ihrer Umsetzbarkeit auf der „Höegh Esperanza“ untersucht werden. Das Ultraschallverfahren wurde dabei gegenüber „Hooksiel-Life“ ausdrücklich genannt. Ergebnisse der Alternativenprüfung werden für das dritte Quartal erwartet. Auch die Minimierung durch die Stoßchlorierung, also den Einsatz deutlich geringerer Mengen Chlor, muss nach den Auflagen des Umweltministeriums untersucht werden.

Meyer weist darauf hin, dass er Anfang diesen Jahres in intensiven Gesprächen mit dem Betreiber der für Ende des Jahres geplanten zweien FSRU der Firma TES erreicht habe, dass diese von vornherein das chlorfreie und von den Umweltverbänden geforderte Ultraschallverfahren zur Reinigung anwenden will. Die Mehrkosten der umweltfreundlichen Umrüstung in Millionenhöhe trägt der Bund.

Über das LNG-Terminal Wilhelmshaven werden nach Angaben des Umweltministeriums zurzeit rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs gedeckt. Es sei prinzipiell auch für die Regasifizierung grüner Gase geeignet. Betrieben wird das Terminal durch das Unternehmen Uniper im Auftrag der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET). So „schnell wie möglich“, so das Ministerium, sollen die beiden schwimmenden FSRU durch ein in der Kapazität größeres festes Terminal der Firma TES abgelöst werden. Dort kann die Regasifizierung grüner Gase grundsätzlich umweltfreundlich ohne Meerwasser und Antifouling-Systeme erfolgen.

Umweltministerium: Chloranteil wird permanent überprüft

Bei der Regasifizierung in der schwimmenden FSRU wird minus 164 Grad kaltes, flüssiges Gas mit Meerwasser aufgewärmt – und nicht, so betont das Ministerium, durch einen klimaschädlichen fossilen Verbrennungsprozess. Damit sich die Wasserrohre auf Dauer nicht mit Muscheln und Seepocken zusetzen, wird dem Wasser bisher ein geringer Anteil an Chlor beigemischt. Das Chlor werde regenerativ per Elektrolyse direkt aus dem Meersalz (NaCl) gewonnen. 

Das im Meerwasser enthaltene Natriumchlorid (NaCl) bzw. „Salz“ wird unter Zuführung von elektrischer Energie zu aktivem Chlor (Cl2) in Form von Natriumhypochlorit (NaOCl) umgewandelt. Dass der Höchstwert von 0,2 mg Chlor pro Liter Wasser nicht überschritten wird, werde permanent geprüft, so das Umweltministerium. „Beim Ultraschallverfahren werden die Rohre ohne Biozide „gereinigt“.

Kommentar: Für Symbole ist es beim Klimawandel schon viel zu spät

Von Gerd Abeldt

Das Eis an den Polen schmilzt, die Zahl von Starkregen und Überschwemmungen nimmt rasant zu, die Durchschnittstemperaturen in Deutschland steigen kontinuierlich. Der Klimawandel ist nicht mehr zu übersehen. Für jedermann. Und wie reagieren wir: Wir schalten für eine Stunde das Licht aus! 

Toll. Auch wenn die WWF-PR-Aktion „Earth Hour“ nur einen symbolischen Charakter haben soll, schadet sie vermutlich dem Klima mehr als das sie ihm nutzt. Schon der Hausmeister, der mit seinem Wagen zum Kreishaus oder zu den Rathäusern fährt, um am Samstag um 20.30 Uhr das Licht auszuknipsen, verursacht mehr klimaschädliches CO2 als durch den Verzicht auf die LED-Beleuchtung in den Verwaltungsgebäuden eingespart wird.

Das Symbol täuscht über die eigentliche Frage hinweg: Warum müssen öffentliche Gebäude überhaupt jenseits von Arbeitszeiten beleuchtet sein? Gut: Hier und dort sind es imposante Bauwerke oder gar Denkmäler, die das Ortsbild verschönern. Aber das gilt mitnichten für alle Rathäuser und Turnhallen. Auch nicht in Friesland.

Also: Schaltet gern die Leuchten am Samstag um 20.30 Uhr aus. Aber macht sie erst dann wieder an, wenn ihr wirklich Licht braucht. Angesichts der Sommerzeit, die am Wochenende beginnt, dürfte das irgendwann im Herbst sein. Das würde dem Klima tatsächlich helfen. Zumindest ein klein wenig. 

Hilfe für Krabbenfischer: Breite Front gegen Pauschalverbot für Grundnetze

Hooksiel/Büsum (21. 3. 2023) – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) lehnt ein Pauschalverbot für die Fischer mit Grundschleppnetzen in den deutschen Küstengewässern ab. „Wir müssen unsere Bemühungen verstärken, die Fischerei nachhaltiger zu machen“, sagte Özdemir in einer Stellungnahme zum „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“. Darin hatte die EU-Kommission das Verbot der „grundberührenden Fischerei“ ab 2024 angeregt. Ein Pauschalverbot, so der Minister hätte gravierende Folgen für die deutsche Krabbenfischerei, die von „großer sozioökonomischer und kultureller Bedeutung“ sei. „Wir werden uns in den Beratungen dafür einsetzen, gemeinsam mit Fischerei und Wissenschaft Fangmethoden weiterzuentwickeln, um die Umweltauswirkungen zu minimieren.“

Die deutschen Küstenfischer laufen seit Wochen gegen die EU-Pläne Sturm. Am morgigen Mittwoch wollen sie mit ihren Kuttern in Büsum demonstrieren. Direkt am Hafen tagt die Agrarministerkonferenz mit Özdemir.

Unterdessen hat sich mit der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) der erste Umweltschutzverband gegen die EU-Pläne ausgesprochen. Der Vorsitzende, Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner: „Ohne eine nachhaltige Küstenfischerei hat unsere Nordsee, bei all ihrer industriellen Nutzung, kaum mehr eine Chance, noch wenigstens ein der Natur nahes Refugium zu bleiben!” Die Schutzgemeinschaft fordert alle norddeutschen Landesregierungen, die Bundesregierung, den Ministerrat und das Europäische Parlament auf, „die überzogenen Forderungen der EU-Kommission abzulehnen, die zum Aus der deutschen Küstenfischerei führen würde.“ 

Der EU-Aktionsplan würde schlicht das Gegenteil bewirken. „Mit den Küstenfischern verschwände eine fachkundige Gruppe, die direkt und vor Ort negative Veränderungen der Meeresumwelt tagesaktuell sowie großflächig bemerken und wohl auch öffentlich machen würde“, sagt Wagner. Diese negativen Veränderungen im Wattenmeer würden nicht durch die für ihre Nachhaltigkeit mit dem MSC-Sigel zertifizierten Krabbenfischerei verursacht, sondern, so der stellvertretende SDN-Vorsitzende, Ulrich Birstein „durch sehr viel größere Bedrohungen wie Schadstoffeinträge, Erwärmung, Plastikmüll, Gammelfischerei, Eutrophierung, Sandentnahmen, militärische Nutzung, Offshore- Windparks, Baggergutverklappungen und vieles mehr“. 

Die Einrichtung der Nationalparke Wattenmeer sei nicht gegen, sondern gemeinsam mit den Krabbenfischern erfolgt, so Wagner. „Und die Fischereifamilien würden mit technischen Verbesserungen am Fanggeschirr, Monitoring des Beifangs und eigenen Managementsystemen hart daran arbeiten, ihren Einfluss auf die Meeresumwelt immer weiter zu minimieren.“ 

Anders der Naturschutzbund Nabu. Er erwartet von der Agrarminister-Konferen ein klares Bekenntnis der Bundesministerien für Fischerei und Umwelt zum EU-Aktionsplan. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen: „Dazu braucht es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die einen Fahrplan erarbeitet, um das deutsche Schutzgebietsnetzwerk frei von grundberührenden Fanggeräten zu halten. Zugleich braucht es eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Fanggeräte und eine Forschungsoffensive bei der Entwicklung umweltschonender Fangtechnik. Wir brauchen gemeinsame Lösungen von Fischerei und Naturschutz. Klar ist: ein Weiter so ist keine Option.“